nichts.
Das Icon meines Junkmail-Ordners zeigte vierundsiebzig Einträge. Ich löschte einen nach dem anderen und ließ bei jedem Tastendruck ein wenig von der aufgestauten Frustration ab.
Bis eine Betreffzeile meinen Finger mitten in der Luft erstarren ließ.
Du stirbst auch, du verdammte Schlampe.
Was mich verwirrte? Nicht die Beleidigung. Ich hatte soeben mehrere mindestens so obszöne gelöscht. Stirbst? Stirbst auch?
Ohne auf die warnende Stimme in meinem Kopf zu hören, öffnete ich die Mail.
Leer.
Ich schaute auf das Eingangsdatum. Gestern. Der Artikel in Stars and Stripes war ebenfalls gestern gepostet worden.
Der Absender der Mail hatte die Adresse
[email protected] .
Eine politische Gruppe? Ein Spinner? Ein Junge mit zu viel Webzugang und zu wenig elterlicher Aufsicht?
Oder war es etwas Persönliches? Eine speziell an mich gerichtete Drohung?
Ich lasse Nachrichten von mehreren Konten auf ein zentrales Mail-Programm umleiten. Diese Mail war durch das System des ME gekommen, nicht an mein persönliches Gmail-Konto. Die Adresse war leicht zu beschaffen. Sie stand auf meinen Visitenkarten. Mann, ich hatte sie sogar auf die Flugblätter geschrieben, die ich überall in der Old Pineville Road und dem South Boulevard aufgehängt hatte.
War citizenjustice ein verärgerter Exknacki? Jemand, der wegen meiner Zeugenaussage gesessen hatte? Oder das Gegenteil? Ein Freund oder Familienangehöriger, den es ärgerte, dass meine Untersuchungsergebnisse zu einem Freispruch geführt hatten? Zum Verlust einer erhofften Entschädigung in einem Zivilprozess?
Ich zermarterte mir das Hirn nach weiteren Möglichkeiten.
Ein Student, der mit einer Note unzufrieden war? Ein Nachbar, der meine Katze nicht mochte? Ein mir völlig fremder Psychopath, dem ich zufällig auf der Straße begegnet war?
Ich starrte die derbe Botschaft an. Sollte ich es Slidell sagen? Vergiss es. Ich brauchte seine Skepsis nicht. Oder schlimmer noch, seine herablassende Fürsorglichkeit.
Wahrscheinlich hatte es nichts zu bedeuten.
Ich klappte den Computer zu, aß die Lasagne, nahm ein Aspirin für meinen Knöchel und kroch ins Bett.
Schlaf senkte sich über mich wie der Vorhang am Ende eines Theaterstücks.
Schiie-Tschunk!
Meine Lider schnellten auf.
Ich horchte, weil ich nicht wusste, ob ich geträumt oder das Geräusch tatsächlich gehört hatte.
Das Geräusch war eindeutig real. Und im Haus.
Mein Puls beschleunigte sich.
Ich blinzelte, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Hielt den Atem an.
Ich ließ den Blick durch das Zimmer wandern, suchte nach der leisesten Bewegung. Sah nichts als Schatten. Hörte nur Stille.
Der Wecker auf dem Nachtkästchen zeigte 2:38.
Schiie-Tschunk!
Mein Puls wurde noch schneller.
Das Geräusch kam von unten, es klang, als würde der Wagen einer Schreibmaschine zurückgeschoben.
Ich griff nach dem Telefon. Verdammt! Ich hatte das Schnurlose im Arbeitszimmer liegen gelassen, das iPhone steckte noch in meiner Handtasche.
Ich stand leise auf und schlich zur Tür, wich dabei Dielen aus, von denen ich wusste, dass sie knarzen würden.
Ich horchte mit angehaltenem Atem.
Keine verstohlenen Schritte. Kein Rascheln von Gewebe, das eine Wand streifte. Überhaupt keine Bewegung.
Etwas Flauschiges berührte meine nackte Wade. Ich zuckte zusammen und atmete scharf ein. Schaute nach unten.
Zwei runde Augen leuchteten in der Dunkelheit.
Ich streckte dem Kater die geöffnete Hand entgegen. Bleib. Er schoss durch die Tür, als das Geräusch wieder ertönte.
Schiie-Tschunk!
Ein Satz blitzte in meinem Kopf auf.
Du stirbst auch, du verdammte Schlampe.
Adrenalin schoss mir durch den Körper.
Ich schaute über die Schulter, suchte im Zimmer nach etwas, das ich als Waffe benutzen konnte.
Der Troll aus Norwegen? Der LSJML -Becher? Die Vase von MacKenzie-Childs?
Ich entschied mich für die Bronzefigur von zwei Händchen haltenden Affen. Schwer. Scharf.
Mit der Figur in einer Hand trat ich vorsichtig auf den Gang. Im Halbdunkel warf mir der Wandspiegel ein gespenstisches Bild der Treppe entgegen.
Am Fuß kauerte keine Gestalt mit Messer oder Waffe in der Hand.
Birdie saß auf der obersten Stufe. Als er mich kommen hörte, glitt er nach unten.
Schiie-Tschunk!
Der Kater erstarrte. Sein Schwanz bewegte sich. Dann schoss er wieder nach oben und verschwand im Badezimmer.
Kaum atmend tastete ich mich die Stufen eine nach der anderen nach unten. Mein Knöchel schickte mir kleine