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Totenflut

Titel: Totenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
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wunderbaren Rot. Dieses Rot–«
    Â»Schluss jetzt!«, sagte Schröder laut und stand auf. Diese Unterredung wurde immer mehr zur Farce. Winkler nutzte sie, um sich darzustellen, um sie zu verunsichern. Er spielte mit ihnen. Schröder wollte das jetzt beenden.
    Â»Es ist das Leben, das Sie trinken, und dadurch werden Sie selbst zu Leben!«
    Auch Elin erhob sich. Sie gingen zur Tür.
    Â»Versuchen Sie es mal, Kollegin! Sie werden es nicht bereuen!«
    Sie verließen den Raum, gingen über den Flur zur nächsten Tür und traten ein. Wegener, Trostmann und Keller saßen hier und beobachteten Winkler durch den Spiegel. Der saß ganz ruhig da und grinste wieder.
    Â»Er hat eine ausgeprägte Psychose! Sie wissen, was das heißt?«
    Â»Aber wir haben ein Geständnis von ihm! Es ist vorbei! Er wird nie wieder rauskommen, egal, wo man ihn hinsteckt! Das war gute Arbeit!«, sagte Wegener anerkennend und reichte Elin die Hand.
    Â»Das war allein Schröders Verdienst! Ich habe dermaßen falsch gelegen, dass ich mir das immer noch nicht erklären kann!«
    Â»Ach, vergessen Sie’s! Heute Abend trifft sich die ganze Soko noch mal zum gemeinsamen Essen. Ein Abschiedsabend. Es wäre schön, wenn Sie auch kommen könnten«, sagte Wegener. Er konnte seine Euphorie über den Ausgang des Falls nicht mehr verheimlichen.
    Â»Sicher, gern«, sagte Elin.
    Â»Schröder, du bist selbstverständlich auch eingeladen!«
    Â»Warum sollte ich nicht eingeladen sein?«, fragte Schröder und ging hinaus.
    Kapitel 26
    Schröder saß allein an der Bar und beobachtete die anderen. Hin und wieder nippte er an seinem Bier. Die meisten waren in ausgelassener Stimmung und hatten das ein oder andere Glas zuviel getrunken. Verständlich, nach den Wochen höchster Anstrengung und Anspannung. Jetzt lachten und scherzten sie miteinander. Eine Gruppe hatte sich um die Jukebox versammelt und sang lauthals die Lieder mit. Elin stand mit ein paar Leuten von der Kriminaltechnik zusammen, und einige versuchten, mit ihr zu flirten. Schröder nahm zwei Schmerztabletten und spülte sie mit seinem Bier hinunter. Keller gesellte sich zu ihm.
    Â»Na, vertragen sich deine Pillen mit Alkohol? Heute ist es auch egal, was? Du musst nicht immer so ernst nehmen, was ich und Trostmann sagen. Wir machen nur ’n bisschen Spaß. Das mit dem Vampir war echt ’ne große Leistung! Hut ab!« Keller klopfte Schröder ein paarmal auf die Schulter und torkelte dann zur Jukebox. Der Titel Marmor, Stein und Eisen bricht erklang, und Keller umarmte Trostmann, und alle grölten den Song mit. Schröder wurde es zu laut, obwohl es ganz lustig war. Er ging hinaus und setzte sich auf die Stufen. Es begann, leicht zu nieseln. Die Tür öffnete sich, und Elin lugte heraus. Drinnen sang Drafi gerade Weine nicht, wenn der Regen fällt, und Schröder stellten sich die Nackenhaare auf, als er diese Zeilen hörte. Ein unangenehmes Gefühl kroch seinen Rücken herauf, wie eine winzige Schlange. Elin setzte sich zu ihm und musterte ihn neugierig.
    Â»Nicht in Feierlaune?«, fragte sie. Schröder antwortete nicht. Er stellte sich vor, wie der Mörder den Mädchen dieses Lied vorspielte, doch der Mörder war nicht Winkler, sondern wieder diese in Schwarz gekleidete gesichtslose Gestalt. Weine nicht, wenn der Regen fällt. Dieser Satz passte auf so morbide und ironische Weise zu diesem Sommer. Der Sinn hatte sich umgekehrt, obwohl der Satz derselbe geblieben war. Dieselben Worte, in derselben Reihenfolge. Und trotzdem entstand ein verkehrter Sinn.
    Â»Ich fahre morgen wieder.«, sagte Elin.
    Schröder starrte nur geradeaus.
    Elin wollte ihm eine Reaktion entlocken und rempelte ihn mit der Schulter an.
    Â»Sie sind echt schwierig, Schröder!« Sie stand wieder auf. Nach allem, was sie zusammen erlebt hatten, war sie ein wenig beleidigt, dass Schröder so gar nicht auf sie reagierte.
    Â»Ich bring Sie hin.«, sagte Schröder plötzlich. Er kehrte aus seinen Gedanken zurück, kurz bevor Elin in der Kneipe verschwunden war.
    Â»Was?«
    Â»Zum Bahnhof! Ich bring Sie hin!« Elin lächelte und zog die Tür auf. An der Jukebox jubelten die Männer vor Begeisterung und schrien vor Lachen. Aber Schröder konnten sie damit nicht anstecken.
    Schröder trug Elins Koffer zum Bahnsteig. Elin hatte ein wenig Angst vor diesem Moment. Sie wusste nicht,

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