Totenflut
Schröder! Das ist ja witzig!«, freute sie sich.
»Ich hab Sie schon vermisst bei Dr. Petri! Ihre Nachfolgerin ist ⦠na ja, Sie waren besser!«
»Danke schön! Und Ihr Rücken hat Sie bis hierher geführt?«, fragte sie.
»Ja, Petri weigert sich, mich zu behandeln!«
»Brauchen Sie noch Termine?«
»Ja, richtig!«
Veronika holte einen Block hervor und blätterte darin. Schröder sah sich die junge Frau eindringlicher an. Er lehnte sich weiter über den Tresen zu ihr.
»Also, nächsten Mittwoch wäre abends um halb sechs was frei.«
»Ist gut. Darf ich Sie etwas fragen, Veronika?«
Veronika lieà ihre Augen fest auf den Block geheftet. Sie wusste, was Schröder fragen wollte.
»Warum haben Sie gekündigt? Petri hat so komisch reagiert, als ich ihn gefragt habe.«
»Und die Woche drauf, wieder zur selben Zeit?«, fragte sie.
»Ich habe Sie was gefragt!«
»Was geht Sie das an?«
»Petri ist mein Freund. Ich habe Angst, dass ich ihn nicht richtig kenne.«
Veronika blätterte immer weiter und versuchte, ihre Tränen zu verstecken.
»Veronika, bitte!«
»Wir waren eines Abends allein in der Praxis, und da hat er versucht, sich mir zu nähern. Sind Sie jetzt zufrieden?«
»Ist er handgreiflich geworden?«
Veronika nickte und rieb sich die laufende Nase.
»Er war plötzlich so verwandelt. Ganz anders als sonst.«
Eine heiÃe Wut stieg in Schröder hoch. Er konnte nicht glauben, dass sein eigener Freund so etwas getan hatte. Er fühlte sich betrogen.
»Hat er Sie vergewaltigt?«, fragte Schröder, und Veronika blickte sich entsetzt um, ob jemand das gehört haben konnte. Aber sie waren allein.
»Nein, ich bin weggelaufen!«
Schröder hätte gern ein Wort des Trostes gesagt. Aber seine Wut konnte ihn keine Sekunde länger hier verharren lassen.
Schröder raste durch die Stadt. Er wollte Petri zur Rede stellen, wollte ihm in die Augen sehen und ihn bestrafen für das, was er getan hatte. Aber eine weitere Frage bohrte sich in Schröders Kopf und lieà ihn nicht mehr los. Die Frage lautete: Was hatte Petri noch getan?
Schröders Handy klingelte, als er gerade eine rote Ampel überfahren hatte. Franke war am anderen Ende der Leitung.
»Hören Sie, Schröder, Sie müssen ins Labor kommen, so schnell wie möglich!«
»Ich muss noch was erledigen!«, sagte Schröder barsch.
»Das hat Zeit, glauben Sie mir! Kommen Sie sofort her!« Franke legte auf, und Schröder ahnte etwas ganz Schreckliches.
Franke saà über ein Mikroskop gebeugt, als Schröder das Labor betrat.
»Was gibtâs?«
»Wir haben ein Problem!«
»Erklärâs mir so, dass ich es verstehe!«
»Da gibtâs nicht viel zu verstehen. Ich hatte nach der Festnahme natürlich noch etliche Tests durchzuführen. Das Sperma, das wir gefunden haben, ist nicht von Winkler! Ich hab einen DNA -Test gemacht. Aber das ist noch nicht alles. Sieh dir das an!«
Franke schob einen Gebissabdruck aus Gips in die Mitte des Tisches.
»Den hab ich mir von Winklers Zahnarzt besorgt. Denn in dem Gewebe, das wir im Kühlschrank fanden, habe ich Bissspuren entdeckt!«
Franke legte eine Folie mit den markierten Bissspuren aus dem Gewebe auf den Tisch und legte den oberen Gipsabdruck darauf.
»Sie passen nicht zusammen.«
Franke sah Schröder fast entschuldigend an. Schröders Gedanken schossen wie Blitze durch seinen Kopf.
»Ich kann nicht sagen, ob Winkler der Mörder ist. Aber vergewaltigt und gebissen hat er sie nicht«, sagte Franke, aber Schröder schien ihm gar nicht mehr zuzuhören.
»Winkler ist nicht die Ursache. Winkler ist das Symptom«, sagte Schröder.
»Wie bitte?« Franke konnte sich keinen Reim darauf machen.
»Winkler ist nur ein Symptom!«
Kapitel 28
Schröder rannte die Stufen zu seinem Büro hinauf. Er war so in Gedanken, dass er gar nicht registrierte, wie lange er das schon nicht mehr hatte machen können. Im zweiten Stock angekommen, riss er die Tür auf und prallte mit jemandem zusammen. Zu seiner Ãberraschung stand Elin vor ihm.
»Elin!«
»Die haben mir gesagt, Sie seien unten im Labor. Ich muss Sie sprechen!«, sagte sie aufgeregt.
»Was ist?«
»Hören Sie, Schröder! Winkler war nicht allein! Sie waren zu zweit, verstehen Sie? Es waren zwei!«
»Ich
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