Totengeld (German Edition)
heiß.
Ich griff zu meiner Lupe. Bewegte sie auf und ab, bis das Bild scharf wurde.
Sah das herzförmige Mal in der Kuhle am Hals der Frau.
Meine Faust knallte auf den Schreibtisch.
Verdammt!Verdammt!Verdammt!
Tränen brannten mir unter den Lidern.
Ich stand auf. Ging auf und ab.Wütend.Trübselig.
Schuldig?
Als dasTelefon klingelte, hätte ich es beinahe ignoriert.
» Was?« Eher einAufschrei als eine Frage.
»Alles okay, Doc?« Slidell.
»Ich … sind Sie in der Nähe eines Computers?«
»Kann ich sein.«
»Ich schicke Ihnen ein Foto an Ihr E-Mail-Konto.«
»Könnte eine Minute dauern.«
» R ufen Sie mich an, sobald Sie es haben.« Ich hoffte, meine Stimme verriet nicht, wie fertig ich war.
»Ich dachte, Sie wollen –«
»Tun Sie es einfach.«
Und wieder marschierte ich auf und ab.
Zwölf Minuten später klingelte dasTelefon.
» Citizenjustice .Wer ist dieserWichser?«
Ich hörte SlidellsAtem, wusste, dass er das Foto anstarrte.
»DieTote ist D’Ostillo«, sagte ich.
»Die Kellnerin aus dem Mixcoatl.«
»Ja.«
»Sind Sie sicher?«
»Sehen Sie das Muttermal an ihrer Kehle?«
Slidell knurrte.
»Es ist D’Ostillo. Sie hat mit uns geredet, und dann wurde sie umgebracht.«
»Denken Sie jetzt nur nicht, das wär Ihre Schuld.«
»Ach wirklich?Wessen dann?Wessen Schuld ist es dann?Wer hatte die Idee, in dieses R estaurant zu gehen?«
»Sie hatte doch Sie angerufen.«
»Und weil sie eine gute Samariterin war, schneidet man ihr die Zunge raus!«
Ich war denTränen nahe. Und hasste es.Vor allem wenn ich mit Slidell redete.
Slidell schwieg so lange, dass ich schon dachte, er hätte aufgelegt. Bei meiner Unhöflichkeit hätte ich es ihm nicht verdenken können.
»Die Sache wird immer übler«, sagte er schließlich.
» Wer das getan hat, spielt um größere Einsätze als nur eineTeenagernutte.«
»Sie glauben, es gibt eineVerbindung zwischen Candy und D’Ostillo?«
»Sie nicht? Candy wurde in der Nähe derTaquería getötet. D’Ostillo hat uns gesagt, sie hätte Candy da drinnen gesehen, und gemeint, sie würde im Passion Fruit arbeiten. D’Ostillo ist tot, Candy ist tot.«
»Ist R ockett immer noch Ihr Favorit?«
»Ganz oben auf meiner Liste.«
»Ich schicke die E-Mail an unsere Computerabteilung, mal sehen, ob sie eine ISP finden.Techniker können das Bild analysieren. Es filtern oder vergrößern oder was sie eben tun.Vielleicht finden wir ja so denTatort heraus.«
» Wie hoch ist die Chance, dass die Leiche noch dort ist?«
Slidell machte eins seiner Slidell-Geräusche. Dann sagte er: »Der Passion Fruit Club gehört einer Personengesellschaft namens SayDo LLP .«
» Was?«
Er fing an, den Namen zu wiederholen. Ich fiel ihm insWort.
» Wer sind die Besitzer?«
»Die sind nicht gerade gesprächig.«
»Ist da jemand dran?«
»In diesemAugenblick. Übrigens, ich habe den Durchsuchungsbeschluss.«
» Wann schlagen Sie zu?«
»Heute Nacht. Stelle gerade einTeam zusammen.«
»Ich will dabei sein.«
»Hab ich mir gedacht.«
35
Die Nacht war kühl, die Luft roch nach Diesel und mindestens einem verärgerten Stinktier. DerVollmond stand im östlichen Himmel, überzogen von feinen, schwarzen Fingern.
»Tolle Nacht für eine Razzia.«
Slidell sagte das hinter dem Steuer eines Streifenwagens. Ein Uniformierter namens R odriguez saß neben ihm, ich auf dem Rücksitz.
Unser Fahrzeug war eins von vieren, die im Leerlauf auf einer Industriebrache ein Stück nördlich und fünfzig Meter westlich des Passion Fruit Club standen. In drei Chevy Suburban saßen je drei Männer von SWAT-Teams. Slidell hatte sich für die Bärenjagd gerüstet. SeineWorte.
Mein Herz hämmerte in meiner Kevlarweste. Slidells Idee. Das Ding war sperriger als die Panzerweste, die ich inAfghanistan getragen hatte. Mein Knöchel schmerzte im Stiefel.
Wir stiegen aus. Die anderen taten dasselbe, behelmte Ge stalten mit Bushmasters AR-15 und R emington 700P.308 Scharfschützengewehren samt Nachtsichtvisieren. Für die Bärenjagd eben.
»Der Laden hat zweiAusgänge.« Slidells Gesicht war in der Dunkelheit kaum zu sehen, aber seinTonfall sagte mir, dass er unter Hochspannung stand. » Wir gehen in einer Zangenbewegung rein,Alpha und Charlie vorn, Beta und Delta hinten.«
»IrgendwelcheWaffen da drin?«
»Gehen Sie so vor, als wäre der Laden einArsenal.«
» Wissen wir, wie viele Personen drin sind?«
»Negativ. Sie kennen unsere Zielpersonen.Wenn Ray Majerick oder Dominick R ockett im Hause sind,
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