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Totenflut

Titel: Totenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
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mit einem Serienkiller zu tun, der 108 Menschen getötet hat. Das ist eine unfassbare Zahl. Solche Ausmaße hat es in Deutschland noch nie gegeben. Und in der gesamten Kriminalgeschichte gab es wahrscheinlich nur zwei Fälle, bei denen Serientäter mehr Opfer getötet haben. Von nun an wird unsere Ermittlungstaktik einen anderen Kurs einschlagen müssen.
    Wir werden die Öffentlichkeit kontrolliert informieren müssen, und wir werden ihre Hilfe brauchen. Wir werden jede Hilfe brauchen, die wir kriegen können.
    Ich habe ein Täterprofil entworfen, das ich Ihnen nun vorlegen werde. Es wird uns helfen, den Täterkreis enorm einzuengen, um so gezielter ermitteln zu können.«
    Elin nahm einen Schluck Wasser. Sie war nervös und warf Schröder einen Blick zu, als brauche sie Bestätigung von ihm. Und sie meinte, genau das in seinen Augen sehen zu können.
    Â»Wir suchen einen Mann zwischen 45 und 55 Jahren. Er wird in seiner Jugend mit Sicherheit schon einmal polizeilich in Erscheinung getreten sein. Zunächst durch Brandstiftung oder Tierquälerei, später dann vielleicht wegen sexueller Belästigung, Nekrophilie oder Vergewaltigung.
    Wir haben es hier mit einem extrem organisierten Täter zu tun. Das bedeutet, dass er sehr wahrscheinlich sogar in einer festen Beziehung oder Ehe lebt und selber Kinder hat. Er wird ein unauffälliger Familienvater sein, der nette Kerl von nebenan. Dieser Mann hat eine akademische Ausbildung genossen und zwar im medizinischen und oder mathematischen Sektor. Durch seine genauen Ortskenntnisse in Waldgebieten und aufgrund der Haaranalyse des Labors denke ich, dass er ein Tierarzt, Jäger oder Förster sein könnte. Er besitzt ein dunkelblaues oder schwarzes Auto, lebt in einem Haus und ist ein Ordnungsfanatiker. Haus und Wagen werden absolut topp gepflegt sein, ebenso wie seine äußere Erscheinung. Das Haus wird einen kubischen Charakter haben und ist fast steril eingerichtet. Alles steht am rechten Fleck, viele rechte Winkel, Designermöbel, kühl und übersichtlich.
    Unser Täter ist jemand, der von sich sehr überzeugt ist. Er ist sehr selbstbewusst und prahlt gerne mit seinen Fähigkeiten. Er wird sich zweifellos für einen der Besten seiner Zunft halten.
    Seine besondere Beziehung zu Wasser wird sich darin ausdrücken, dass er das Wasser ständig sehen muss. Wasser erinnert ihn an seine Morde, seine Macht. In seinem Haus oder im Garten des Hauses wird sich ein sehr auffälliges Wasserobjekt befinden wie zum Beispiel ein übergroßes Aquarium oder eine Teichanlage. Er muss das Wasser sehen. Nach der Ermittlung der Todeszeitpunkte, ist der Täter vermutlich erst vor zehn Jahren hierher gezogen. Davor wird er sich in Remscheid oder in der Umgebung, sprich Bergisches Land, oder im Ruhrgebiet aufgehalten haben. Wenn das so ist, werden wir hier, aufgrund der großen Bevölkerungsdichte, die meisten Opferzahlen haben. So viel zum Profil des Täters.«
    An vielen Gesichtern konnte man ablesen, dass sie nicht die geringste Ahnung davon hatten, wie Elin zu solch präzisen Aussagen in der Lage war. Auch Schröder war sprachlos. Er erinnerte sich an seinen zynischen Scherz bei ihrer ersten Begegnung, dass Elin bestimmt voraussagen könne, wie groß der Mörder war, was für eine Haarfarbe er hatte, ob er Katzen liebte und wo er wohnte. Er hatte damals maßlos übertreiben wollen, doch das hier war verdammt dicht dran. Wenn sie auch nur zu 50 Prozent richtig mit ihren Aussagen lag, war das für den Fall wie eine Offenbarung. Es war, als wären sie wieder da draußen auf der Lichtung, die ins Scheinwerferlicht getaucht war, und Elin hätte einen der Scheinwerfer einfach umgedreht und in die Dunkelheit gerichtet. Der Lichtkegel hatte eine Gestalt erfasst. Jetzt hatte sie Umrisse bekommen, eine Kontur. Jetzt begann sie endlich sichtbar zu werden.
    Â»Ich und Kommissar Schröder werden eine Pressekonferenz abhalten und die Öffentlichkeit über den Fall informieren. Die Theorie über die Anzahl der Opfer werden wir verschweigen, und niemand von Ihnen wird auch nur ansatzweise darüber mit jemandem sprechen! Nicht einmal mit Familienmitgliedern!
    Alles, was wir über die identifizierten Mädchen haben, wird veröffentlicht. Wir brauchen Zeugen, auch wenn einige Morde schon Jahre her sind. Für die Bearbeitung dieses Mehraufwands habe ich weitere Beamte

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