Totengeld (German Edition)
Unbekannte? Falls ja, warum hatte sie mir nicht ihren Namen verraten?
Angst wovor?
DieAnruferin hatte selbst verängstigt geklungen.
Warum verängstigt?
Heutzutage hat jeder Zugang zu einem Handy oder einem Festnetzanschluss.Warum dann eineTelefonzelle benutzen? Um anonym zu bleiben?Aufgrund der falschenAnnahme, dass derAnruf nicht zurückverfolgt werden konnte?
Hatte die Frau aufgelegt, oder hatte jemand anders dieVerbindung unterbrochen? Hatte sie mehr sagen wollen?
In diesemAugenblick sagte mein Magen eindeutig mehr. Und zwar laut.
Ich holte mir schnell eine Cola light aus der Küche, zog das oberste Blatt von dem Stapel in meinem Eingangskorb und las, während ich den Power-Riegel aß, den ich mir im Circle K gekauft hatte.
Das Formular informierte über menschliche Knochen, die man am Ufer des Mountain Island Lake gefunden hatte. EinAmelogenin-Test hatte ergeben, dass es die Überreste eines Mannes waren. Eindeutig nicht Edith Blankenship, die ältere Dame, die die Polizisten gefunden zu haben meinten. Na toll. Und wo war Edith? Und wer war der Kerl vom See?
Ich schrieb einen kurzen Bericht, hängte das Formular da ran und legte beides in einer leuchtend gelben Mappe in meinenAusgangskorb. Kein besonderer Grund für die Farbe, außer dass ich sie mag.
Als Nächstes antwortete ich auf eine Einladung zu einer bevorstehenden Konferenz von FASE , der ForensicAnthropology Society of Europe. Klang gut, aber wer hatte dafür Zeit?
Genug Papierkram.
Ich knüllte dieVerpackung meines Power-Riegels zusammen und ging in den kleinenAutopsieraum, um die R öntgenbilder der Mumienbündel detaillierter zu untersuchen. Ich war beim dritten Hund, als dasTelefon klingelte.
»Ihr SpecialAgent ist wieder da.« Mrs. Flowers sprach mit zusammengepressten Lippen, hatte offensichtlich die Hand über dem Hörer. »Soll ich ihn zu Ihnen schicken?«
Was sollte das? Dew war vor gerade mal zwei Stunden hier weggegangen.
»Ja, bitte.«
Dew und ich erreichten meine Bürotür gleichzeitig.Wieder fiel mir auf, dass der Mann sich trotz seines Umfangs geschmeidig und effizient bewegte.
Ich setzte mich hinter meinen Schreibtisch und deutete auf den Stuhl gegenüber.Als Dew wieder darauf saß, sah das Ding aus wie ein Kinderstuhl.
»Lange nicht gesehen.«
Dew hatte mich entweder nicht verstanden oder keine Lust, auf meinenWitz einzugehen.
»Ich habe Informationen, die für Sie von Interesse sein könnten.«
»Über meine Unbekannte?«
»Über Dominick R ockett.«
»Den irgendwie nicht ganz legalen Importeur.«
Nicht einmal dieAndeutung eines Lächelns.
»Dr. Brennan, Sie sind ein versierter Profi. Bei unseren sehr kurzen Begegnungen hatte ich den Eindruck, dass Ihnen IhreArbeit sehr am Herzen liegt. Und wichtiger noch, ich halte Sie für einen moralischen und ehrenhaften Menschen. Die Mumienbündel zu öffnen hätte Ihnen IhreArbeit unendlich erleichtert. Und doch haben Sie es nicht getan. Dafür haben Sie meinen R espekt. Und meinVertrauen.«
Capote durch und durch, weibisch und korrekt.
»Ich fühle mich moralisch verpflichtet, Ihnen gewisse Informationen zu geben, die ich bei unseren bisherigen Unterhaltungen unterschlagen habe.«
Dew bewegte sich, als wollte er sich zurücklehnen. Überlegte es sich dann aber anders, weil er derTragfähigkeit des Stuhls berechtigterweise misstraute.
»ImVerlauf unserer Ermittlungen haben wir herausgefunden, dass Mr. R ockettAnteile an einer Firma namens S&S Enterprises besitzt. Da S&S ein nicht börsennotiertes Unternehmen ist, sind nur wenige Informationen über seine Struktur, seineAktivitäten und seineAnteilseigner öffentlich verfügbar.«
» Was macht S&S?«
»Interessant ist nicht, was die Firma tut. Der Umfang von Mr. R ockettsAnteilen hatte unsereAufmerksamkeit geweckt.Ausgehend von dem, was wir bis jetzt herausgefunden haben, übersteigt derWert seiner Beteiligungen die Hunderttausend-Dollar-Marke.«
»Ziemlich viel Geld.«
» Wie bereits erwähnt, gab Mr. R ockett an, seine Einkünfte wären bescheiden.«
»Geld aus seiner Militärpension und seinem Importgeschäft.«
Dew nickte. Deshalb müssen wir der Frage nachgehen, welche Einkommensquellen eine solche beträchtliche Beteiligung ermöglichen.«
»Das ICE denkt, der Kerl hat Dreck am Stecken.«
Dew redete weiter, als hätte ich nichts gesagt.
»Es gibt noch eine andereTatsache, die meine Kollegen und ich interessant finden. Einen anderen Grund, warum ich denke, dass wir Sie mehr insVertrauen ziehen
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