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Totengleich

Totengleich

Titel: Totengleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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sagte Rafe. Er ließ sich rückwärts aufs Sofa fallen und lachte laut auf. »Stark. Echte fackelschwingende Dorfbewohner. Was sagt man dazu?«
    Justin schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Idiotie«, sagte er. Jetzt, wo er wieder im Haus war, uns vier sicher in seiner Nähe hatte und etwas Sinnvolles tun konnte, hatte er sich beruhigt. »Lexie, deine Hände.«
    Ich hielt sie ihm hin. Sie waren übel zugerichtet, dreck- und blutverschmiert, die Knöchel aufgeplatzt und die Hälfte der Nägel abgebrochen – schade um den schönen Silbernagellack. Justin sog zischend die Luft ein. »Großer Gott, was habt ihr denn bloß mit dem armen Kerl angestellt? Aber verdient hat er’s natürlich. Komm her, damit ich was sehen kann.« Er bugsierte mich in Abbys Sessel unter der Stehlampe und kniete sich neben mir auf den Boden. Von der Schüssel stieg eine Dampfwolke auf, die nach Desinfektionsmittel roch, ein warmer, wohltuender Duft.
    »Sollen wir die Polizei anrufen?«, wollte Abby von Daniel wissen.
    »Bloß nicht«, sagte Rafe, betupfte sich die Nase und sah dann nach, ob er Blut an den Fingern hatte. »Bist du verrückt geworden? Die ziehen doch wieder bloß ihre alte Masche ab: Danke, dass Sie das gemeldet haben, ausgeschlossen, dass wir den Täter je ausfindig machen, schaffen Sie sich einen Hund an, und tschüs. Könnte sogar sein, dass sie uns diesmal verhaften – ein Blick genügt, und die wissen, dass wir uns geprügelt haben. Denkst du etwa, Laurel und Hardy interessiert’s, wer angefangen hat? Justin, kann ich mal kurz den Lappen haben?«
    »Moment noch.« Justin drückte den feuchten Lappen so sanft auf meine Knöchel, dass ich kaum etwas spürte. »Brennt das?« Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich blute gleich das Sofa voll«, drohte Rafe.
    »Untersteh dich. Leg den Kopf in den Nacken und warte.«
    »Eigentlich«, sagte Daniel, der noch immer nachdenklich auf den Zettel starrte, »wäre es jetzt vielleicht gar keine so schlechte Idee, die Polizei zu verständigen.«
    Rafe setzte sich auf, seine Nase war vergessen. »Daniel. Spinnst du? Die haben einen Heidenschiss vor diesen Halbaffen unten im Dorf. Die würden alles tun, um sich bei denen einzuschmeicheln, und uns wegen Körperverletzung einzubuchten, wäre ein großer Schritt in die richtige Richtung.«
    »Ehrlich gesagt, ich hab gar nicht an die hiesige Polizei gedacht«, sagte Daniel. »Nein. Ich dachte an Mackey oder O'Neill – einen von den beiden, je nachdem. Was meinst du?«, fragte er an Abby gewandt.
    »Daniel«, sagte Justin. Seine Hand hatte aufgehört, sich auf meiner zu bewegen, und der hohe, panische Tonfall kroch erneut in seine Stimme. »Nein. Ich will nicht – seit Lexie wieder hier ist, lassen sie uns doch in Ruhe –«
    Daniel betrachtete Justin einen Moment lang forschend über seine Brille hinweg. »Das stimmt, ja«, sagte er. »Aber das heißt mit Sicherheit nicht, dass sie die Ermittlungen eingestellt haben. Ich denke, sie suchen weiterhin mit großem Energieaufwand nach einem Verdächtigen, weshalb ich mir gut vorstellen kann, dass sie sehr dran interessiert wären, von unserem Freund von vorhin zu erfahren. Ich finde daher, wir sind verpflichtet, es ihnen zu erzählen, ob uns das nun passt oder nicht.«
    »Ich will einfach, dass alles wieder normal wird.« Justins Stimme klang beinahe weinerlich.
    »Jaja, das wollen wir alle«, sagte Daniel leicht gereizt. Er verzog das Gesicht, massierte seinen Oberschenkel, verzog erneut das Gesicht. »Und je schneller das hier vorüber ist und jemand zur Verantwortung gezogen wird, desto schneller wird es auch wieder so werden. Lexie beispielsweise würde sich bestimmt um einiges wohler fühlen, wenn der Typ in Gewahrsam wäre. Hab ich recht, Lexie?«
    »Von wegen Gewahrsam, ich würde mich um einiges wohler fühlen, wenn uns das Arschloch nicht so schnell entwischt wäre«, sagte ich. »Das hat richtig Spaß gemacht.« Rafe grinste und beugte sich vor, um mit mir abzuklatschen.
    »Mal abgesehen von Lexie«, sagte Abby, »das hier ist eine echte Drohung. Ich weiß ja nicht, wie du das siehst, Justin, aber ich bin nicht besonders scharf drauf, abgefackelt zu werden.«
    »Ach Quatsch, das macht der nie im Leben«, sagte Rafe. »Brandstiftung erfordert ein gewisses Maß an Organisationstalent. Der würde sich selbst in die Luft jagen, ehe er auch nur in unsere Nähe kommt.«
    »Und wenn nicht, ist das Haus futsch. Willst du das riskieren?«
    Die Stimmung im Raum war umgeschlagen. Die überdrehte,

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