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Totengeld (German Edition)

Totengeld (German Edition)

Titel: Totengeld (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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NachbarnAngst.«
    Normalerweise hätte Ryan mit einer witzigen R etourkutsche reagiert.
    »Komme ich ungelegen?«
    » Wollte eben die Flusen aus demTrockner pulen.«
    » Wenn du es nicht machst, steigt die Brandgefahr.«
    Ich grinste.
    Ryan grinste. In gewisserWeise.
    Ich trat beiseite.
    Ryan bückte sich und legte die Hand um den Griff eines verhüllten Würfels. Als er an mir vorbeiging, hörte ich ein Glöckchen bimmeln. Und Kratzen. Seine Kleidung stank nach Schweiß und Zigarettenrauch.
    Ich schloss dieTür und drehte mich um.
    Ryan stand mitten im Zimmer und schien nicht recht zu wissen, was er tun sollte. Er hatte Gewicht verloren und sah hager und abgezehrt aus.
    »Er hat denWunsch geäußert, in den Süden zu gehen.« Ryan zog dasTuch vom Käfig.
    Charlie, unser Papagei, blickte verwirrt drein.AberVögel blicken immer verwirrt drein.
    Ich deutete ins Esszimmer. Ryan stellte den Vogel auf den Tisch, legte das Tuch wieder darüber und kam dann ins Wohnzimmer zurück. Ich ließ mich in einen Lehnsessel sinken und hob die Augenbrauen.
    Ryan setzte sich aufs Sofa, lehnte sich aber nicht zurück. »Schön hier.«
    »Ist schon eineWeile her«, sagte ich.
    »Ja.«
    »Schön, euch beide zu sehen.«
    Dreißig Sekunden lang nur Großmutters tickende Uhr. Es war ein angespanntes, verlegenes Schweigen.
    » Wie geht’s demTiger?«
    »Noch immer König des Hauses.«
    Ryan nickte, doch er rief oder suchte nicht nach Bird, wie er es normalerweise tat.
    »Kaffee?«, fragte ich.
    »Klar.«
    Ich ging in die Küche. Ryan folgte mir nicht.Während ich die Kaffeemaschine in Gang setzte, dachte ich daran, wie oft wir uns dieseAufgabe geteilt hatten, das Mahlen der Bohnen, dasAbmessen derWassermenge, dann das Diskutieren, ob das Mischungsverhältnis zu stark oder zu schwach war.Was war denn nur passiert?
    Als ich insWohnzimmer zurückkehrte, saß Ryan vorgebeugt da. Die Ellbogen auf den Knien, die Hände verschränkt zwischen ihnen.
    Er nahm die dampfendeTasse, drehte dann den Kopf, um zum Fenster hinauszustarren. Um mir nicht in dieAugen sehen zu müssen?
    Ich setzte mich wieder in meinen Sessel und zog die Beine unter den Hintern. Machte mich gefasst auf das, was ich gleich hören würde. Die endgültigeTrennung.
    Schließlich bewegte Ryan den Blick in meine Richtung. Er stellte seinen unberührten Kaffee ab. Räusperte sich. Schluckte.
    »Sie ist tot.«
    » Wer?«Völlig aus der Fassung gebracht. » Wer ist tot?«
    »Lily.« Ein ersticktes Flüstern.
    SeineTochter. DasAussprechen ihres Namens löste bei Ryan einen Sturzbach der Gefühle aus, die er zu verstecken versucht hatte. Seine Nasenflügel wurden weiß, derAtem kam abgehackt.
    In meiner Brust wurde es heiß.Tränen drohten.
    Nein!
    Ich stürzte zum Sofa, zog Ryan an mich und drückte ihn fest. Schluchzer ließen seine Schultern beben. Ich fühlte heiße Feuchtigkeit auf meinem T-Shirt.
    »Das tut mir so leid«, murmelte ich immer wieder, imAngesicht solch verheerenden Kummers fühlte ich mich hilflos. »Es tut mir so leid.«
    Nach einerWeile straffte Ryan sich wieder. Er löste sich von mir, setzte sich auf und strich sich mit den Händen über dieWangen.
    »CaptainAmerica meldet sich zum Dienst.« Er grinste verlegen.
    » Weinen ist gut, Ryan.«
    »Männertränen.«
    »Ja.«
    Er atmete tief ein und ließ die Luft langsam aus. »Ich dachte mir, du solltest es wissen.«
    »Natürlich.«
    Ryan zog einTaschentuch aus der Jeans und schnäuzte sich.
    » Wann?«, fragte ich leise.
    »Vor zehnTagen.«
    KeinWunder, dass er auf meineAnrufe nicht reagiert hatte. Ich bekam ein schlechtes Gewissen. Doch es war unterlegt mit Schmerz.Warum hatte er sich nicht an mich gewandt?
    » Was ist passiert?«
    Ich war mir sicher, die Antwort bereits zu wissen. Ryan hatte mir die Geschichte seiner Tochter erzählt. Die Drogeneskalation, die schließlich in Heroinabhängigkeit gegipfelt war. Ein Dealer als Freund. Die Verhaftung wegen Ladendiebstahls. Ich war eine der wenigen, denen er sich anvertraut hatte.
    Im letzten Jahr jedoch schien Lily die Kurve gekriegt zu haben. Sie hatte glücklich gewirkt, einen Entzug gemacht und eine R eha besucht.
    Aber was wissen wir wirklich über andere?
    »Überdosis.« Ryan klopfte sich auf die Jackentaschen.Wurde sich dann bewusst, wo er war. Ließ die Hände in den Schoß sinken.
    »Ist okay, wenn du rauchst.«War es nicht. Ich hasse den Geruch, hasse, was Zigaretten mitTeppichen undVorhängen anstellen. Mit Menschen.Aber Ryan brauchte eine Stütze, um die

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