Totenflut
auf!«
»Nein? Aber Sie wollen sie ficken! Und Sie wollen sie leiden sehen dabei, damit das Leid Sie beide vereint!«
Schröder sprang auf und packte Winkler am Kragen. Sie stürzten zu Boden, und Schröder drückte seinen Unterarm auf Winklers Kehle.
»He, he, Vorsicht, alter Mann! Dein Rücken!« Winkler lachte, obwohl sich sein Gesicht schon tiefrot verfärbt hatte.
»Schröder!«, rief Elin und zog ihn von Winkler herunter.
Elin machte einen Schritt zurück, als sie Schröders Gesicht sah. Er sah aus wie ein wildes Tier. Wie ein wütendes wildes Tier.
Sie hatten sich entschlossen, alle Akten über die Hinweise aus der Bevölkerung mit nach Hause zu nehmen. Das alles hatte niemand mehr durchgesehen, seit sie Winkler gefasst hatten.
»Was schleppt Ihr denn da an?«, fragte Karl.
»1243 Hinweise auf unseren Mörder«, sagte Elin. Und zu Schröder meinte sie: »Sie lesen 622, ich 621.«
»Ich bestell uns mal was zu essen«, sagte Schröder.
Drei Pizzen und etliche Akten später lasen Elin und Schröder einige Hinweise vor.
»Eine Frau Strabert hat unsere Dienststelle kontaktiert, um anzugeben, dass ihr Papagei wisse, wer die Mädchen umgebracht habe! Jeden Tag würde er den Namen des Mörders wiederholen! Es sei der Name ihres Ex-Mannes!«, berichtete Elin.
»Den Vogel können wir gebrauchen! Ich wette, wir haben hier mindestens zweihundert Hinweise auf tatsächliche Straftaten, die aber mit unserem Fall gar nichts zu tun haben. Der Rest ist PapageischeiÃe«, sagte Schröder.
Elin musste lächeln und las weiter. Schröders Gedanken schweiften ab. Etwas irritierte ihn. Es war eine Irritation ganz weit hinten in seinem Kopf wie ein feines Kitzeln. Ein unangenehmes Kitzeln.
»Woher wusste Winkler, dass ich Rückenprobleme habe?«
»Wie bitte?«
»Vorhin sagte er âºVorsicht, alter Mann, dein Rückenâ¹ oder so was, als ich auf ihn los bin. Woher konnte er das wissen?«
Teil 4
Sturmflut
Kapitel 29
Am nächsten Tag geschah etwas, das mit Sicherheit Elins Informationspolitik zu verdanken war. Aber vielleicht war es auch mehr als das. Vielleicht war es Schicksal oder Vorsehung, vielleicht ein Wink des Himmels. Auf jeden Fall war es ein Wendepunkt.
Schröder und Elin erledigten gerade die unangenehme Aufgabe, Wegener klarzumachen, dass es einen zweiten Mörder gab und die Ermittlungen wieder aufgenommen werden mussten. Die Soko musste zurückbeordert werden. Alles musste von vorn beginnen.
»Es ist ja nicht so, dass wir umsonst gearbeitet hätten«, beruhigte Elin Wegener. »Wir haben einen Teilerfolg errungen. Aber wir müssen weitermachen!«
Keller steckte seinen Kopf durch die Tür, während Wegener verzweifelt sein Gesicht in den Händen vergrub.
»Schröder, da ist ein alter Mann, der dich und Frau Nowak sprechen will.«
»Ist gut«, sagte Schröder und blickte über die Köpfe der Mitarbeiter hinweg auf den älteren Herrn. Ihre Blicke trafen sich, und augenblicklich wusste Schröder, dass dieser Mann von Bedeutung war. Eine tiefe Sicherheit erfüllte Schröder, und dem Mann schien es ebenso zu gehen. Ihre Blicke lieÃen sich nicht mehr los, und Schröder ging wie an der Schnur gezogen zum ihm hinüber.
»Sind Sie Kommissar Schröder?«, fragte ihn der alte Mann.
»Ja.«
»Kann ich Sie und Frau Nowak allein sprechen?«
»Natürlich.«
Schröder, Elin und Herr Brender, wie er sich vorstellte, saÃen in der Einsatzzentrale.
Hier waren alle Arbeitsplätze noch vollständig ausgerüstet, sogar einige Unterlagen waren noch auf den Tischen gestapelt. Nur die Menschen fehlten, was dem Raum etwas Geisterhaftes verlieh.
Die drei hatten sich an den vordersten Tisch vor der Tafel gesetzt, an der immer noch die Bilder der identifizierten Opfer hingen.
»Ich habe in der Zeitung von dem Fall gelesen«, begann Brender, »Und als ich das Profil las, da ⦠oh Gott, ich hoffe, ich tue das Richtige!«, schluchzte er.
»Ist schon gut! Es ist alles in Ordnung!«, sagte Elin.
»Was tue ich hier eigentlich? Plötzlich kommt mir alles so abwegig vor!«
»Wohnen Sie hier in Osnabrück?«, fragte Schröder.
»Nein, in Berlin.«
»Etwas hat Sie den ganzen Weg von Berlin hierher fahren lassen. Was ist es?«
»Ich las das Profil und dachte, es könnte vielleicht auf
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