Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenflut

Titel: Totenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
Vom Netzwerk:
und griff mit einer Hand unter seinen Rücken.
    Â»Ganz locker lassen! Nicht mithelfen!«
    Sie legte das Bein wieder ab und ging zum Kopfende, wo sie ihre Hände unter Schröders Kopf legte.
    Â»So, Herr Schröder, ich behandle am liebsten nach der craniosakralen Methode. Das heißt, dass ich nur über den Kopf arbeite.«
    Â»Okay«, sagte Schröder, ohne wirklich zu verstehen, was sie meinte.
    Â»Gut! Also, Sie wissen noch gar nichts über Osteopathie. Aber Sie legen sich bereitwillig auf den Tisch. Das heißt, dass Sie wirklich verzweifelt sind, was?«
    Schröder musste lachen und bekam sogleich die Quittung in Form von einem Schmerzschub.
    Â»In der Osteopathie sehen wir den Menschen als Ganzes. Der menschliche Körper ist ein komplexes System, das aus Tausenden Einzelteilen besteht. Und wie bei einem Uhrwerk sind alle diese Einzelteile miteinander verzahnt durch Sehnen, Bänder, Muskeln, Haut und Knochen. Ich erfühle an ihrem Hinterkopf Verspannungen in ihrer Muskulatur im ganzen Körper. Hier oben beginnt alles. Und ich kann die Verspannungen auch von hier lösen.«
    Schröder fühlte, wie sein Nacken wohlig zu kitzeln begann, doch gleichzeitig spürte er auch eine Spannung, die unangenehm war. Er schloss seine Augen. Bilder flammten auf. Bilder aus seiner Vergangenheit, Bilder aus der Gegenwart. Unendlich schnell schossen sie auf ihn zu, dass ihm fast schwindelig wurde. Er hatte das Gefühl, in seinen Kopf einzusinken und aus großer Höhe rücklings zu fallen.
    Schnell öffnete er seine Augen wieder.
    Â»Jede Verletzung ist nicht nur lokal begrenzt, sie hat immer auch Auswirkungen auf andere Teile des Körpers«, sagte Frau Weber.
    Schröder mochte ihre Stimme. Sie beruhigte ihn, und er schloss die Augen wieder. Diesmal sah er nur ein Bild. Er blickte durch den doppelseitigen Spiegel in das Verhörzimmer. Dort standen ein Tisch und der Stuhl, auf dem Winkler gesessen hatte.
    Â»Die Begründung für Ihre Rückenschmerzen ist unbestritten ihr Bandscheibenvorfall. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass der Bandscheibenvorfall auch die Ursache ist. Vielleicht ist der Vorfall auch nur ein Symptom! Manchmal muss man in längeren Ketten denken, um die Zusammenhänge zu erklären. Sie liegen meist verborgen und sind nicht so offensichtlich!«
    Schröder sah immer noch den leeren Verhörraum vor sich, als plötzlich eine riesige Wasserfontäne den Raum flutete und Tisch und Stuhl mit sich riss und gegen die Wand schleuderte. Immer mehr Wassermassen drängten in den Raum, der sich weiter und weiter auffüllte. Der Pegel stieg immer höher, bis der Raum komplett unter Wasser stand. Der Stuhl schlug gegen die Scheibe, die spinnennetzartig zersprang. Schröder öffnete seine Augen und atmete tief ein.
    Â»Ihr Problem sind Ihre alten Verletzungen, die Ihren Körper über Jahre hinweg gezwungen haben, sich auszugleichen. Muskeln und Sehnen verkrampften und verkürzten sich, und unten im Lendenwirbelbereich kam alles zusammen. Ihre Wirbel wurden förmlich herausgehoben. Eine OP kann den Bandscheibenvorfall beheben. Aber Ihre Probleme werden bleiben, weil der Vorfall nur ein Symptom ist!«
    Â»Das klingt fast logisch, wie Sie’s erklären.«, sagte Schröder.
    Â»Es wird ein paar Sitzungen dauern, aber ich denke, wir kriegen das in den Griff. Wenn Sie wiederkommen möchten.«
    Schröder setzte sich auf und blinzelte, als wäre er gerade aus tiefem Schlaf erwacht.
    Â»Oh Mann, ich bin total hinüber!«
    Â»Nach den ersten Behandlungen können Erschöpfungszustände auftreten, das ist normal.«
    Schröder stellte sich auf die Füße und richtete sich vorsichtig auf. Er wartete auf den Schmerz, doch er kam nicht. Schließlich stand er kerzengerade vor Frau Weber. Der Schmerz war so abgeschwächt, als hätte man seine Nerven in Watte gepackt.
    Â»Wie haben Sie das gemacht?«, fragte er, und zum ersten Mal seit langer Zeit empfand er so etwas wie Freude. Er konnte sein Glück gar nicht fassen.
    Â»Lassen Sie sich vorne neue Termine geben! Bis dann!«, sagte Frau Weber und ging hinaus.
    Schröder zog seine Schuhe an. Selbst beim Bücken kam er ohne Probleme hin.
    Schröder ging zur Rezeption und erblickte dort ein bekanntes Gesicht. Es war Veronika, die ehemalige Sprechstundenhilfe von Petri.
    Â»Veronika? Was machen Sie denn hier?«
    Â»Herr

Weitere Kostenlose Bücher