Totengeld (German Edition)
Gefrierfach lagen ein mit R eif überzogener Burrito und eine Hühnchenpastete.
Während die Mikrowelle die Pastete erhitzte, loggte ich mich in mein Gmail ein.
Nichts von Katy.
Entspann dich. Es geht ihr gut. Keine Nachrichten sind gute Nachrichten.
Nichts von Ryan.
Warum hatte sich Katy nicht gemeldet? E-Mail? SMS? Sie wusste, dass ich durchdrehen würde vor Sorge.Tägliche Kommunikation war nicht möglich, aber sie hatte es stets versucht. Und sie hatte noch nie einen vereinbarten Skype-Termin verpasst.
Großmutters Uhr schlug acht. Obwohl ich müde und besorgt war, zwang ich mich zurArbeit.
Der R est der E-Mails förderte entwederWerbung oder zumindest nichts Dringendes zu Tage.
Ich aß die Pastete, viel Gemüse, wenig Geflügel.Wusch die Katzenschüssel aus. Bezahlte ein paar R echnungen. Schaute mir eine Folge von Boardwalk Empire an, während Birdie auf meinem Schoß schnurrte.
Ich musste mich sehr anstrengen, um nicht alle zehn Minuten meinen Mail-Eingang zu checken.
Um zehn duschte ich und ging ins Bett.
Schlafen?Wem wollte ich was vormachen?
Kein prüfender Zeh imWasser, kein tastendesWaten. Mein Hirn tauchte direkt in einen Strudel der Besorgnis.
Wer war das tote Mädchen?Warum war sie mitten in der Nacht ohneAusweis und ohne Schlüssel unterwegs? Hatte irgendjemand Sachen aus ihrer Handtasche genommen?
Warum dann ihrenAusweis stehlen, John-Henrys Clubkarte aber drinlassen?
Das konnte ich beantworten. Die Karte hatte im Futter derTasche gesteckt.Aber warum?Wollte das Mädchen sie verstecken? Hatte jemand ihrenAusweis gestohlen, aber Storys Karte übersehen? Ihr Mörder?
Was für einenWert konnte eine Karte für eine Flughafenlounge haben? Das war keine Kreditkarte.
Story war seit sechs Monaten tot. Slidell hatte gesagt, die Karte sei in dieser Zeit nicht mehr benutzt worden. Und dass sie ohne Story nicht benutzt werden konnte.
Mir fiel noch eine andere Möglichkeit ein.
Konnte es sein, dass John-Henry Story noch am Leben war? Falls ja, hatte er seinen eigenenTod vorgetäuscht? Um was zu erreichen?
Und – noch viel beunruhigender:Wenn nicht Story in diesem Lagerhaus umgekommen war, wessen Knochen hatte ich dann untersucht?
Ich schaltete das Licht an und schaute auf mein Handy, ob ich eine E-Mail oder eine SMS von Katy bekommen hatte.
Scheiße.
Licht aus.
Die Neuronen inAufruhr.
John-Henry Story war einundfünfzig gewesen, als er starb. Meine Unbekannte war vielleicht fünfzehn. Hatte Story sie gebeten, mit ihm zu reisen? Für ihn?Wohin?Wozu?
Die grauen Zellen lieferten keine Hypothesen.
Irgendwie war Storys Karte aus seinem Besitz in die Handtasche des Mädchens gelangt.
Die pinkfarbene Handtasche, die neben ihrer Leiche im Dreck lag.
Ich stellte mir eine verlassene Straße vor, ein abfallendes Bankett, Scheinwerfer, die die nächtliche Dunkelheit durchstachen.
Mir kam ein anderer Gedanke.
Hatte John-Henry Story etwas mit der Fahrerflucht zu tun?
War er der Fahrer gewesen?
O Mann. Das war jetzt aber eine gewagteThese.
EineThese ohne jede Grundlage. Eine reineTraumsequenz.Völlig unwissenschaftlich.Auch wenn Story seinenTod nur inszeniert hatte, der Brand war imApril gewesen, lange vor dem Mord an dem Mädchen.
Da der Schlaf einfach nicht kommen wollte, warf ich die Decke zurück und stieg in die Küche hinunter. Birdie stapfte hinterher, verwirrt, aber bereit.
Ich erhitzte eineTasseWasser, hängte einen Pfefferminz-Teebeutel hinein und goss den R est der Milch in eine Untertasse. Birdie schlabberte sie weg, es war ihm völlig egal, dass sein Snack alles andere als frisch war.
Während ich amTee nippte, schlugen meine Gedanken eine andere Richtung ein.
Dominick R ockett, der ehemalige Soldat mit dem entstellten Gesicht. Der Importeur, den man mit illegalenAntiquitäten erwischt hatte. Der Investor einer Firma, die John-Henry Story gehörte.
Woher hatte R ockett die Mittel, um sich bei S&S Enterprises einzukaufen?Warum gerade diese Firma?Wann?Vor StorysTod? MutmaßlichemTod?War Story ein Faktor bei R ocketts Investitionsentscheidung gewesen?
Noch ein Zufall?
Natürlich.
Kannte Dominick R ockett John-Henry Story?Arbeitete er für ihn? Mit ihm?Was?
Hatte R ockett etwas mit der Fahrerflucht zu tun?
Plötzlich wurde es kalt in der Küche.
Oktober. DerWinter stand bevor. Bald würde es Zeit, die Heizung anzustellen.
Ich stellte meineTasse insSpülbecken und stieg wieder hoch ins Schlafzimmer. Der Kater folgte mir auf den Fersen.
Ich kuschelte mich unter die Decke,
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