Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenflut

Titel: Totenflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
Vom Netzwerk:
Elin. Brenders Finger drehten fahrig an einem Knopf seiner Strickjacke herum.
    Â»Ich weiß nicht, was Sie von mir wissen wollen! Er war halt anders als die anderen Kinder! Aber das habe ich Ihnen doch schon erzählt!«
    Â»Sie sagten, Ihr Sohn habe die Trennung zwischen Ihnen und Ihrer Frau nicht verkraftet. Aber Sie sagten auch, dass er bereits mit zwölf Jahren Tiere quälte und sogar tötete. Bis man zu so etwas fähig ist, trägt man ein jahrelanges Trauma mit sich herum.« Elins Satz stand wie eine Anschuldigung im Raum, felsenfest und unverrückbar.
    Brender sah Elin hilflos an. Er wusste nichts darauf zu antworten.
    Â»Hat Ihr Sohn denn immer mitbekommen, wenn es Streit gab mit ihrer Frau?«, fragte Schröder.
    Â»Wir haben uns nicht gestritten.«
    Â»Sie haben sie bis jetzt kaum erwähnt. Warum?«
    Â»Nun, sie war ja nicht mehr da! Ich und Axel waren allein.«
    Â»Wie war das Verhältnis zwischen Axel und seiner Mutter?«, wollte Elin wissen.
    Â»Gut! Sie war eine gute Mutter.«
    Â»Was war denn der Grund für ihre Trennung?«
    Â»Wir hatten Probleme. Wie das halt so ist. Man lebt sich auseinander …« Brenders Gedanken reisten zurück in die Vergangenheit. In eine schmerzliche Vergangenheit. Seine wuchtigen weißen Augenbrauen verengten sich und verbargen fast vollständig seine Augen.
    Â»Herr Brender …«, begann Elin, doch Schröder schnitt ihr den Satz ab.
    Â»Ich glaube, das reicht. Wir müssen wieder gehen. Vielen Dank!«
    Elin verstand nicht, was Schröder damit bezweckte, doch sie fügte sich.
    Sie gingen zur Tür, und Elin trat auf den Flur hinaus. Schröder wollte ihr folgen, als er sich noch mal umdrehte.
    Â»Ach, Herr Brender …«
    Â»Ja?«
    Â»Gehen Sie doch schon mal vor, ich komme sofort!«, sagte Schröder zu Elin.
    Schröder trat wieder ein und schloss die Tür hinter sich. Brender blickte irritiert auf, dann erhob er sich von seinem Stuhl und trat auf Schröder zu.
    Â»Ich dachte mir, Sie fühlen sich vielleicht wohler, wenn nur wir sprechen würden. Manchmal hat man Hemmungen im Beisein einer so jungen Dame.«
    Â»Ich weiß nicht.«
    Â»Herr Brender, erzählen Sie mir von Ihrer Frau.«
    Brender kämpfte mit sich und den alten Dämonen, die Schröder wieder heraufbeschwören wollte.
    Â»Ich kann das nicht!«
    Â»Ich bitte Sie! Er wird nicht aufhören, bevor wir ihn nicht schnappen. Aber dazu müssen wir ihn verstehen!«
    Â»Ich weiß es nicht! Ich weiß es nicht!«, platzte es aus ihm heraus. »Sie hat es mir nie gesagt! Sie hat etwas mit ihm gemacht! Sie hat ihn nie lieben können, ich weiß nicht warum! Sie hat ihn kaputt gemacht! Er hatte solche Angst vor ihr. Solche Angst! Sie haben beide nichts gesagt. Ich weiß es nicht! Seit Jahren, seit fast vierzig Jahren lebe ich mit dieser Ungewissheit. Vierzig Jahre! Das bringt mich noch um! Es nicht zu wissen. Nicht zu wissen, was passiert ist. Aber es ist etwas passiert! Und ich hab mir schon alles vorgestellt, glauben Sie mir, alles! Es hilft mir nicht. Niemand kann mir meine Fragen beantworten.«
    Natürlich gab es jemanden, der das konnte, dachte Schröder.
    Â»Wissen Sie, wo Ihre Exfrau jetzt lebt?«
    Â»Nein, nach der Wende ging sie nach Nürnberg. Das ist alles, was ich weiß.«
    Â»Keine Telefonnummer?«
    Brender schüttelte den Kopf und gab Schröder einen vergilbten Zettel. »Das war ihre letzte Adresse in Nürnberg!«
    Â»Vielen Dank, Herr Brender.«
    Brender wendete sich ab und schlurfte ans Fenster. Er musste sich mit einer Hand am Tisch abstützen, so als sei ihm schwindelig. Schröder ließ den Mann mit seinen Erinnerungen allein.
    Kapitel 31
    Schröder hatte eine Fahndung nach Carmen Brender rausgegeben, und er und Elin waren jetzt bei ihm zu Hause. Elin meldete sich gerade in einem Chatroom an.
    Â»Wie viele von diesen Chatrooms gibt es, was meinen Sie?«
    Â»Tausende. Wir konzentrieren uns nur auf die Bekanntesten!« Schröder setzte sich neben Elin und schaute erstaunt auf Elins Hände, die nur so über die Tastatur flogen. Karl war auf der Couch eingeschlafen und schnarchte vor sich hin.
    Â»Und wie soll er gerade auf uns aufmerksam werden?«, fragte Schröder, ohne eine Hoffnung zu haben, dass Axel den Köder nehmen könnte. Die Chancen standen eins zu einer Million, wenn nicht noch schlechter.
    Â»Daran

Weitere Kostenlose Bücher