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Totenfeuer

Totenfeuer

Titel: Totenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Aussage des Mannes mit dem schwarzen Hund?«, murmelt sie vor sich hin. »Ah, hier!« Ihr Blick haftet auf ihrem Eintrag: Der Zeuge Jochen Raufeisen gibt an, gegen sechs Uhr die Mitglieder der Landjugend schlafend vorgefunden zu haben, beinahe habe der Hund auf einen von ihnen uriniert.
    »Mist«, murmelt Jule. Sie versucht, sich die Aussage des Mannes ins Gedächtnis zu rufen. Da war etwas gewesen, das sie störte. Aber aus irgendeinem Grund – wahrscheinlich dachte sie an ihr Rendezvous mit Leonard – hat sie es wieder vergessen.
    »Wie bitte?«, nuschelt Nowotny, den Mund voller Kuchen.
    »Danke schön«, sagt Jule, klappt die Akte zu und geht in ihr Büro, wo Fernando missgelaunt den Bericht des heutigen Tages in die Tastatur hackt. Sie sucht die Telefonnummer des Mannes heraus und hofft, dass er nicht gerade auf Hundespaziergang ist. Sie hat Glück, die Ehefrau verkündet, die beiden seien eben zur Tür hereingekommen. Tatsächlich hört man eine Tür klappen, das Geklirr einer Leine, Stimmen, Krallen scharren auf hartem Untergrund. Es dauert eine Ewigkeit, ehe sich der Hundebesitzer meldet. Wahrscheinlich musste er erst noch sein Hörgerät aktivieren. Jule bringt sich dem Mann ins Gedächtnis und fragt dann: »Herr Raufeisen, wie viele Jungs lagen neben der Feuerstelle, als Sie und Ihr Hund am Sonntagmorgen dort oben vorbeigekommen sind?«
    »Das waren drei Schlafplätze. So mit Isomatten und Schlafsack und jeder Menge Flaschen dazwischen. Aber nur zwei Jungs konnte ich sehen. Der dritte Platz sah leer aus.«
    »Und das war wie spät, als sie da vorbeigekommen sind?«
    »Etwa halb sechs. Eher Viertel vor sechs.«
    »Wie viele Mopeds standen da?«
    »Ja, drei Mopeds, ganz bestimmt.«
    »Könnten Sie die Jungs beschreiben, die da noch lagen?«
    »Nein, man sah ja nur die Haare oben rausschauen.«
    »Die Haarfarbe vielleicht?«
    »Tut mir leid, nein. Da habe ich überhaupt nicht drauf geachtet. Ich hab halt gesehen, dass, wenn man so vom Weg aus da hinschaut, dann lag da einer rechts, etwa fünf Meter neben dem großen Haufen, einer lag ein bisschen weiter vorne … und etwas nach links versetzt … und noch ein Stück weiter links, aber weiter hinten, lag der Dritte. Und dieser hintere Platz war leer.«
    »Ich danke Ihnen sehr«, sagt Jule und legt auf.
    »Jule, warte mal, ich habe …«
    »Moment, Fernando, ich muss ganz schnell zu Völxen.«
    Sie rennt hinaus. Gerade steuert Völxen mit einer vollen Tasse in der Hand sein Büro an und sagt zu Oda: »Das kann doch nicht sein, dass uns diese drei Lümmel hier nach Strich und Faden verarschen!«
    Jule hat die beiden eingeholt. »Ich habe da was«, platzt sie heraus. »Der Zeuge Raufeisen, dieser schwerhörige ältere Mann mit dem großen schwarzen Hund – erinnern Sie sich an den?«
    Völxen bleibt stehen. »Natürlich.«
    »Mit dem habe ich gerade telefoniert. Er hat ausgesagt, dass er nur zwei schlafende Jungs auf dem Berg gesehen hat. Der dritte Schlafplatz war leer.«
    »Sieh mal an. Das ist ja interessant.«
    »Der Mann konnte zwar nicht beschreiben, wer da lag und wer fehlte, aber er hat sich an die Anordnung der Schlafplätze erinnert. Also müssen wir nur noch rauskriegen, wer wo gelegen hat. Ich zeichne das gleich mal auf.« Jule stürmt zurück in ihr Büro.
    »Seit sie verbeamtet ist, ist sie ganz schön in Fahrt«, bemerkt Oda.
    Hinter ihnen quietschen Gummisohlen, Frau Cebulla räuspert sich und sagt: »Verzeihung, die Herrschaften, der Anwalt der Familie Lammers lässt ausrichten, dass sein Mandant eine Aussage machen möchte.«
    Der Dienstapparat klingelt. »Dezernat 1.1.K, Oberkommissar Fernando Rodriguez.«
    »Hier ist Anna Felk.«
    »Anna! Was kann ich für Sie tun?«
    »Eigentlich wollte ich Frau Wedekin sprechen und sie fragen, ob sie das Tagebuch schon gelesen hat.«
    Fernando schaut hinüber zu Jules Schreibtisch. Dort liegt ein großes Notizbuch mit Ledereinband, das Papier dazwischen sieht vergilbt aus. »Ich glaube nicht. Wir waren heute sehr beschäftigt. Sie ist gerade nicht im Zimmer, ich werde sie bitten, dass sie Sie anruft.«
    »Danke. Wie weit sind Sie denn mit den Ermittlungen?«
    »Es gibt Verdächtige, die gerade vernommen werden. Wir machen große Fortschritte. Ich würde fast sagen, wir stehen kurz vor einem Durchbruch.«
    »Wer ist es?«
    »Einzelheiten darf ich Ihnen nicht nennen, tut mir leid.«
    »Ja, sicher«, kommt es enttäuscht. Dann fragt sie: »Was ist eigentlich mit Oscar, hat man ihn ins Tierheim

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