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Totengleich

Totengleich

Titel: Totengleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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Sessels.
    Abby fuhr herum und starrte mich an, als hätte sie vergessen, dass ich auch noch da war. »Ja klar«, sagte sie nach einem Moment dumpf. »Gott.« Sie setzte sich schwer auf den Boden zwischen die Glasscherben und verschränkte die Hände im Nacken.
    »Ich denke, wir sollten auf jeden Fall die Polizei anrufen«, sagte ich. »Diesmal schnappen sie den Kerl vielleicht tatsächlich. Davor hatten sie nicht einen konkreten Anhaltspunkt, aber jetzt müssen sie bloß nach einem suchen, der aussieht, als wäre er durch den Fleischwolf gedreht worden.«
    »In diesem Kaff«, sagte Rafe, »grenzt das die Auswahl nicht unbedingt ein.«
    »Ausgezeichnetes Argument«, sagte Daniel zu mir. »Daran hatte ich nicht gedacht. Es wäre außerdem eine gute vorbeugende Maßnahme, für den Fall, dass der Typ auf die Idee kommt, uns wegen Körperverletzung anzuzeigen – was ich zwar für unwahrscheinlich halte, aber man kann nie wissen. Also, sind wir uns einig? Es bringt nicht viel, die Detectives um diese Uhrzeit noch herkommen zu lassen, aber morgen früh rufen wir sie an, ja?«
    Justin war wieder dabei, meine Hände zu säubern, aber sein Gesicht war angespannt und verschlossen. »Von mir aus, Hauptsache wir bringen die Sache hinter uns«, sagte er gepresst.
    »Ich denke, du bist total irrsinnig«, sagte Rafe, »aber das denke ich ja schon eine ganze Weile. Und überhaupt, es spielt keine große Rolle, was ich denke, nicht? Du tust so oder so, was du willst.«
    Daniel ging nicht auf ihn ein. »Mackey oder O’Neill?«
    »Mackey«, sagte Abby, ohne vom Boden aufzuschauen.
    »Interessant«, sagte Daniel und griff nach seinen Zigaretten. »Ich hätte mich instinktiv für O’Neill entschieden, zumal er anscheinend derjenige ist, der untersucht, wie unser Verhältnis zu den Leuten im Dorf ist, aber vielleicht hast du recht. Hat einer Feuer?«
    »Darf ich einen Vorschlag machen?«, fragte Rafe zuckersüß. »Wenn wir mit unseren Freunden und Helfern plaudern, wäre es vielleicht ratsam, das Ding da unerwähnt zu lassen.« Er nickte Richtung Revolver.
    »Selbstverständlich«, sagte Daniel geistesabwesend. Er suchte noch immer nach einem Feuerzeug. Ich sah Abbys auf dem Tisch neben mir und warf es ihm zu. »Es spielt bei der Geschichte ja sowieso keine Rolle. Also kein Grund, davon anzufangen. Ich leg’s weg.«
    »Mach das«, sagte Abby tonlos zum Boden. »Und dann können wir alle so tun, als wäre es nie passiert.«
    Keiner sagte etwas darauf. Justin war mit meinen Händen fertig und klebte Pflaster auf die verletzten Knöchel, die Ränder genau parallel. Rafe schwang die Beine vom Sofa, ging in die Küche und kam mit einer Handvoll nasser Papiertücher zurück. Er rieb sich damit flüchtig die Nase ab und warf die Tücher in den Kamin. Abby rührte sich nicht. Daniel rauchte nachdenklich, während das Blut auf seiner Wange trocknete, und blickte irgendwo ins Leere.
    Der Wind wurde stärker, rauschte unterm Dach und kam heulend den Kamin herab, wirbelte herum und fegte durchs Wohnzimmer wie ein längst erkalteter Geisterzug. Daniel drückte seine Zigarette aus, ging die Treppe hoch – Schritte oben, ein langgezogenes schabendes Geräusch, ein Knall – und kam mit einem verschrammten, schartigen Stück Holz wieder runter, vielleicht vom Kopfteil eines Bettes. Abby hielt es für ihn fest, während er es über das zerbrochene Fenster nagelte. Die Hammerschläge hallten scharf durchs Haus und hinaus in die Nacht.

14
    Am nächsten Morgen war Frank rasch da. Ich hatte das Gefühl, dass er seit Tagesanbruch mit den Autoschlüsseln in der Hand neben dem Telefon gewartet hatte, bereit, sich gleich auf den Weg zu machen, sobald wir anriefen. Er brachte Doherty mit, der sich in die Küche setzte und aufpasste, dass keiner lauschte, während Frank im Wohnzimmer nacheinander unsere Aussagen aufnahm. Doherty war sichtlich fasziniert. Er bekam den Mund gar nicht mehr zu, während er sich staunend alles ansah: die hohen Decken, die Wände mit teils halbabgerissener Tapete, die vier in ihrer makellosen altmodischen Kleidung, mich. Er hatte hier eigentlich nichts zu suchen. Das war Sams Teil der Ermittlungen, und außerdem wäre Sam im Handumdrehen da gewesen, wenn er geahnt hätte, dass ich in eine Prügelei verwickelt gewesen war. Frank hatte es ihm nicht gesagt. Ich war heilfroh, dass ich nicht im SOKO-Raum dabei sein musste, wenn das rauskam.
    Die anderen hielten sich großartig. Ihre glatte Fassade war schlagartig da gewesen, sobald wir

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