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Totengleich

Totengleich

Titel: Totengleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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davon? Aber er wollte nicht verkaufen. Es hat immer nur Unglück gebracht, dieses Haus, von dem Tag an, als es gebaut wurde, und er hat verbissen daran festgehalten, anstatt zuzulassen, dass es einmal was Gutes bewirkt. Und dabei ist es geblieben, auch als er dann starb: Der junge Kerl war seit Ewigkeiten nicht mehr in Glenskehy gewesen, er hat keine Familie, er brauchte das Haus nicht, aber er hat daran festgehalten. So sind sie, diese Marchs. So sind sie schon immer gewesen. Sie behalten, was sie wollen, und der Rest der Welt kann vor die Hunde gehen.«
    »Es ist der Familienstammsitz«, wandte Sam ein. »Vielleicht hängen sie dran.«
    Naylors Kopf fuhr hoch, er starrte Sam an, und seine hellen Augen loderten zwischen den Schwellungen und den dunklen Blutergüssen. »Wenn ein Mann etwas erschafft«, sagte er, »hat er die Pflicht, sich drum zu kümmern. Jedenfalls, wenn er anständig ist. Wenn man ein Kind in die Welt setzt, dann hat man es zu versorgen, solange es einen braucht. Man hat kein Recht, es zu töten, nur weil es einem nicht mehr in den Kram passt. Wenn man ein Dorf gründet, dann hat man sich drum zu kümmern und es mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln am Leben zu erhalten. Man hat kein Recht, einfach nur zuzusehen, wie es stirbt, bloß damit man ein Haus behalten kann.«
    »Da muss ich ihm tatsächlich recht geben«, sagte Frank neben mir. »Vielleicht sind wir uns ähnlicher, als ich gedacht hab.«
    Ich hörte ihn kaum. In einem Punkt war mein Profil doch falsch gewesen: Dieser Mann hätte Lexie nie und nimmer getötet, weil sie ein Kind von ihm erwartete oder auch nur, weil sie in Whitethorn House lebte. Ich hatte ihn für einen Rächer gehalten, von der Vergangenheit besessen, aber er war weit komplizierter und extremer. Er war von der Zukunft besessen, der Zukunft seiner Heimat, die wie Wasser versickerte. Die Vergangenheit war nur deren dunkler siamesischer Zwilling, der um diese Zukunft geschlungen war, sie dirigierte, sie formte.
    »War das alles, was Sie von den Marchs wollten?«, fragte Sam ruhig. »Dass sie sich anständig verhielten – das Haus verkauften, Glenskehy eine Chance gaben?«
    Nach längerem Zögern nickte Naylor, ein steifer, widerwilliger Ruck.
    »Und Sie dachten, das könnten Sie nur erreichen, indem Sie ihnen Angst einjagen.«
    Wieder ein Nicken. Frank stieß einen leisen tonlosen Pfiff aus. Ich hielt den Atem an.
    »Und wie könnte man ihnen besser Angst einjagen«, sagte Sam wohlüberlegt und sachlich, »als einer von ihnen eines Nachts ein bisschen mit dem Messer zu Leibe zu rücken. Nichts Ernstes, ihr soll nichts Schlimmes passieren. Die sollen bloß begreifen, dass sie nicht willkommen sind.«
    Naylors Tasse knallte auf den Tisch, er stieß seinen Stuhl zurück und verschränkte die Arme fest vor der Brust. »Ich hab keiner Menschenseele was getan. Niemals.«
    Sam zog die Stirn kraus. »In derselben Nacht, als Sie sich Ihre Prellungen eingehandelt haben, hat irgendwer drei Bewohner von Whitethorn House ziemlich übel zugerichtet.«
    »Das war ein Kampf. Ein ehrlicher Kampf – und die waren zu dritt gegen mich allein. Das ist ja wohl was anderes. Ich hätte Simon March x-mal töten können, wenn ich gewollt hätte. Ich hab ihm nie ein Haar gekrümmt.«
    »Aber Simon March war alt. Sie wussten, dass er nicht mehr lange leben würde, und Sie wussten, dass seine Erben das Haus vermutlich eher verkaufen würden als raus nach Glenskehy zu ziehen. Sie konnten es sich leisten abzuwarten.«
    Naylor wollte etwas sagen, aber Sam sprach weiter, bedächtig und unbeirrt, schnitt ihm das Wort ab. »Aber dann tauchte Daniel mit seinen Freunden auf, und auf einmal sah die Sache ganz anders aus. Die wollten bleiben, und sie ließen sich nicht von ein paar Dosen Sprühfarbe verscheuchen. Also mussten sie den Einsatz erhöhen, nicht wahr?«
    »Nein. Ich hab nie –«
    »Sie mussten ihnen laut und deutlich sagen: Verschwindet, wenn ihr wisst, was gut für euch ist. Sie hatten Lexie Madison beobachtet, wenn sie spätabends spazieren ging – vielleicht waren Sie ihr auch schon mal gefolgt, hab ich recht?«
    »Ich –«
    »Sie kamen aus dem Pub. Sie waren betrunken. Sie hatten ein Messer dabei. Sie dachten an die Marchs und was sie Glenskehy angetan hatten, und Sie gingen zum Haus, um endlich eine Entscheidung herbeizuführen. Vielleicht wollten Sie ihr ja bloß drohen, war’s so?«
    »Nein –«
    »Wie ist es dann gewesen, John? Erzählen Sie’s mir. Wie?«
    Naylor schoss nach

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