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TotenEngel

TotenEngel

Titel: TotenEngel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Fischer
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hättest du das Leiden selbst erfunden. Niemand erwartet dieses Übermaß von dir, kein Mensch, nicht mal Gott!«
    »Da du offenbar Einblick in Gottes Erwartungen hast«, erwiderte Van Leeuwen mühsam beherrscht, »verrate mir doch mal, was Er sich davon verspricht, einen Menschen wie Simone krank werden und sterben zu lassen, während jemand wie du gesund und munter weiterleben darf?!«
    »Ich spreche jetzt nicht mehr von Simone als dein Freund«, erklärte der Hoofdcommissaris. »Ich spreche nun als dein Vorgesetzter von dir und deiner Arbeit.«
    »Was ist mit meiner Arbeit?«
    Joodenbreest trat wieder einen Schritt zurück. »Du zwingst die Kollegen vom Centrum, eine Morduntersuchung einzuleiten, obwohl keinerlei Anzeichen dafür vorliegen, dass es sich bei der auf den Wallen gefundenen Leiche überhaupt um einen gewaltsamen Tod handelt, und du …«
    »Ich habe sie gebeten, nicht gezwungen. Außerdem hatte Gerrit Zuiker eine Pistole in seiner Aktentasche, eine Walther P 38 mit abgefeilter Seriennummer.«
    »Die von den Technikern im Labor wieder sichtbar gemacht worden ist. Die Pistole ist noch nie für eine Straftat benutzt worden.«
    »Aber vielleicht sollte sie erst noch benutzt werden. Vielleicht hat jemand Zuiker genau deswegen umgebracht.«
    »Und was ist mit diesem Chinesen im Rollstuhl, den du vor ein paar Stunden hierher gebracht hast?«
    »Er hat seinen Cousin ermordet.«
    »Und du trinkst Tee mit ihm, im selben Raum mit der Leiche?«
    »Es war eine Einzimmerwohnung.«
    »Ich weiß, dass es eine Einzimmerwohnung war. Ich habe mich bei den Kollegen vom Technischen Dienst informiert. Sie haben zwei Tassen gefunden, deine Fingerabdrücke …«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil ich Anordnung gegeben habe, sofort über jeden Fall informiert zu werden, bei dem du auftauchst. Also, wieso trinkst du Tee mit einem geständigen Mörder?«
    »Er wollte mir etwas sagen.«
    »Was wollte er dir sagen?«
    »Warum er es getan hat.«
    »Und warum hat er es getan?«
    Der Commissaris drehte sich um und sah Joodenbreest an. »Er braucht noch etwas Zeit. Er weiß noch nicht, dass er es mir sagen möchte.«
    »Na gut, ich weiß jedenfalls, was ich dir sagen möchte, und ich brauche keine Zeit. Du wirst einen Termin bei Doktor Menardi vereinbaren, und du wirst diesen Termin auch wahrnehmen, denn ohne ihren Bericht über deine psychologische Tauglichkeit lasse ich dich weder an dem einen noch an dem anderen Fall weiterarbeiten. Es kann natürlich durchaus sein, dass bei dir alles in Ordnung ist, aber ehrlich gesagt bezweifle ich das. So wie ich das sehe, bist du ein wandelnder Systemfehler in Menschengestalt …«
    Van Leeuwen sagte: »Wenn ich ein Systemfehler bin, dann war auch meine Frau ein Systemfehler, und wenn Simone ein Systemfehler war, kann von mir aus das ganze System zum Teufel gehen, und zwar mitsamt der Festplatte, der Stromversorgung und jedem einzelnen Atomkraftwerk, das sie aufrechterhält! Und ich …«
    Das Telefon auf seinem Schreibtisch schnitt ihm das Wort ab. Der Commissaris griff nach dem Hörer und meldete sich.
    »Hier spricht der erste Sekretär von der Heiligen Bruderschaft der Schlaflosen«, sagte eine tiefe Stimme dicht an seinem Ohr. Bei ihrem Klang fiel alle Müdigkeit von Van Leeuwen ab. »Ich habe bei Ihnen zu Hause angerufen, aber Sie waren nicht da«, fuhr dieStimme fort. »Oder zumindest sind Sie nicht an den Apparat gegangen.«
    »Das liegt daran, dass ich hier war«, antwortete der Commissaris. »Was kann ich um ein Uhr morgens für Sie tun, Doktor Holthuysen?« Der Pathologe sagte: »Fragen Sie nicht, was Sie für mich tun können – fragen Sie lieber, was ich für Sie tun kann oder schon getan habe.« Da der Commissaris diese Frage jedoch nicht stellte, fuhr er von sich aus fort. »Ich war noch nicht müde, und deswegen habe ich mir den Chinesen vorgenommen, der heute Nacht reingekommen ist …«
    »Ist das unser Doktor Holthuysen?«, wollte der Hoofdcommissaris wissen.
    Van Leeuwen nickte. »Ja, der aus der Leichenhalle.«
    »Sind Sie nicht allein?«, fragte der Pathologe.
    »Der Hoofdcommissaris ist bei mir«, antwortete van Leeuwen. »Der Hoofdcommissaris um eins noch im Präsidium?«, sagte Holthuysen. »Zeichen und Wunder! Also, wie auch immer, ich bin da auf etwas Interessantes gestoßen. Dieser tote Chinese, den Sie mir vor ein paar Stunden geschickt haben, war eine simple Angelegenheit, von außen und von innen. Aber der andere, der junge Mann von gestern Morgen …«
    »Gerrit

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