Totengeld
und Untersuchung dieser Überreste bis aufs Komma an die Vorschriften halten. Machen wir nur einen Fehler, überschreiten wir nur minimalst unsere Befugnisse, haben die Einheimischen das Recht, den Stecker zu ziehen. Und wir werden jeden Augenblick unter Beobachtung stehen.«
»Gottverdammter Albtraum.«
»Mir ist bewusst, dass Ihnen das nicht gefällt, Mr. Blanton. Aber so ist die Vereinbarung. Zwei Einheimische werden uns während der ganzen Operation auf die Finger schauen.«
Blanton blies Luft durch die Lippen, sagte aber nichts.
»Das Team wird sich morgen um null-fünfhundert am Sammelpunkt treffen. Die geschätzte Flugzeit nach Sheyn Bagh beträgt zwei Stunden, Touchdown dürfte also nicht später als null-achthundert sein. Rechnen Sie eine Stunde für Begrüßung und Konversation mit dem Bürgermeister und den Dorfältesten ein, dann sind wir um null-neunhundert vor Ort auf dem Friedhof. Start der Maschine dann wieder um siebzehnhundert. Hat irgendjemand von Ihnen ein Problem damit?«
»Es ist schwer einzuschätzen, wie lange eine Exhumierung dauern wird, ohne die Bedingungen zu kennen, mit denen wir es zu tun haben«, sagte ich.
»Sie haben acht Stunden.« Sollte heißen: Ende der Diskussion.
»Mit soll’s recht sein«, sagte Blanton. »Ich werde auf keinen Fall außerhalb des Stützpunkts übernachten.«
» NCIS hat bei Grabung und Untersuchung das letzte Wort, nach Rücksprache mit Dr. Brennan.« Welsted schaute in meine Richtung. »Sollte es jedoch Unstimmigkeiten geben, entscheidet Blanton.«
Ich hatte zwar meine Probleme damit, nickte aber.
»Blanton wird die eigentliche Grabung überwachen. Sein Team besteht aus zwei Marines aus Delaram und zwei Einheimischen –«
»Als wüssten Ali Baba und sein Kumpel, wie man richtig mit der Kelle arbeitet.« Aus Blantons Worten triefte Geringschätzung. »Oder wie sie sich verhalten müssen, damit ihre verdammten Sandalen keine Indizien zertrampeln.«
»Ohne lokale Beteiligung wären wir zu keiner Einigung gekommen.« Welsted wurde allmählich etwas ungeduldig. »Die Afghanen haben darauf bestanden, das Pentagon hat zugestimmt.«
»O Mann.«
Ich sah den NCIS -Agenten an. Seine Verachtung für das afghanische Volk überraschte mich.
Aber war das alles? Waren es die Einheimischen, die Blanton nicht mochte? Oder war es die Böswilligkeit, die sich bei ihnen eingenistet hatte?
Ich versuche immer, unvoreingenommen zu sein, jeden nur nach seinen Verdiensten und seinen Leistungen zu beurteilen. Ich bin tolerant gegenüber jeder Weltanschauung, jeder sexuellen Orientierung und auch jeder Hautfarbe, die anders ist als meine. Ich hasse nicht in Stereotypen.
Aber absolut keine Toleranz habe ich für einen Glauben, der nicht nur Mädchen jegliche Bildung verweigert, sondern zudem den Missbrauch von Frauen entschuldigt, sogar gutheißt. Für ein Dogma, dass Männern erlaubt, Angehörige meines Geschlechts zu schlagen, zu verstümmeln, ja sogar zu töten.
Mein einziges Vorurteil. Ich verachte die Taliban. Und ich glaube fest daran, dass die Arroganz und Grausamkeit ihrer Gefolgsleute von Unwissenheit, Angst und männlicher Unsicherheit herrühren.
»Mr. Blanton wird die Dokumentation per Video und Foto übernehmen«, fuhr Welsted fort. »Dorfbewohner dürfen zusehen, doch sie werden auf mindestens zehn Meter Abstand gehalten.«
»Werden wir ihnen Eiscreme servieren? Vielleicht ein paar Lieder am Lagerfeuer singen?« Blanton ließ sich auf seinen Stuhl zurücksinken. »So ein gottverdammter Zirkus.«
Welsted wandte sich wieder an mich. »Sie wissen, welche Ausrüstung Sie brauchen?«
Ich zog eine Liste aus meinem Rucksack und gab sie ihr.
Welsted blickte sich am Tisch um. »Noch Fragen?«
Ich hatte eine.
»Wo werde ich die Untersuchung durchführen?«
»Im Krankenhaus hier auf dem Stützpunkt.«
»Ich brauche ein Röntgengerät.«
»Ist bereits arrangiert.«
Ich hatte noch eine.
»Warum können wir das nicht schon heute machen?«
»Die Army übernimmt den Transport. Der Blackhawk steht erst morgen zu Verfügung.«
Blanton wollte etwas sagen. Welsted schnitt ihm das Wort ab.
»Dann viel Glück, Leute.«
Ich nahm Jacke und Rucksack und ging nach draußen. Vor der Tür sah ich, dass Blanton um eine Ecke des Gebäudes verschwand.
»Dr. Brennan?«
Ich drehte mich um. Welsted kam durch die Tür.
»Haben Sie im Augenblick etwas vor?«
»Ich habe ein Rendezvous mit einer Fallakte.«
»Können Sie mit einer Waffe umgehen?«
»Ich habe ein
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