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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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täuschte ich mich.
    Zusätzlich zu Jeans, TShirts und Pullover warf ich meine gewohnten Tatortklamotten hinein: Kaki-Kampfanzug, Kaki-Kappe, Wüstenstiefel, Handschuhe. Neckisch. Ich ging davon aus, dass mein Gastgeber mir jede Spezialausrüstung zur Verfügung stellen konnte, die ich brauchte.
    Am Sonntagvormittag lud ich mir außerdem Dateien auf mein MacBook Air. Eine Formularvorlage für den Beweismitteltransfer. Eine Vorlage für ein Fallformular in forensischer Anthropologie. Die neueste Version von Fordisc 3.0, einem Programm für die metrische Analyse von unbekannten Überresten. Eine Reihe online verfügbarer Osteologiehandbücher. War alles wahrscheinlich unnötig, aber ich wollte voll ausgerüstet sein.
    Als Letztes kopierte ich einen Artikel, den ich für das Journal of Forensic Sciences vorbereitete. Wahrscheinlich würde ich auf dieser Reise nicht zum Schreiben kommen, aber für alle Fälle.
    Um vier fuhr das Taxi vor. In dreißig Minuten war ich am Douglas, durch die Sicherheitskontrolle in weiteren dreißig.
    Ein Wunder der Luftfahrt, die Maschine flog planmäßig. Drei Stunden, nachdem ich den Annex verlassen hatte, marschierte ich in Dulles über einen Flugsteig.
    Nachdem ich den Schalter von Turkish Airlines ausfindig gemacht hatte, ging ich in die Virgin Atlantic Lounge und machte es mir für meine dreistündige Wartezeit bequem.
    Wieder waren die Götter mir wohlgesinnt. Um zwanzig nach zehn verkündete eine Stimme, dass das Boarding für meinen planmäßigen Flug jetzt beginne.
    So schlecht sind internationale Reisen also doch nicht, dachte ich mir, als ich mich zu meinen Mitreisenden der Businessclass in die Schlange stellte, meinen Sitz fand, meine Sachen verstaute und mich anschnallte.
    Beim Fliegen schlafe ich nicht gut.
    In den folgenden zehn Stunden las ich, nahm eine einigermaßen erträgliche Mahlzeit zu mir, versuchte es mit einem oder zwei Filmen. Isolierte mich mit Ohrstöpseln und Augenschirm, klappte meinen Sitz zurück und wickelte mich in die Decke. Suchte mir Positionen, in denen alle Gliedmaßen durchblutet wurden. Drehte mich immer wieder um. Klappte den Sitz wieder hoch und schaltete die Leselampe an. Klappte den Sitz wieder herunter. Bekam nur Rauschen auf mein Handy. Versuchte noch einen Film.
    Wieder und wieder dachte ich an meine Unbekannte. Sagte mir jedes Mal, dass ich sie nicht im Stich gelassen hatte.
    Als ich in Istanbul aus der Maschine stieg, hatte ich das Gefühl, als wäre ich die ganzen fünftausendfünfhundert Meilen gerudert.
    Die Lounge der Turkish Airlines war ganz in Gold und Weiß gehalten, mit Rundbögen, die Bars, Sitzgruppen und Servicestationen voneinander trennten. Die Sessel und Sofas hätten in jedem noblen Hotel in Los Angeles schick ausgesehen. WLAN . Ein Pianist. Ich hätte in dieser Lounge leben können.
    Ich holte mir einen kleinen Vorspeisenteller und checkte dann meine E-Mails.
    Katy und Ryan hatten sich noch immer nicht gemeldet.
    Harry allerdings schon. Völlig panisch.
    Seit meinem Abflug von Charlotte waren vierundzwanzig Stunden vergangen, in denen ich so gut wie nicht geschlafen hatte. Ich war einfach nicht in der Verfassung, mich mit meiner kleinen Schwester herumzuschlagen. Ich schickte ihr eine weitere E-Mail, die genauso vage war wie die erste. Bin unterwegs. Melde mich bald.
    Meine nächste Maschine war eine 737, deren Innenraum noch nie renoviert worden war. Ich saß in der vordersten Reihe, was ein paar Zentimeter mehr Beinfreiheit als Entschädigung für die Wand vor dem Gesicht bedeutete.
    Der Flug war unruhig. Der Kaffee war türkisch und schmeckte nach Teer.
    Fünf Stunden nach dem Start landete der Pilot die Maschine auf dem Manas International Airport in Bischkek, Kirgisistan, das Transitzentrum für amerikanische und Allianztruppen nach und aus Afghanistan.
    Während wir durch Schwärze rollten, versuchte ich die Zeit umzurechnen. Meine Uhr zeigte 21:00 an der Ostküste. Montag. Ich schätze, dass es in Kirgisistan sehr früh am Dienstagmorgen war. Mehr Präzision brachten meine Neuronen unter Schlafentzug nicht zusammen.
    Ein Master Sergeant namens Grace Mensforth holte mich am Terminal ab. Mittelgroß, braune Haare, durchschnittliches Gesicht. Der Typ Frau, an den sich Zeugen kaum erinnern.
    Mensforth stellte sich als meine Verbindungsoffizierin zur Air Force vor. Auf meinen verständnislosen Blick hin erklärte sie mir, dass Kirgisistan zwar den Flughafen betreibt, die Air Force jedoch das Transitzentrum. Deshalb ihre

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