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Totenflut

Titel: Totenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
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du das denn?«, wollte Schröder wissen.
    Â»Willst du mich beleidigen? Ich bin Arzt! Ich nähe wahrscheinlich besser als jeder Chirurg! Also, Mund halten und staunen!«
    Petri zog eine kleine Spritze auf und drückte die Luft heraus, bis die Flüssigkeit aus der Nadel quoll.
    Â»Was wollen Sie denn damit?« Karl verkrampfte sich jetzt schon.
    Â»Ich nähe dich gleich mit einer Nadel, die dreimal dicker ist als diese. Also entspann dich!«
    Karl legte sich zurück und schloss die Augen. Petri stach in die Haut neben der Wunde und verteilte das Betäubungsmittel. Anschließend zog er einen Faden durch die gekrümmte Nadel.
    Â»Und, schon taub?« Er drückte gegen die Wunde und desinfizierte sie.
    Â»Fühlt sich komisch an.«
    Â»Dann kann’s losgehen!« Petri beugte sich über Karls Kopf und stach die Nadel in seine Haut. Schröder musste wegsehen.
    Â»Na, und du hast ja auch eine schöne Diagnose bekommen, was?«, sagte er zu Schröder.
    Â»Sag mal, gibt es eigentlich keine Schweigepflicht mehr unter euch verdammten Ärzten?«
    Â»Und dann rennst du einfach raus! Irgendwie mach ich mir Sorgen, dass dein Job dich psychisch zu sehr beansprucht.«
    Â»Bist du jetzt auch noch Psychologe geworden, oder was?«
    Â»Schröder, du kannst doch nicht so mit Dr. Petri sprechen!«, ermahnte ihn sein Vater, der kaum noch zu sehen war.
    Â»Wieso nicht?«
    Â»Er ist Arzt!«
    Â»Herrgott, warum vergöttern alte Menschen Ärzte immer so?«
    Â»Alte Menschen sind weise«, sagte Petri. Schröder fiel mit einem Mal die Pressekonferenz wieder ein, und er sah auf die Uhr.
    Â»Scheiße, wegen euch verpasse ich alles!« Er schaltete den Fernseher ein. Die Pressekonferenz hatte bereits begonnen.
    Â»â€¦ keine Zweifel, dass diese Verbrechen von ein und demselben Täter verübt wurden«, sagte Elin gerade.
    Â»Wie viele Opfer haben Sie gefunden?«, fragte ein Journalist.
    Â»Wir haben hier in Osnabrück siebzehn Leichen gefunden!« Unruhe machte sich breit. Stimmen wirbelten durcheinander.
    Â»Und die Polizei Remscheid hat weitere fünfzehn gefunden«, sagte Elin lauter, um gegen den Geräuschpegel anzukommen. Abrupt verstummte der ganze Saal. Sogar das Blitzlichtgewitter stoppte.
    Â»Heilige Mutter Gottes!«, sagte Karl fassungslos. Er und Petri sahen gebannt auf den Bildschirm.
    Â»Ihr habt zweiunddreißig Leichen gefunden?«, fragte Petri. Schröder nickte ernst.
    Â»Vielleicht versteh ich dich jetzt ein bisschen besser«, sagte Petri. Er machte einen Knoten in den Faden über Karls Auge und schnitt ihn ab. Während Petri seine Sachen wieder fein säuberlich in die Arzttasche einräumte, warf Schröder einen Blick auf die systematische Ordnung seiner Instrumente, Spritzen und Tupfer. Auch Petris Kleidung war bemerkenswert ordentlich. Schröder konnte keine einzige Falte an Petris reinweißem Hemd erkennen. Seine Rasur war perfekt, ebenso wie sein Haarschnitt. Elin sprach im Fernsehen davon, die ersten Ergebnisse in ein oder zwei Wochen schon vorlegen zu können.
    Â»Also, Karl, Bettruhe bis übermorgen! Ich komme in zwei Tagen noch mal vorbei. Die Fäden ziehen wir in zwei Wochen.« Petri klebte ein Pflaster auf die vernähte Wunde und reichte Schröder das Papier.
    Â»Darf ich dir den Müll anvertrauen?«
    Schröder nahm die Schnipsel entgegen.
    Â»Selbstbewusste Frau, deine Partnerin! Gefällt mir! So, ich muss jetzt los!«
    Petri nahm seinen Mantel vom Kleiderbügel und ging hinaus.
    Schröder sah seinem Freund aus dem Fenster hinterher, wie er aus dem Haus kam, auf die Straße trat und die Tasche im Kofferraum seines dunkelblauen BMW verstaute. Er hatte Elins Worte noch im Ohr: »Er besitzt ein dunkelblaues oder schwarzes Auto, lebt in einem Haus und ist ein Ordnungsfanatiker. Haus und Wagen werden absolut topp gepflegt sein, ebenso wie seine äußere Erscheinung.«
    Schröder musste schlucken. Er war so tief in Gedanken, dass er Karl erst bemerkte, als dieser ihn am Arm berührte. Schröder erschrak.
    Â»Papa! Herrgott, du sollst doch liegen!«
    Â»Ich hab gedacht, wir könnten das irgendwie schaffen. Aber es geht wohl nicht.«
    Schröder wurde bewusst, dass sein Vater über etwas ganz anderes sprach als über seine Verletzung. Er sah müde aus und traurig. Es tat ihm furchtbar weh, seinen Vater so zu sehen. So klein und irgendwie

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