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TotenEngel

TotenEngel

Titel: TotenEngel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Fischer
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ergänzte der Pathologe.
    »Aber Gerrit Zuiker war doch gesund, oder?«
    »Soweit man Gesundheit bei einer Autopsie feststellen kann, ja. Zumindest körperlich.«
    Jetzt im Büro ging Gallo zum Fenster und sah hinaus auf die Straße und die Gracht vor dem Fenster, unter dem klaren blauen Herbsthimmel. »Vielleicht waren es zwei verschiedene Täter, die nur zufällig nach dem gleichen modus operandi vorgegangen sind«, meinte er.
    »Innerhalb von nur einer Woche?«, fragte Julika. »So häufig ist das auch nicht gerade: Mord mit einer Plastiktüte.«
    »Und was machen wir, wenn der Doc recht hat?«, wollte Inspecteur Vreeling wissen. »Wenn es wirklich noch mehr Opfer gibt, die bisher unentdeckt geblieben sind?«
    Der Commissaris sagte: »Dann identifizieren wir sie, weisen sie dem Täter zu und stellen ihn, bevor er noch mehr umbringt. Ungesühnte Morde unterminieren die Berechenbarkeit des Zusammenlebens. Das lasse ich nicht zu.«
    »Willst du eine Sonderkommission zusammenstellen?«, fragte Gallo und gab seine Abwehr auf, indem er die Hände in die Gesäßtaschen seiner Jeans schob.
    »Dafür ist es noch zu früh«, sagte der Commissaris. »Erst will ich ganz sichergehen, dass es sich um ein und denselben Täter handelt und dass es noch mehr Opfer gibt.«
    Julika betrachtete die Spitzen ihrer Stiefeletten. »Glauben Sie, es ist ein Verrückter, Mijnheer?«
    »Jeder Mörder ist verrückt«, sagte der Commissaris leise, »und zwar in dem Moment, in dem er zum Mörder wird. Selbst wenn er sonst ganz und gar normal zu sein scheint, im Augenblick der Tat ist er es nicht mehr, und vielleicht nur in diesem einen. Den Verrückten erfindet die Polizei bloß, um Fahndungspannen zu überschminken. Und wenn das irgendwann nicht mehr hinhaut, heißt es, es handelt sich um ein Superhirn .«
    »Was ist eigentlich aus diesem Turnlehrer geworden – Pieter Hoekstra? War das nicht unser Verdächtiger Nummer eins?«, fragte Inspecteur Vreeling.
    »Weil wir dachten oder es für möglich hielten, dass er ein Motiv hätte«, antwortete Gallo, »nämlich den Mann seiner Geliebten aus dem Weg zu schaffen. Aber warum sollte er eine sowieso schon todkranke junge Frau in Haarlem umbringen?«
    »Ist er denn inzwischen wieder aufgetaucht?«
    »Schon am nächsten Tag nach unserem Besuch in der Schule«, erklärte Gallo. »Er hat sich erst bei Margriet gemeldet und dann bei uns. Wir haben ihn eingehend verhört, aber er hat sehr glaubhaft gemacht, dass sein Verschwinden eine Kurzschlussreaktion war, weil er annahm, alles spräche gegen ihn. Aber wenn du willst, kannst du gern sein Alibi für die Zeit des zweiten Mordes überprüfen.«
    Der Commissaris betrachtete das ausgeblichene Poster der letzten wirklich großen Mannschaft von Ajax Amsterdam an der Wand gegenüber seinem Schreibtisch, als könnte sich unter den monochromen, von der Sonne gebleichten Spielern der Mörder verbergen, nach denen sie suchten: ein ebenso farbloser Mann mit einem Durchschnittsgesicht, aber fähig zu blutig leuchtenden Taten. An der Pinnwand neben dem Poster hingen mehrere Fotos von Gerrit Zuiker, schwarz-weiß und farbig, in der Gasse, in der Van Leeuwenihn gefunden hatte, und auf dem Tisch der Pathologie. Von Jun Wu gab es nur eine Aufnahme, mit Blitzlicht in der kleinen Wohnung am Zeedijk geschossen.
    »Sie sehen finster aus, Commissaris«, stellte Vreeling fest. »An was denken Sie gerade?«
    »Ich plane die Weltherrschaft«, brummte Van Leeuwen. Dann stand er entschlossen auf. »Wir fahren nach Haarlem, zu der Tulpenfarm. Ich möchte mir den Tatort ansehen und mit den Kollegen und Hinterbliebenen der Toten sprechen.«
    »Solltest du nicht vorher mit den Kollegen von der Politie Kennemerland reden?«, regte Gallo an. »Du kennst da doch jemanden in Haarlem Noord.«
    »Stimmt, das sollte ich, du hast vollkommen recht«, meinte der Commissaris, griff zum Telefon und wählte die Nummer der Polizei in Haarlem Noord. »Verbinden Sie mich mit Teamchef Sinnege«, bat er, als am anderen Ende abgehoben wurde. Er wartete, bis er weiterverbunden worden war, dann sagte er: »Jan, hallo, Bruno hier, vom Hoofdbureau in Amsterdam. Ihr habt da einen Fall, der mich interessiert.«
    »Hallo, Bruno – ich habe mir schon gedacht, dass ich bald von dir höre«, sagte Hoofdinspecteur Sinnege. »Was willst du wissen?«
    »Diese tote Frau«, sagte Van Leeuwen, »Heleen Soeteman – die letzte Woche ermordet worden ist … es war doch letzte Woche? Am Freitag?«
    »Genau, Freitagmorgen

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