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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Rockett und schnappte mir die Waffe. Kontrollierte die Sicherung und war in diesem Augenblick dankbar für das Training auf dem Schießplatz.
    Froh über die Waffe, griff ich nach meinem Handy. Es war nicht in der Tasche bei der Taschenlampe.
    Ich suchte in der anderen Tasche. Kein Handy.
    Hatte ich es fallen gelassen? Hatte ich es bei meinem überstürzten Aufbruch zu Hause vergessen?
    Die Panik war fast überwältigend. Ich konnte niemanden erreichen. Was sollte ich tun?
    Eine winzige Stimme riet mir zur Vorsicht. Bleib in deinem Versteck. Warte. Slidell weiß, wo du bist.
    »Du bist ja so tot.« Die Stimme dröhnte, grausam und böswillig.
    Ich wirbelte herum.
    Der Mann zerrte das Mädchen an den Haaren hoch.
    Die Beretta in beiden Händen, stürmte ich aus der Nische. Der Mann erstarrte, als er die Bewegung hörte. Fünf Meter von ihm entfernt blieb ich stehen. Eine Säule als Deckung nutzend, spreizte ich die Füße und richtete die Waffe auf ihn.
    »Lassen Sie sie gehen.« Mein Schrei wurde von Ziegeln und Beton zurückgeworfen.
    Der Mann hielt weiter die Haare des Mädchens fest umklammert. Er stand mit dem Rücken zu mir.
    »Hände hoch.«
    Endlich ließ der Mann das Mädchen los und richtete sich auf. Seine Hände stiegen bis zur Höhe seiner Ohren.
    »Umdrehen.«
    Als der Mann sich umdrehte, traf ihn wieder ein Lichtstreifen. Einen Augenblick lang sah ich sein Gesicht in völliger Klarheit.
    Das Gesicht auf dem Verbrecherfoto.
    Ray Majerick.
    Beim Anblick seiner Widersacherin ließ er die Hände leicht herabsinken. Da ich spürte, dass er mich besser sehen konnte als ich hin, drückte ich mich weiter hinter die Säule.
    »Die verdammte Schlampe lebt.«
    Du stirbst auch, du verdammte Schlampe.
    »Waffe wegwerfen.«
    Majerick rührte sich nicht.
    »Jetzt!« Ich zog den Schlitten der Beretta zurück.
    Majerick zog die Waffe aus dem Hosenbund und warf sie weg. Ich hörte sie irgendwo bei der Tür zur Laderampe auf dem Boden auftreffen.
    »Man braucht Mut, um Droh-Mails zu schicken!« Meine Stimme klang viel selbstbewusster, als ich mich fühlte. »Um hilflose, kleine Mädchen herumzuschubsen.«
    »Schulden eintreiben? Sie kennen die Regeln.«
    »Für dich ist Schluss mit Schuldeneintreiben, du kranker Widerling.«
    »Sagt wer?«
    »Sagt ein Dutzend Polizisten, das jeden Augenblick hier sein wird.«
    Majerick hielt sich eine Hand ans Ohr. »Ich höre keine Sirenen.«
    »Gehen Sie von dem Mädchen weg!«, befahl ich.
    Er machte einen rein symbolischen Schritt.
    »Los«, knurrte ich. Majericks Arroganz machte mich so wütend, dass ich ihm am liebsten die Beretta über den Kopf gezogen hätte.
    »Sonst was? Erschießen Sie mich?«
    »Ja.« Kalt wie Stahl. »Ich erschieße Sie.«
    Würde ich es tun? Ich hatte noch nie auf einen Menschen geschossen.
    Wo zum Teufel war Slidell? Ich wusste, dass mein Bluff genährt war von Koffein und Adrenalin. Und dass beides irgendwann nachlassen würde.
    Das Mädchen stöhnte.
    In diesem Sekundenbruchteil verlor ich den Vorteil, der Majerick vielleicht das Leben gerettet hätte.
    Ich schaute nach unten.
    Er machte einen Satz auf mich zu.
    Frisches Adrenalin schoss durch meinen Körper.
    Ich hob die Waffe.
    Majerick kam näher.
    Ich zielte auf das weiße Dreieck.
    Schoss.
    Die Explosion war brutal laut. Der Rückstoß riss mir die Hände nach oben, aber ich blieb sicher stehen.
    Majerick sackte zu Boden.
    Im Dämmerlicht sah ich das Dreieck dunkel werden. Wusste, dass Rot sich darüber ausbreitete. Ein perfekter Treffer. Das Dreieck des Todes.
    Stille bis auf mein eigenes, heiseres Atmen.
    Dann übernahm mein Verstand die Kontrolle über das Stammhirn.
    Ich hatte einen Mann getötet.
    Meine Hände zitterten. Galle stieg mir in die Kehle.
    Ich schluckte. Richtete die Waffe wieder aus und ging langsam vorwärts.
    Das Mädchen lag reglos da. Ich kauerte mich hin und drückte ihr zitternde Finger an die Kehle. Spürte einen Puls, schwach, aber regelmäßig.
    Ich drehte mich um. Schaute in Majericks stumme, böswillige Augen. Tat nichts.
    Plötzlich fühlte ich mich erschöpft. Und war entsetzt von dem, was ich eben getan hatte.
    Ich überlegte. Konnte ich in meinem Zustand gute Entscheidungen treffen? Sie auch umsetzen? Mein Handy lag zu Hause.
    Ich wollte mich hinsetzen, den Kopf in die Hände stützen und den Tränen freien Lauf lassen.
    Stattdessen atmete ich ein paarmal tief durch, stand auf und ging durch Dunkelheit, die mir wie tausend Meilen vorkam, zur Treppe. Mit Beinen weich

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