Totengeld (German Edition)
verschwunden. Eine entmutigendeVorstellung.
Plötzlich fiel mir bei der Erinnerung an eine von Creachs Bemerkungen etwas ein, das D’Ostillo gesagt hatte.
»Zeigen Sie ihm Dom R ocketts Foto.«
» Warum?«
»Tun Sie es einfach.«
» Warum eigentlich nicht.«
Kurz darauf sah ich auf dem Monitor, wie Slidell das dritte Foto über denTisch schob, und wusste dabei gar nicht genau, welche R eaktion ich mir erhoffte.
»Ja. Er war dort.«
»Im Passion Fruit Club?«
»Ja. DieTussis drehten wegen ihm völlig durch.«
»Sie hattenAngst vor ihm?«
»Eine Heidenangst.«
» Wer ist er?«
» Woher soll ich das wissen?«
Slidell legte R ocketts Foto neben Majericks. »Kannten sich die beiden?«
»DieselbeAntwort.«
Slidell schnippte ungeduldig mit den Fingern.
» Woher soll ich das wissen?«, wiederholte Creach.
»Hast du gesehen, dass sie miteinander gesprochen haben?«
Creach schüttelte den Kopf.
Der Bildschirm trat in den Hintergrund. Der Raum um mich herum. Jetzt fügten sich Fakten schnell zusammen.
Dominick R ockett besuchte oft den Passion Fruit Club. Unsere Unbekannte arbeitete unter dem Straßennamen Candy im Passion Fruit Club. R osalie D’Ostillo hatte Candy und andere Mädchen in derTaquería Mixcoatl gesehen. DieTaquería lag in der Nähe der Kreuzung, an der Candy gestorben war. D’Ostillo und Creach dachten, Candy und die anderen Mädchen würden Spanisch sprechen. Dom R ockett war ein Importeur, wahrscheinlich ein Schmuggler, der häufig nach Südamerika reiste.
Ich hörte Slidells Schritte auf dem Fliesenboden in VZ3 . DieTür aufgehen und wieder zufallen.
Creach fing an zu jammern. Über seine R echte. SeineAbmachung mit Slidell. Seine Sicherheit.
Bild undTon wurden abgeschaltet.
Ich stand in der kleinen muffigen Kammer, und eine kalte Leere füllte meine Brust.
O Gott.
Konnte es so ein?
34
»Angenommen, diese Mädchen werden illegal ins Land gebracht und in die Prostitution verkauft.«
Slidells Miene machte seine Zweifel mehr als deutlich.
»Menschenhandel. Denken Sie darüber nach.«
Wir standen vor dem Bereitschaftssaal des Morddezernats. Durch dieTür sah man ein Labyrinth vonTrennwänden,Aktenschränken und Schreibtischen. Einige waren besetzt.
»Creach sagt, der Bronco Club bringt jeden Monat spezielleTänzerinnen. Sehr junge Mädchen. Glauben Sie, die sind alle perAnhalter aus Iowa und Nebraska gekommen?«
»Das sind Stripperinnen. Die machen ein paar Dollar und ziehen dann weiter.«
»Und machen an der Yale ihren Doktor«, blaffte ich.
»Das habe ich nicht gemeint.«
»Überlegen Sie mal.Wer wäre in einer guten Position, um den Bedarf für einen ständigen Nachschub an jungen Frauen zu decken?«
Slidell schaute mich skeptisch an.
»Dom R ockett«, sagte ich.
»Nur weil der Kerl schmuggelt, muss das nicht heißen, dass er auch lebende Menschen schmuggelt.«
Ich zählte die Punkte auf, die meineAssoziationskette ergaben. Candy. Passion Fruit. Spanisch. Häufige Einkaufsreisen nach Südamerika.
»Und R ockett hatte Geld flüssig, um in S&S Enterprises zu investieren.Woher hatte er es?«
»Sie wollen damit sagen, er stopft sich dieTaschen voll, indem er mit Kindersexsklavinnen handelt?«
Langsam, Brennan.
»Ich will damit sagen, wir sollten die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die Mädchen illegal hierhergebracht und dann gezwungen werden, im Sexgewerbe zu arbeiten.«
»Und dass R ockett derTäter ist.«
»Eine ganze R eihe von Fakten deuten auf ihn.«
»Tote Hunde schmuggeln ist eine Sache. Mädchenhandel ist eine ganz andere Kategorie.«
»Das ist mir bewusst.«
Slidell sah auf dieAkte in seiner Hand.Trat von einem Fuß auf den anderen.
»Majerick kann ich mir ja vorstellen, aber eine Operation dieserArt geht über seine Fachkompetenzen. R ockett, mh?« Er verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf.
Ich musste ihm zustimmen. Mein Eindruck von Dom R ockett war widersprüchlich. Ein verunstalteter Kriegsheld. Ein Mann, der kein Interesse hatte, bei der Identifizierung eines Fahrerfluchtopfers zu helfen. Ich hatte Mitleid. Und war angewidert.
» R ockett hat die Fachkompetenzen, wie Sie es nennen. Und die Infrastruktur. Die Lastwagen, die Nachschubrouten«, sagte ich. »Besitzt er die kaltherzige Skrupellosigkeit, mit hilflosen Kindern zu handeln? Ich weiß es nicht.«
Und darüber hinaus die Kaltschnäuzigkeit, sie zu töten, falls sie sich wehrten? Dieser Gedanke war zu schrecklich, um ihn auszusprechen.
Zwei weitere Neuronen meldeten
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