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Totengleich

Totengleich

Titel: Totengleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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hochsah. »Vier Mal.«
    »Ohne irgendwas mitzunehmen.«
    »Das wissen wir nicht. Dafür haben wir nur Simon Marchs Angaben, aber der hat wie ein Schwein gelebt und war die meiste Zeit stockbetrunken. Naylor hätte kofferweise Zeug abschleppen können, ohne dass March irgendwas gemerkt hätte.«
    »Oder«, sagte Frank, »er könnte es Lexie abgekauft haben.«
    »Klar«, sagte Sam, »oder Daniel oder Abby oder Gott weiß wem oder auch dem alten Simon, nebenbei bemerkt. Nur, dass es nicht mal ansatzweise einen Beweis dafür gibt.«
    »Von denen wurde aber keiner eine halbe Meile von Naylors Haus entfernt erstochen und durchsucht aufgefunden.«
    Der Streit zwischen ihnen war anscheinend schon länger im Gange. Ihre Stimmen hatten diesen müden, gut einstudierten Rhythmus. Ich legte die Beweismittelbeutel zurück auf den Tisch, lehnte mich gegen die Wand und hielt mich schön raus. »Naylor arbeitet für einen Hungerlohn und versorgt seine kranken Eltern«, sagte Sam. »Wo zum Teufel soll er das Geld herhaben, sich antiken Krempel zu kaufen? Und warum zum Teufel sollte er das überhaupt wollen?«
    »Gründe hätte er zur Genüge«, sagte Frank, »erstens, er hasst die Familie March und würde jede Gelegenheit nutzen, ihnen eins auszuwischen – und zweitens, wie Sie schon gesagt haben, er ist pleite. Er selbst hat vielleicht nicht das nötige Kleingeld, aber dafür andere Leute, und zwar reichlich.«
    Erst in diesem Moment wurde mir klar, worüber sie eigentlich stritten, warum diese aggressive, mühsam gezügelte Spannung im Raum knisterte. Kunst- und Antiquitätenraub, das mag sich nach einem Dezernat für Langeweiler anhören, für einen Haufen steifer Streberlinge mit Dienstmarke, aber ihre Arbeit ist alles andere als lustig. Der Schwarzmarkt expandiert weltweit, und er ist mit diversen anderen Spielarten des organisierten Verbrechens verquickt. In einem weitverzweigten Tauschhandel, wo alles Mögliche versilbert wird, von Picassos über Kalaschnikows bis Heroin, kommen Menschen zu Schaden, werden Menschen getötet.
    Sam stieß ein wütendes, frustriertes Geräusch aus, schüttelte den Kopf und lehnte den Rücken gegen die Scheibe. »Ich will bloß rausfinden, ob der Bursche da ein Mörder ist, und wenn ja, ihn verhaften. Es interessiert mich einen feuchten Kehricht, was er ansonsten in seiner Freizeit getrieben hat. Von mir aus könnte er die Mona Lisa verhökert haben, und es wär mir schnurzegal. Wenn Sie ihn ernsthaft für einen Antiquitätenhehler halten, können wir ihn dem DKA übergeben, wenn wir mit ihm fertig sind, aber vorläufig ist er ein Mordverdächtiger. Sonst nichts.«
    Frank hob eine Augenbraue. »Sie gehen davon aus, dass es da keine Verbindung gibt. Aber sehen Sie sich doch mal das Muster an. Bis die fünf ins Haus eingezogen sind, hat Naylor nach Herzenslust Steine geschmissen und Hauswände besprüht. Kaum sind sie da, macht er’s noch ein- oder zweimal und dann, einfach so« – er schnippte mit den Fingern –, »Schluss, aus, Sense. Was glauben Sie wohl, warum? Weil er die fünf irgendwie nett fand? Weil er gesehen hat, wie sie renoviert haben, und ihnen nicht den frischlackierten Dielenboden ruinieren wollte?«
    »Sie haben ihn verfolgt«, sagte Sam. Dieser Zug um seinen Mund: Er war ganz kurz davor, die Beherrschung zu verlieren. »Er hatte keine Lust, sich vermöbeln zu lassen.«
    Frank lachte. »Sie meinen, so ein tiefer Groll löst sich über Nacht in Luft auf? Niemals. Naylor hatte irgendeinen anderen Weg gefunden, Whitethorn House zu schaden – sonst hätte er nicht mit seinen Attacken aufgehört, nicht in tausend Jahren. Und sehen Sie sich an, was passiert, sobald Lexie nicht mehr da ist, um ihm die Antiquitäten zuzuspielen. Er wartet ein paar Wochen, für den Fall, dass sie wieder Kontakt aufnimmt, und als er nichts von ihr hört, schmeißt er postwendend wieder Steine durchs Fenster. Neulich Nacht hatte er keine Angst davor, vermöbelt zu werden, oder?«
    »Sie wollen mir was über Muster erzählen? Ich seh da ein ganz anderes Muster. Nachdem die fünf ihm im Dezember hinterhergejagt sind, wird sein Hass nur noch größer. Er wird es nicht mit allen fünf gleichzeitig aufnehmen, aber er spioniert sie aus, stellt fest, dass eine von ihnen die Angewohnheit hat, spätnachts allein spazieren zu gehen. Er belauert sie eine Weile und tötet sie. Als er herausfindet, dass er noch nicht mal das richtig hingekriegt hat, baut sich seine Wut erneut auf, bis er schließlich eine Drohung, das

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