Totengeld
falsch ausge-«
»Alles ist in Ordnung.«
»Hast du die Unterlagen schon einge-«
»Werde ich noch machen.«
»Die Hochzeitsvorbereitungen laufen noch nach Plan?«
Mein Gott, Brennan. Warum bringt du das zur Sprache?
»Es gibt ein paar Problemchen. Aber nichts, womit Summer nicht umgehen kann.«
Summer kann ohne Anweisung nicht einmal mit einem Joghurt umgehen. Das sagte ich nicht.
Birdie sprang neben Pete auf den Tisch. Er strich dem Kater über den Rücken. Schaute abwesend seine Handbewegung an. Welchem Thema wollte er ausweichen?
Mein Magen verkrampfte sich.
»Du lügst mich doch nicht an, oder? Geht es wirklich nicht um Katy?«
»Nur am Rande.«
Mir stieg die Hitze in die Wangen.
»Du hast doch gesagt –«
»Es geht ihr gut.«
»Hast du heute von ihr gehört?«
»Nein.«
»Dann hast du keine Ahnung, wie es ihr geht!« Scharf.
Pete streichelte weiter den Kater. Und schaute dabei weiter auf seine Hand.
»Tut mir leid. Ich wollte dir nicht den Kopf abreißen«, sagte ich.
Pete lehnte sich zurück. Überlegte es sich dann anders, beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Tisch.
»Es gibt eine Möglichkeit, dass du Katy sehen kannst.«
»Wir wollten eigentlich skypen –«
»Ich meine persönlich.«
»Was? Bekommt sie Urlaub? Jetzt schon?« Mein Donut erstarrte mitten in der Luft. »O Gott. Ist sie verletzt?«
»Nein.«
»Ist sie im Krankenhaus?«
»Nein. O Mann. Hör auf überzureagieren.«
»Sag mir die Wahrheit.«
»Ich habe überhaupt keinen Grund zu der Annahme, dass unsere Tochter nicht kerngesund und glücklich ist.« Übergeduldig.
Ich musterte Petes Gesicht. Sah keinen Täuschungswillen. Aber jede Menge Zweifel.
Janis Peterson. Der Mann der flinken Zunge und der stählernen Nerven?
»Was ist los, Pete?«
Er hob seine Tasse. Stellte sie, ohne getrunken zu haben, wieder ab.
»Du kannst zu ihr.«
»Zu ihr?« Ich hatte wohl irgendwo etwas verpasst.
»Nach Bagram.«
»Bagram. Afghanistan?«
»Genau.«
Das ergab einfach keinen Sinn.
»Ich weiß, dass du dir Sorgen machst, Zuckerschnäuzchen. Ich mache mir auch Sorgen. Vor allem wenn Tage vergehen, ohne dass ich auch nur ein Wort höre. Das kann ich allerdings nicht zugeben, wo ich doch ein Mann bin und so.«
Noch ein alter Witz, der kein Lachen auslöste.
Pete redete weiter, doch jetzt in einem anderen Ton. Sehr ernst.
»Ich will dich nicht manipulieren. Aber ich will dich überzeugen.«
Überzeugung. Das Handwerkszeug des Anwalts.
»Mich überzeugen.« Da ich völlig verwirrt war, äffte ich ihn einfach nach.
Pete atmete tief ein. Stieß die Luft wieder aus. Verschränkte die Finger.
»Erinnerst du dich an meinem Freund, Hunter Gross?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Denjenigen, von dem ich dir am Mittwoch beim Abendessen erzählt habe?«
In der Bar bei voll aufgedrehter Lautstärke. »Er ist ein Marine«, sagte ich. »Sein Neffe ist ein Marine.«
»Ja, John Gross. Ich kenne Hunter schon seit Jahren.«
»Aus deiner Zeit im Corps.« Ich hatte Petes alte Militärkumpel noch nie auseinanderhalten können.
Pete nickte. »Hunter hat mich wieder angerufen. Er macht sich wirklich Sorgen wegen seines Neffen.«
»Red weiter.«
»Ich glaube, ich habe dir erzählt, dass John im Camp Lejeune auf eine Anhörung nach Article 32 wartet.«
Eine Anhörung nach Article 32 ist das militärische Äquivalent einer Vorverhandlung vor einer Grand Jury. Zweck ist es herauszufinden, ob genug Beweismaterial für einen Kriegsgerichtsprozess vorhanden ist.
»John wird beschuldigt, afghanische Zivilisten getötet zu haben.« Allmählich fiel mir die Geschichte wieder ein. »Was er bestreitet.«
»Ein Kriegsgerichtsprozess würde die Karriere des Jungen ruinieren. Doch das ist noch die geringste seiner Sorgen. Falls er schuldig gesprochen wird, könnte er lebenslang in einem Bundesgefängnis sitzen. Oder noch Schlimmeres.«
»Was hat er denn angeblich getan?«
»Der Anklageschrift nach soll er bei der Durchsuchung eines Dorfes unbewaffnete Bewohner erschossen haben.«
»Wie lautet seine Version?«
»Es dämmerte bereits. Es herrschte totales Chaos. Die Männer kamen ›Allah!‹ schreiend auf ihn zu. Einer machte eine Bewegung, als würde er nach einer Waffe greifen. Er behauptet, in Notwehr geschossen zu haben.«
»Aber wie sich herausstellte, hatten die Männer gar keine Waffen.«
»Genau.«
Ich überlegte.
»Gross führt ein, was, ein M16? Die Opfer sind unbewaffnet. Und doch stürzen sie auf ihn zu? Das ergibt doch
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