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TotenEngel

TotenEngel

Titel: TotenEngel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Fischer
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das Büro, und als er das Licht einschaltete, sprangen ihm als Erstes die Bilder ins Auge, die Gemälde von den Blumentöpfen und den Babys in ihren blutbefleckten Windeln, auf dem Boden, den Fensterbrettern und der Staffelei. »Wie finden Sie denn Doktor van der Meers Gemälde?«, fragte der Commissaris, während er zu dem Schreibtisch vor dem Fenster mit Seeblick ging.
    »Doktor Jacobszoons Bilder«, verbesserte die Schwester ihn. »Er hat sie der Klinik für eine Ausstellung zur Verfügung gestellt.«
    Der Commissaris erinnerte sich an Van der Meers Worte bei seinem ersten Besuch in der Klinik, wie er die Bilder beschrieben hatte: Vielleicht symbolisieren sie den Irrsinn des Lebens. Es sind Darstellungen aus den Albträumen, die mir Patienten erzählt haben. Ich spiele mit dem Gedanken an eine Ausstellung, sobald ich genug fertiggestellt habe.
    Er trat auf eins der Bilder zu, und jetzt entdeckte er rechts unten, winzig klein und mit roter Farbe gemalt, die Buchstaben K J . Er war sicher, dass die Signatur bei seinem ersten Besuch in Van der Meers Büro noch nicht da gewesen war, weder auf diesem Gemälde noch auf einem der anderen. Er warf einen Blick auf den Schreibtisch des Arztes, dessen Platte leer im Licht der Deckenbeleuchtung schimmerte. »Ich brauche seine Mobilfunknummer, sofort!«
    »Vielleicht steht sie bei seiner Sekretärin im Rolodesk.« Die Schwester ging zur Verbindungstür zum Nebenzimmer.
    Van Leeuwen kramte mühsam sein Handy hervor. Mit dem Daumen der gesunden Hand tippte er Inspecteur Vreelings Nummer ein. Der Inspecteur meldete sich eine ganze Weile lang nicht, und als er es tat, klang seine Stimme orientierungslos. »Hast du etwa geschlafen?«, polterte Van Leeuwen.
    »Nein«, der Inspecteur verhaspelte sich fast, »nein, nur nachgedacht, ich war in Gedanken und …«
    »Was ist mit Jacobszoon?«, fragte Van Leeuwen. »Ist er noch in seiner Wohnung? Hat er in den letzten Stunden Besuch bekommen?«
    »Ich weiß nicht«, Vreeling versuchte, klar und kompetent zu klingen, »ich stehe hier auf der Straße, gegenüber der Eingangstür, und wenn jemand das Haus betritt, ohne zu klingeln …«
    »Besuch zwischen Mitternacht und jetzt, ich meine, von Doktor van der Meer.«
    »Ich weiß doch gar nicht, wie der aussieht«, wandte Vreeling ein. Ein Tuten in der Leitung meldete ein anderes Gespräch an, und Van Leeuwen sagte:
    »Ach, Remco, halt einfach die Augen offen und versuch, nicht wieder einzuschlafen!« Er wechselte die Verbindung, und diesmal war Julika am anderen Ende.
    Ihre Stimme klang dringlich, fast ängstlich: »Bruno, kannst du schnell kommen, bitte? Hier passiert was Merkwürdiges – ich glaube, sie stirbt. Muriel stirbt gerade, glaube ich.«
    Van Leeuwen rannte wieder, diesmal abwärts. Er rief der Schwester zu: »Los, kommen Sie mit!«, und dann stürmte er aus Van der Meers Büro, durch die Tür zum Treppenhaus und die Stufen hinunter, drei auf einmal in der Dunkelheit, und das Handy in der Hand, ohne es auszuschalten; er hatte es einfach vergessen. Er stürzte durch die nächste Tür, lief den nächsten Gang entlang, zu der letzten Tür, die schon offen stand.
    In Muriel Brautigams Zimmer bemerkte er sofort, dass etwas anders geworden war. Die Frau in dem Bett sah auf einmal wieder jung aus, nicht mehr nur wie ein Skelett, das an Schläuchen hing. Ihre Augen waren offen, sie schienen zu strahlen, und ihre Lippen lächelten. Ihr Gesicht war leicht gerötet, eine gesunde Röte, die zu dem Strahlen in ihren Augen passte. Ihre Arme und Beine bewegten sich, aber nicht mehr unter Schmerzen und Mühen, sondern sacht, sanft, wie von einer warmen Strömung erfasst.
    Der Commissaris trat an Muriels Bett. Ihre Augen suchtenseinen Blick. Er fand darin keinen Protest, kein Bedauern, nur helle Dankbarkeit, und als er zu Julika am Fußende des Bettes hinübersah, entdeckte er einen Abglanz davon auch auf ihrem Gesicht. Ich habe nichts damit zu tun, dachte er. Die Worte lagen ihm auf der Zunge, aber im selben Moment wusste er, dass sie nicht stimmten.
    Van Leeuwen betrachtete die Infusionsflasche, die an dem Ständer neben dem Kopfende von Muriels Bett hing, und die Flüssigkeit, die durch den transparenten Schlauch in ihre Venen tröpfelte. Er sah wieder auf Muriels Gesicht, das mit jedem Herzschlag jünger und glücklicher wirkte. Dann ertrug ihr Herz die Droge nicht mehr und blieb stehen. Die junge Frau zitterte, als führe ein Windstoß durch ihren Körper. Ihre Augen leuchteten noch einmal

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