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Totenflut

Titel: Totenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
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den Restaurants und Lokalen mischten sich Stimmen aus aller Herren Länder. Vor dem Polizeirevier kampierten die Fernsehteams und belagerten die Dienststelle wie Ritter eine Festung. Wegeners schlimmster Albtraum war Wirklichkeit geworden. Alle Büros hatten sich hinter Jalousien verbarrikadiert. Das Gebäude wurde wie ein Hochsicherheitstrakt abgeriegelt, weil immer wieder Journalisten mit allen Tricks versuchten, sich Zugang zum Revier zu verschaffen.
    Schröder und Elin vermieden es, sich hier zu treffen. Wenn es sein musste, wie für die täglichen Meetings, benutzten sie den Lieferanteneingang.
    Schröder hatte heute Morgen schon drei Tabletten genommen. Seinen Vater hochzuheben und ins Bett zu schleppen, hatte ihm den Rest gegeben. Als er morgens erwachte, schoss ein glühender Schmerz wie eine Stichflamme in seinen Rücken, als er nur den Kopf anhob. Er hatte über eine Stunde gebraucht, um aufzustehen und sich anzuziehen.
    Auf seinen Wunsch hin fuhr Elin heute das Auto. Er befürchtete, durch eine unkontrollierte Bewegung einen Unfall zu verursachen. Was ihn seine Schmerzen leichter ertragen ließ, war die Tatsache, dass Elin nie ein Wort dazu sagte. Sie drängte ihn nicht, zum Arzt zu gehen, sagte nicht, dass er unvernünftig oder gar verrückt sei. Sie akzeptierte, was er tat, vielleicht, weil sie am besten wusste, wie wichtig ihre Arbeit war.
    Sie betraten ein Aquariengeschäft. Herr Maslow, der Besitzer, bediente gerade einen Kunden und verkaufte ihm ein paar Zierfische. Schröder stützte sich auf einem Tisch ab und beobachtete einen Goldfisch, der schwerelos im Wasser schwebte.
    Â»Du hast keine Rückenprobleme, was? Fisch müsste man sein!«
    Â»Schröder, mit wem reden Sie da?«, fragte Elin.
    Â»Mit dem Fisch. Finden Sie das irgendwie merkwürdig?«
    Â»Nein, ganz und gar nicht.«
    Â»Dann ist ja alles in Ordnung.«
    Der Kunde verließ den Laden, und Maslow näherte sich ihnen.
    Â»Wie kann ich helfen?«
    Â»Wir sind von der Polizei. Mein Name ist Nowak, und das ist Oberkommissar Schröder.«
    Â»Polizei?«, fragte Maslow ängstlich.
    Â»Keine Angst, es hat nichts mit Ihnen zu tun! Es geht um einen Ihrer Kunden. Haben Sie in den letzten zehn Jahren eine besondere Anfertigung für jemanden verkauft? Ich meine, kein normales Aquarium, sondern etwas sehr Ausgefallenes, vielleicht eine Übergröße oder eine Sonderanfertigung?«
    Â»Zehn Jahre? Sie sind gut!«
    Â»Sie werden doch in ihren Akten nachschauen können.«, sagte Elin ungeduldig.
    Â»Aber ist das denn … ich meine, muss ich das machen? Ich kann doch nicht meine Kundendaten herausgeben, und plötzlich steht bei denen die Polizei vor der Tür.«
    Â»Ich kann auch eine richterliche Anordnung besorgen, wenn Ihnen das lieber ist.«
    Schröder nahm Herrn Maslow beiseite und deutete Elin an, sie solle etwas Geduld haben.
    Â»Ihre Diskretion in Ehren, aber haben Sie zufällig in den Medien über den Serientäter gehört?«
    Â»Sicher! Ah, die Dame kam mir gleich so bekannt vor!«, sagte Maslow und blickte zu Elin, die beleidigt im Geschäft herumstreifte.
    Â»Dann wissen Sie ja, woran wir arbeiten. Es ist enorm wichtig, dass Sie uns helfen. Ihre Auskunft könnte entscheidend sein. Wir werden selbstverständlich alles diskret behandeln. Also, würden Sie für uns nachsehen?«
    Â»Ich habe selbst zwei Kinder! Natürlich!«
    Â»Hier ist meine Karte. Wenn Sie etwas gefunden haben, rufen Sie mich an. Zu jeder Zeit, in Ordnung?«
    Sie fuhren zurück ins Revier. Schröder erzählte Elin von Karls Unfall. Irgendwem musste er es erzählen. Er wusste nicht warum, doch danach fühlte er sich besser.
    Â»Ich mag Ihren Vater.«, sagte Elin.
    Â»Ja, er ist ’n guter Kerl. Nur ziemlich schwer.«
    Â»Sie brauchen eine andere Lösung für zu Hause«, meinte sie.
    Â»Ja, wir versuchen es jetzt mit einem ambulanten Pflegedienst.«
    Â»Das ist vernünftig von Ihnen. Dürfte Ihnen ja schwer genug gefallen sein.«
    Â»Wie meinen Sie das?«
    Â»Kein Mann gibt gerne zu, dass er Hilfe braucht.«
    Sie waren im Revier angekommen, und Elin wollte gleich mit Kommissar Ludwig in Remscheid telefonieren.
    Â»Ich komme sofort. Gehen Sie schon mal vor«, sagte Schröder und deutete auf die Herrentoilette. Schröder betrat den gekachelten Raum und ging zu den Waschbecken. Er ließ das Wasser

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