Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
Vom Netzwerk:
dass das eine Drohung ist und keine Rache?«
    »Kommen Sie mit ins Arbeitszimmer.«
    Er tat es mit einem Kopfschütteln.
    Ich fuhr meinen Laptop hoch und öffnete die E-Mail von [email protected] .
    »Wann kam die an?«
    »Vor ein paar Tagen.«
    »Und Sie haben nichts gesagt, weil …?« Da war er. Dieser herablassende Unterton.
    »Ich habe die Mail erst gestern gesehen.«
    Ich erzählte ihm, was in den frühen Morgenstunden passiert war. Vielleicht passiert war.
    »Es könnte auch nichts gewesen sein.«
    »Oder es könnte das Arschloch gewesen sein, das Ihnen das Geschenk auf die Schwelle gelegt hat. Ab jetzt lasse ich Ihr Haus überwachen.«
    »Ist das wirklich nötig?«
    »Ja«, blaffte Slidell. »Es ist wirklich nötig. In der Zwischenzeit rühren Sie den Karton nicht an. Oder die Fußmatte. Oder die Schwelle.«
    »Ich weiß, wie die Spurensicherung arbeitet.« Schnippisch. Aber Slidells Attitüde ging mir auf die Nerven.
    »Wer das getan hat, war entweder stinksauer oder verrückt. Was ist Ihnen lieber, Doc?«
    »Wie wär’s, wenn wir jetzt mit Creach reden?«
    Skinny warf mir einen seiner Dirty-Harry-Blicke zu.
    »Hören Sie, ich muss doch eine Aussage abgeben.« Ich deutete auf den Karton. »Das kann ich gut auch in der Zentrale machen.«
    Slidell spitzte die Lippen und seufzte dann.
    » Ich rede mit Creach.« Während er auf sein Handy einhackte. »Sie hören nur zu.«

 
    33
    Als ich anfing, für das MCME zu arbeiten, war das Charlotte Police Department noch nicht mit seinem Pendant im Mecklenburg County zusammengelegt. Die CPD-Zentrale war ein unauffälliges, beiges Gebäude Ecke Fourth und McDowell.
    Heute erinnert das CMPD -Mutterschiff an einen kleinen Universitätscampus. Zehn Minuten, nachdem wir mein Stadthaus verlassen hatten, gingen Slidell und ich durch die Eingangstür einer gigantischen Festung aus Glas und Stahl.
    In den Gängen wimmelte es von Uniformierten, Zivilfahndern, Hilfspersonal, Anwälten und verwirrten, bekifften oder wütenden Bürgern. Slidell und ich zeigten die Ausweise und fuhren dann im Aufzug in den zweiten Stock. Er führte mich an einer Reihe Verhörzimmern vorbei zu einem mit der Aufschrift VZ4 .
    »Creach ist in der drei.« Er öffnete die Tür. »Sie sehen von hier aus zu.«
    Der kleine Raum enthielt wie gewohnt Tisch und Stühle, eine Audio-Video-Ausrüstung und ein Wandtelefon. Während ich mich setzte, sprang der kleine Monitor an und zeigte ein grobkörniges Schwarz-Weiß-Bild. Metallische Geräusche knisterten aus dem Lautsprecher.
    CC Creach saß auf einem Holzstuhl ähnlich dem, auf dem ich saß. Er hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt, das Kinn ruhte auf den Fäusten. Seine langen, dunklen Haare waren zu einem Zopf geflochten, der von alle paar Zentimeter angebrachten Gummibändern gehalten wurde.
    Ich hörte eine Tür aufgehen. Creach riss den Kopf hoch und drehte ihn dem Geräusch zu.
    Schritte, dann kam Slidell ins Sichtfeld. Creach verfolgte ihn mit seinem Blick, die Unterarme aufrecht wie lange, dünne Stangen, die Augen weit aufgerissen und ängstlich.
    Slidell warf eine Akte auf den Tisch. Sie landete mit einem scharfen Knall.
    Creach ließ die Hände sinken, sodass sein Gesicht besser zu sehen war. Das harte Neonlicht tauchte den hellen Fleck auf seiner Wange in ein fahles Blau.
    »Hey, Mann.« Creach zeigte ein kurzes, nervöses Grinsen. »Was ist los?«
    Still und unbewegt starrte Slidell auf sein Gegenüber herab.
    »Schätze, ich habe ein bisschen über die Stränge geschlagen.« Creach machte ein komisches Kichergeräusch.
    Slidell zog seinen Stuhl heraus.
    »Der Kerl hat keinen Humor. Ich entschuldige mich. Ist ja nichts passiert, oder?«
    Slidell setzte sich. Schlug die Akte auf. Sortierte und organisierte gemächlich den Inhalt.
    Creach lehnte sich zurück. Beugte sich wieder vor.
    Slidell kontrollierte, ob das Audio-Video-System eingeschaltet war und funktionierte.
    »Diese Befragung wird aufgenommen. Zu Ihrem Schutz und zu meinem. Haben Sie etwas dagegen?«
    Creach schüttelte den Kopf.
    Slidell drückte auf einen Knopf. »Bei dieser Befragung anwesend sind Detective Erskine Slidell, Charlotte Mecklenburg Police Department, Abteilung Schwerverbrechen und Morde, und Cecil Converse Creach.« Slidell nannte noch Datum und Uhrzeit.
    Nervös sah Creach zu, wie Slidell ein Blatt Papier aus seinem Stapel zog und so tat, als würde er es lesen. Ich wusste, was er tat. Und warum er Creach so lange hatte warten lassen. Er wollte Creach

Weitere Kostenlose Bücher