Totengeld
keinen Sinn.«
»Im Eifer des Gefechts? Ein persönlicher Dschihad?« Pete zuckte die Achseln. »Wer weiß?«
»Hinter der Geschichte muss mehr stecken.«
»Ich sage dir, was ich weiß. Als Lieutenant und Zugführer musste John jede Menge schwieriger Entscheidungen treffen. Mit ernsten Konsequenzen.«
Pete hielt inne, vielleicht dachte er an seine eigenen schwierigen Entscheidungen im aktiven Dienst.
»Eine dieser Entscheidungen betraf einen Corporal namens Grant Eggers. Nach diversen ermahnenden Gesprächen war John gezwungen, Eggers von seinem Posten als Leiter der Schützentruppe zu entheben. Eggers war stinksauer, redete angeblich bei jeder Gelegenheit schlecht über John, stellte ihn aber nie persönlich zur Rede.«
»Lass mich raten. Eggers ist derjenige, der die Anschuldigung vorgebracht hat.« Ich nahm mir einen Donut mit Zuckerguss.
»Ja. Er sagt, die Männer wären nicht auf John zu-, sondern vor ihm davongerannt. Er behauptet, John hätte sie in den Rücken geschossen.«
»O Gott.«
»Ja. Was nicht alles passieren kann. Hunter ist überzeugt, dass über seinen Neffen vorschnell geurteilt wurde.«
»Warum?«
»Uncle Sam ist da drüben nicht gerade beliebt. Zwei unbewaffnete Zivilisten tot. Der Schütze ein amerikanischer Marine. Die Einheimischen wollen Blut.«
»Politik also.«
Pete zuckte die Achseln. Wer weiß?
»Die Lösung ist doch ganz einfach.«
Pete streckte die Hand aus und strich mir über die Oberlippe. Ich schlug seine Hand weg.
»Zuckerschnurrbart«, sagte er. »Erzähl.«
»Der Medical Examiner untersucht die Eintritts-und Austrittswunden der Kugeln.«
»Das war unmöglich.«
»Warum?«
»Die Männer liegen auf einem muslimischen Friedhof begraben. Die Militärpolizei hat wiederholt versucht, Zugang zu erhalten, aber die afghanischen Behörden verweigerten bisher sowohl eine Exhumierung als auch eine Autopsie. Nach langem diplomatischen Hin und Her haben sie jetzt ihre Meinung geändert.«
Ich hatte einen plötzlichen Verdacht, wohin das führte.
»Sie haben einer Exhumierung zugestimmt.«
»Ja. Aber es gibt keine Garantie, dass sie ihre Meinung nicht noch einmal ändern. Die Anhörung nach Article 32 wurde verschoben, um Zeit zu gewinnen für die Durchführung der Exhumierung.«
»Aha.«
»Was meinst du, wie gut erhalten werden die Leichen sein?«
»Was wurde postmortal mit ihnen gemacht?«
»Hunter sagt, die Männer wurden gewaschen, in Leichentücher gewickelt und begraben. Keine Särge. Sie wurden nur auf die Seite gelegt, mit dem Kopf in Richtung Mekka.«
»Wüstenklima, ein Jahr in der Erde. Ich würde fortgeschrittene Verwesung erwarten, wenn nicht bereits vollständige Skelettierung.«
»Die US -Experten werden nur einen Versuch mit diesen Leichen bekommen. Wenn das Personal am Stützpunkt nicht allererste Sahne ist, könnte John im Arsch sein.«
»Schusskanalbestimmung ist nicht so kompliziert.«
»Das weißt du. Aber wissen sie es auch? Laut Hunter ist das Johns beste Chance, seine Unschuld zu beweisen. Die Verteidigung will ein Mitspracherecht, wer die Exhumierung und Untersuchung durchführen soll, und der Staatsanwalt hat ihnen gesagt, sie sollen jemanden vorschlagen, der für beide Seiten akzeptabel ist.«
»Du willst, dass ich nach Afghanistan fliege.« Gesagt mit dem Enthusiasmus, den ich für Gerstenkörner übrig habe.
»Ja. Deine Erfahrung mit Kriminalermittlungen wird die Regierung zufriedenstellen, und die Verteidigung wird Hunters Empfehlung zustimmen.«
Pete lehnte sich zurück und schaute mir tief in die Augen. Er hatte seinen Fall dargestellt. Jetzt wartete er.
Tief durchatmen.
»Versteh mich nicht falsch, Pete. Ich habe Mitgefühl mit John und seiner Familie. Aber Militärärzte haben viel Erfahrung – zu viel – mit traumatischen Verletzungen. Jeder Arzt in Afghanistan hat mit Sicherheit Hunderte von Schussverletzungen gesehen.«
»In frischem Gewebe. Du hast es eben gesagt. Wahrscheinlich sind nur noch Knochen übrig. Das bist du. Das ist dein Ding. Du bist die Beste. Außerdem findet die Article-32-Anhörung in North Carolina statt.«
»Ich habe Verpflichtungen. Ich kann mich nicht so einfach auf die andere Seite der Welt davonmachen.«
»Das tust du die ganze Zeit.«
»Nein, tue ich nicht.«
» JPAC ?«
Pete meinte meine Rolle als zivile Beraterin des Joint POW/MIA Accounting Command, des zentralen militärischen Identifikationsinstituts in Honolulu.
»Das ist was anderes. Diese Besuche sind von langer Hand
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