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Totengeld

Totengeld

Titel: Totengeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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gebracht hatte. Viel war es nicht.
    1950 von den Amerikanern als Flugplatz errichtet, hatte der Stützpunkt jetzt die Größe einer Kleinstadt. Ihre Bevölkerung aus ungefähr sechzigtausend Soldaten und vierundzwanzigtausend Zivilisten setzte sich zusammen aus alliierten Truppen, Angestellten internationaler Vertragsfirmen und afghanischen Taglöhnern.
    Zusätzlich zur normalen Infrastruktur gab es in Bagram noch Cafés, Fast-Food-Läden, einen Kontrollturm noch aus der Zeit der sowjetischen Besatzung und einen Basar, in dem örtliche Händler ihre Ware feilboten. Der Disney Drive war die Hauptstraße, benannt zu Ehren eines gefallenen Soldaten, nicht nach Uncle Walt.
    Die Bagram Air Base lag nahe der alten Seidenstraßenstadt, nach der sie benannt war. Und Lichtjahre entfernt.
    Geduscht und mit frisch gewaschenen Haaren marschierte ich zurück zu meinem Quartier. Wo ich erfreut feststellte, dass der PC mir tatsächlich einen Internetzugang ermöglichte.
    Da ich noch zwanzig Minuten Zeit hatte, checkte ich meine E-Mails. Fand aber nichts von irgendjemandem, den ich tatsächlich kannte. Ich schrieb Larabee eine kurze Mail, in der ich ihn um das Neueste im Fahrfluchtfall bat. Ich schickte auch Slidell eine, obwohl ich wusste, dass ich keine Antwort erhalten würde.
    Blanton kam um Punkt acht. Während ich genug Kohlehydrate in mich hineinschaufelte, um ein Rugbyteam flachzulegen, erfuhr ich, dass er einen Bachelor in Geschichte hatte, nie verheiratet gewesen war, kurz als Polizist gearbeitet hatte und seit vierzehn Jahren beim NCIS war.
    Blanton würde in die Staaten zurückkehren, sobald die Exhumierung und die Untersuchung abgeschlossen waren. Überraschenderweise war er in Gastonia, North Carolina, geboren und aufgewachsen.
    Komische Welt. Da fliegt man siebentausend Meilen und trifft jemanden aus der Nachbarschaft.
    Blanton erfuhr, dass ich von der ABFA, dem American Board of Forensic Anthropology, lizenziert war. Und dass ich einen Kater hatte.
    Warum ich nicht mehr erzählte? Vielleicht war es die Art, wie Blanton mich ansah, immer unverwandt, kaum einmal blinzelnd. Oder der arrogante Tonfall, mit dem er einiges sagte. Einen konkreten Grund hätte ich nicht angeben können. Aber eine innere Stimme warnte mich vor zu großer Offenherzigkeit.
    Ich fragte mich, ob es klug gewesen war, von Katy zu erzählen. Vor Erschöpfung war ich so gut wie hirntot gewesen. Zu spät. Es war passiert.
    Als wir zurückkamen, lehnte Welsted vor meiner Hütte an einem Transporter. Als sie uns sah, schaute sie auf die Uhr.
    »Guten Morgen, Captain«, sagte ich fröhlich.
    »Guten Morgen.« Welsted lächelte nicht und schaute Blanton nicht einmal an. »Fertig?«
    »Und bereit.« Aus mir sprach der dritte Kaffee.
    Fünf Minuten später hielten wir vor einem Wellblechgebäude, das ein Schild als das Hauptquartier der Stützpunktverwaltung identifizierte. Wir traten ein und stiegen in den ersten Stock rauf.
    Ein Sergeant der Air Force sprang auf, als er Stiefel hörte, und führte uns in einen Konferenzsaal, der gut in eine Anwaltskanzlei mittlerer Größe gepasst hätte. Heller Eichentisch mit einem Dutzend Stühlen. Eine Tafel. Anrichte mit Kaffeemaschine und -geschirr. Nur die rauen Wände passten nicht so recht.
    Ein Mann stand an der Anrichte und goss sich eine weiße Porzellantasse voll. Navy. Ein Schild auf seinem Kampfanzug sagte mir, das er Noonan hieß. Ein Aufnäher sagte mir, dass er zu JAG gehörte, dem Judge Advocate General’s Corps, der obersten Justizbehörde der amerikanischen Streitkräfte.
    Blanton setzte sich an den Tisch. Welsted und ich gingen zu Noonan.
    Wie Blanton hatte der Navy-Jurist rasant schütter werdendes Haar und eine helle Haut, die sich an Nase und Wangen abschälte.
    »Ruff Noonan, JAG.« Wir gaben uns die Hand. »Ich werde an der Mission nicht teilnehmen. Ich bin nur wegen der Besprechung hier.«
    Als wir die Tür aufgehen hörten, drehten wir uns alle um.
    Eine schwarze Frau betrat den Raum, klein und großbusig, aber mit einer Haltung, die aus ihrer Statur das Beste machte.
    Sie warf einen Stapel Ordner aus braunem Wellkarton auf den Tisch und bedeutete uns, dass wir uns setzen sollten.
    »Können wir anfangen?«
    Die noch standen, setzten sich.
    »Zunächst möchte ich mich vorstellen, Dr. Brennan. Der Rest von Ihnen kennt mich ja.« Ein schnelles Lächeln. »Ich bin Gloria Fisher, Stützpunktkommandantin hier in Bagram. Mein Stab und ich werden alles tun, um Ihnen Ihre Mission zu erleichtern. Ich

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