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Totenblüte

Totenblüte

Titel: Totenblüte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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eine Stange Geld gekostet haben.» Vera schaute in Richtung Fenster. «Bei der Aussicht.»
    «Nicht so wild. Ich habe sie schon vor sechs Jahren gekauft. Erstbezug. Damals haben mich alle für verrückt erklärt, weil ich nach Shields ziehe. Wenn ich jetzt verkaufen würde, könnte ich einen ordentlichen Profit machen.»
    «Und Sie wohnen hier allein?»
    «Ja.»
    Aber ich bin nicht so ein armes Würstchen, hätte er am liebsten hinzugesetzt. Zumindest nicht so ein armes Würstchen wie Clive. Schließlich war ich mal verlobt. Mit Emily, der Liebe meines Lebens. Wir wollten zusammen in eine schöne Wohnung in Tusmond ziehen. Und seither gab es viele Frauen. Die sind zwar nicht hier eingezogen, es warenauch keine festen Freundinnen. Aber ich war nie lange allein. Und jetzt gibt es Julie.
    Vera öffnete ihre Bierdose. Gary warf einen Blick auf die Uhr. Er hatte immer noch diesen Anruf vor sich.
    «Erwarten Sie noch Besuch?», fragte sie.
    «Nein, nein», beeilte er sich zu versichern. «Kein Problem. Geht es noch um diese Studentin, die ermordet wurde? Ich dachte, Sie hätten mich gestern schon alles gefragt.»
    Erst einmal nahm sie einen großen Schluck Bier, direkt aus der Dose. Das Glas, das er ihr auf den Couchtisch gestellt hatte, ignorierte sie. «Ich werde Ihnen jetzt eine Frage stellen», sagte sie dann, «die ich Ihnen schon gestellt habe. Trotzdem möchte ich, dass Sie noch einmal ernsthaft darüber nachdenken.»
    Gary wollte ihr schon ins Wort fallen, ihr sagen, dass sie nur ihre Zeit verschwendete, dass er wirklich nichts über den Mord an dieser Studentin wusste. Aber sie bedeutete ihm mit einer energischen Geste, die Bierdose in der Hand, sie nicht zu unterbrechen. Irgendwie gelang es ihr immer, ihren Willen durchzusetzen. Jetzt wartete sie erneut, bis sie ganz sicher war, dass er auch zuhörte. «Sagt Ihnen der Name Luke Armstrong etwas?»
    «Nein. Das habe ich Ihnen doch schon gestern gesagt.»
    «Und ich habe gerade gesagt, Sie sollen nochmal drüber nachdenken.»
    Schweigend sahen sie einander an. Dann schüttelte Gary den Kopf.
    «Seine Mutter heißt Julie. Und seine Schwester Laura. Vielleicht hilft Ihnen das ja auf die Sprünge.»
    Gary erstarrte, die Bierdose halb am Mund. «Julies Sohn?», sagte er.
    «Richtig, Julies Sohn. Der Junge, der so lange krank war.»
    «Ich wollte Ihnen wirklich nichts verheimlichen, Inspector.»
    «Tja, das haben Sie aber getan.»
    «Ich kannte ihn doch gar nicht. Julie hat nur von ihm erzählt. Ich wusste, dass er es ziemlich schwer gehabt hat. Aber irgendwie hat mir der Name Armstrong nichts gesagt. Für mich ist sie immer noch Julie Richardson.» Er sah Vera an. «Und er ist tot?»
    «Er wurde ermordet», sagte sie. «Haben Sie das denn nicht in der Zeitung gesehen?»
    «Ich lese nicht viel Zeitung. Heute Morgen auf der Rückfahrt von Peter habe ich Radio gehört. Aber da war nur von Lily Marsh die Rede, nicht von dem Jungen.»
    «Wir wollen auch möglichst vermeiden, dass die Medien da eine Verbindung herstellen.»
    «Und er wurde auf dieselbe Art getötet wie Lily Marsh?»
    «Nicht ganz. Aber es gibt frappante Ähnlichkeiten.»
    «Mein Gott», sagte Gary. «Julie muss ja völlig am Ende sein. Sie hat mir erzählt, dass er kein einfacher Junge ist, aber man merkte doch, dass sie total vernarrt in ihn ist. Ich meine, natürlich hat sie gesagt, dass sie ihre beiden Kinder liebt, aber Luke war etwas Besonderes für sie. Er hat sie gebraucht. Ich weiß gar nicht, was ich jetzt machen soll. Als Sie eben geklingelt haben, wollte ich gerade bei ihr anrufen. Eigentlich hatte ich auf ihren Anruf gewartet. Sie hat gesagt, sie würde anrufen. Ich dachte schon, sie will mich vielleicht doch nicht wiedersehen. Aber jetzt verstehe ich das natürlich.» Er schwieg einen Moment. «Wahrscheinlich will sie gerade lieber nichts von mir hören.»
    «Typisch Mann», sagte Vera halb zu sich selbst. «Da hat die Frau ihren Sohn verloren, und er denkt nur daran, ob er sie jetzt noch in die Kiste kriegt.»
    «Nein!», rief Gary. «So meine ich das doch gar nicht. Siekann jetzt sicher einen Freund brauchen, aber vielleicht nicht gerade mich. Sie braucht doch jetzt eher jemanden, der sie schon länger kennt, oder? Ich wäre ihr wahrscheinlich nur lästig. Glauben Sie nicht?»
    «Tut mir leid, Herzchen, ich bin nur Polizistin, keine Paartherapeutin.»
    Er sah sie eindringlich an. «Wie geht es Julie denn?»
    «Ihr Sohn wurde gerade ermordet. Was glauben Sie denn, wie’s ihr geht?»
    Gary stand

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