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Totengleich

Totengleich

Titel: Totengleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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Kakao aufhören sollen, dem Abend, als wir einzogen: Und wenn sie nicht gestorben sind … Ende, aus. Doch leider Gottes verlangte das wirkliche Leben, dass wir weiterleben.«
    Er leerte sein Glas mit einem langen Schluck und zog eine Grimasse. »Das schmeckt scheußlich. Ich wünschte, wir hätten Eiswürfel.«
    Ich wartete, während er sich noch ein Glas einschenkte, es leicht angewidert betrachtete und dann auf die Bank stellte. »Darf ich dich was fragen?«, sagte ich.
    Daniel legte den Kopf schief.
    »Was du vorhin gesagt hast von wegen bezahlen für das, was man will«, sagte ich. »Wie habt ihr für dieses Haus bezahlt? Ich finde, ihr habt genau das bekommen, was ihr wolltet, umsonst.«
    Er hob eine Augenbraue. »Findest du? Du wohnst seit etlichen Wochen hier. Da wird dir doch klargeworden sein, wie hoch der Preis ist.«
    Natürlich war mir das klar, aber ich wollte es von ihm hören. »Keine Vergangenheit«, sagte ich. »Um nur ein Beispiel zu nennen.«
    »Keine Vergangenheit«, wiederholte Daniel, fast zu sich selbst. Dann zuckte er die Achseln. »Das gehörte dazu, klar – es sollte schließlich für uns alle ein Neuanfang sein, ein gemeinsamer –, aber damit hatten wir die wenigsten Probleme. Wie du bestimmt mitbekommen hast, hat keiner von uns eine Vergangenheit, an der man gerne hängt. Die Hauptschwierigkeiten waren eigentlich eher praktischer Natur als psychologischer: Rafes Vater daran hindern, weiter anzurufen und ihn zu beleidigen, Justins Vater daran hindern, ihn zu bezichtigen, einer Sekte beigetreten zu sein, und mit der Polizei zu drohen, Abbys Mutter daran hindern, ihr draußen vor der Bibliothek aufzulauern, vollgedröhnt mit Gott weiß was. Aber das waren vergleichsweise kleine Probleme, grundsätzliche Schwierigkeiten, die sich mit der Zeit von allein gelöst hätten. Der eigentliche Preis … «
    Er fuhr geistesabwesend mit einem Finger über den Glasrand, sah zu, wie das Gold des Whiskeys aufleuchtete und sich verdunkelte, wenn sein Schatten darauffiel. »Ich vermute, manche würden das, was wir hatten, vielleicht als Scheintod bezeichnen«, sagte er schließlich. »Für mich wäre das allerdings eine extrem vereinfachte Definition. Heiraten und Kinder kamen zum Beispiel für keinen von uns mehr in Frage. Die Aussicht, jemanden zu finden, der in der Lage wäre, sich in unsere weiß Gott ungewöhnliche Konstellation einzufügen, auch wenn der- oder diejenige es wollte, war verschwindend klein. Und obwohl ich nicht abstreite, dass es in unserem Kreis gewisse Intimitäten gegeben hat, hätte es unser aller Gleichgewicht unwiderruflich zerstört, wenn zwei von uns eine ernsthafte Liebesbeziehung angefangen hätten.«
    »Gewisse Intimitäten?«, fragte ich. Lexies Baby … »Zwischen wem?«
    »Also wirklich«, sagte Daniel leicht ungehalten, »das tut nichts zur Sache. Entscheidend ist, um aus diesem Haus unser gemeinsames Zuhause zu machen, mussten wir viele Wünsche und Ziele über Bord werfen, die andere Menschen für wesentlich halten. Wir mussten alles über Bord werfen, was für Rafes Vater die reale Welt ausmacht.«
    Vielleicht lag es an dem Whiskey, den ich verkatert und auf fast leeren Magen getrunken hatte. Seltsame Dinge wirbelten mir durch den Kopf, sprühten Lichtschauer wie Prismen. Ich dachte an uralte Geschichten: erschöpfte Reisende, die aus dem Unwetter in hellerleuchtete Bankettsäle taumeln und ihr altes Leben abstreifen, sobald sie die erste Kostprobe Brot oder Honigwein auf der Zunge spüren; an jenen ersten Abend, wie die vier mich über den reichgedeckten Tisch, die erhobenen Weingläser und die Efeuranken hinweg anlächelten, glatthäutig und schön, mit Kerzenschein in den Augen. Ich erinnerte mich an die Sekunde, ehe Daniel und ich uns küssten, wie wir fünf plötzlich vor mir aufgestiegen waren, atemberaubend und ewig wie Geister, süß und hauchzart in der Luft über dem wogenden Gras; und an die Gefahr verkündende Trommel irgendwo hinter meinen Ohren.
    »So schlimm, wie es sich anhört, ist es auch wieder nicht«, fügte er hinzu, weil er etwas in meinem Gesichtsausdruck gesehen hatte. »Egal, was die Werbung uns weismachen will, wir können nicht alles haben. Verzicht ist keine Option oder ein Anachronismus, er ist eine Lebensrealität. Wir alle hacken uns Körperteile ab, um sie auf irgendeinem Altar zu opfern. Es kommt darauf an, einen Altar zu wählen, der es auch wert ist, und ein Körperteil, auf das man verzichten kann, und das Opfer bereitwillig auf

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