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TotenEngel

TotenEngel

Titel: TotenEngel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Fischer
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Commissaris lief aus dem Zimmer, und als er auf dem Gang war, rannte er in Richtung Treppenhaus, stieß die Stationstür mit denMilchglasfenstern auf und drückte den Fahrstuhlknopf, aber nichts geschah, und deswegen nahm er die Treppe, immer drei Stufen auf einmal, und folgte dem Schild mit der Aufschrift Direktion .
    Im Treppenhaus standen die Oberlichter einiger Fenster auf, sodass man das Tosen des Meeres hören konnte, als spülten die Brecher inzwischen über den Strand und die Dünen bis an die Klinikmauern. Van Leeuwen erreichte das Stockwerk, auf dem Van der Meer sein Büro hatte. Das Handy vibrierte an seiner Brust. Er holte es mit der ungeschickten linken Hand heraus, fummelte im Dunkeln damit herum, bis er es richtig hielt, und meldete sich. »Ja, hallo?«
    »Wo bist du?«, wollte Gallo wissen. »Ich war bei dir zu Hause.«
    »Ich bin in der Klinik.«
    »Was machst du da?«
    »Ich konnte nicht schlafen, und es gab keinen anderen Ort, an dem ich gebraucht wurde.« Van Leeuwen fragte nicht, wieso Ton Gallo nicht schlief. »Was hast du herausgefunden?«
    »Jacobszoon ist nicht der, den wir suchen«, sagte Gallo. »Er ist nicht der Plastiktütenmörder. Zum Zeitpunkt der ersten Morde war er ganz woanders, das halbe Land lag zwischen ihm und den Tatorten.«
    Van Leeuwen blieb stehen, im Dunkeln auf dem Treppenabsatz. »Von welchen ersten Morden sprichst du präzise?«
    »Von einigen, die länger als fünfzehn Jahre zurückliegen, nicht allen, aber einigen – außer dem an Conrad Mueller. Er war zur selben Zeit in der Nähe der Orte, wo der Mörder zugeschlagen hat, aber erst bei den späteren Fällen.«
    »Wo war er bei den ersten Fällen?«
    »In Brunswyck, bei seiner Mutter.«
    »Seine Mutter war doch im Gefängnis.«
    »Seine Mutter war nicht Sara Scheffer. Er ist nicht das Baby aus dem Blumentopf, das überlebt hat. Es stimmt, dass er einen anderen Namen angenommen hat, und er stammt sogar aus der Gegend von Steenwijk, aber seine Mutter hieß nicht Scheffer.«
    »Vielleicht waren die ersten Fälle dann doch keine Tötungen«, meinte der Commissaris.
    »Tut mir leid, Bruno«, erwiderte Gallo. »Ich bin noch nicht mit allen Fällen durch, aber ich glaube nicht, dass der Rest ein anderes Bild ergibt.«
    »Und wo war Van der Meer? Wo war er, als die ersten Fälle auftauchten?«
    »Komisch, dass du das fragst«, sagte Gallo, aber als er es Van Leeuwen sagte, war die Antwort gar nicht komisch, weil nichts an diesem Fall komisch war. Der Commissaris wusste, dass auch die Antwort auf seine nächste Frage nicht komisch sein würde, aber er stellte sie trotzdem, und er hatte recht. Er unterbrach die Verbindung, ließ das Handy in die Manteltasche gleiten und betrat den Gang, der zu Van der Meers Büro führte.
    Auch dieser Gang erstreckte sich leer und dunkel bis zu einem vom Regen glitzernden Fenster am anderen Ende. Die Tür mit dem Schild Klinikleitung Dr. van der Meer war die erste auf der linken Seite. Ohne zu klopfen, drückte Van Leeuwen die Klinke. Die Tür war abgeschlossen. »Doktor van der Meer!«, rief der Commissaris wider besseres Wissen. »Doktor van der Meer! Schwester!«
    Van Leeuwen hämmerte mit der Faust an die nächste Tür, an der Sekretariat stand. Auch hier öffnete ihm niemand, sodass er noch einmal »Schwester!« brüllte, bis hinter ihm eine andere Tür aufging, und aus dieser Tür trat die Schwester, die ihm schon vor einer Viertelstunde die Nachtpforte geöffnet hatte.
    »Machen Sie nicht so einen Lärm, Sie wecken ja die Patienten auf!«, schimpfte sie leise.
    »Wo ist Doktor van der Meer?«, fragte der Commissaris.
    »Er hat die Klinik verlassen.«
    »Wann?«
    »Darüber kann ich Ihnen keine Auskunft geben.«
    »Wissen Sie, wo ich ihn erreichen kann?«, drängte Van Leeuwen. »Haben Sie seine Mobilfunknummer?«
    »Also«, die Schwester überlegte. »In dringenden Fällen – er hinterlässt für so einen Fall auf seinem Schreibtisch einen Zettel …«
    »Die Tür ist abgeschlossen.«
    »Der Doktor schließt sein Büro nie ab«, entgegnete dieSchwester und drückte die Klinke, um es ihm vorzuführen, doch die Tür widersetzte sich ihr und blieb verschlossen. »Das ist aber merkwürdig.« Sie griff in die Tasche ihres weißen Kittels, holte einen Schlüsselbund heraus und sperrte auf. »Hier haben alle Zimmer dieselben Schlösser«, erklärte sie. »Ich weiß allerdings nicht, ob Sie ohne Durchsuchungsbeschluss wirklich …«
    Van Leeuwen schob sie beiseite, öffnete die Tür und betrat

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