Totengleich
schmierigen Waschsalon mit billigem Waschmittel gewaschen worden, was auch der Fall war. Diese vier waren so makellos, dass es beinahe unheimlich war. Einzeln betrachtet, hätten sie vielleicht unauffällig gewirkt, ja langweilig, inmitten der Dubliner Designerlabel-Selbstdarstellungsorgie, aber gemeinsam hatten sie einen kühlen, herausfordernden Viererblick, der sie nicht nur exzentrisch machte, sondern fremdartig, wie aus einem anderen Jahrhundert, entrückt und beeindruckend. Wie die meisten Detectives – und das wusste Frank, natürlich wusste er das – war ich noch nie imstande, die Augen von etwas abzuwenden, worauf ich mir keinen Reim machen kann.
»Interessante Truppe«, sagte ich.
»Eine merkwürdige Truppe, das sind sie, nach dem, was ihre Kommilitonen so sagen. Die vier haben sich gleich zu Anfang des Studiums kennengelernt, vor gut sieben Jahren. Seitdem sind sie unzertrennlich, keine Zeit für andere Leute. Sie sind nicht besonders beliebt an der Fakultät – die anderen Studenten halten sie für arrogant, Überraschung. Aber irgendwie hat unser Mädel bei ihnen Anschluss gefunden, gleich nachdem sie am Trinity angefangen hat. Es haben auch andere versucht, sich mit ihr anzufreunden, aber sie war nicht interessiert. Sie hatte es auf die vier da abgesehen.«
Ich konnte verstehen, warum, und das machte sie mir sympathischer, ein kleines bisschen. Wie sie auch sonst gewesen sein mochte, sie hatte einen guten Geschmack gehabt. »Was hast du ihnen erzählt?«
Frank grinste. »Nachdem sie in dem Cottage das Bewusstsein verloren hatte, ist sie vor Schock und Kälte in ein hypothermisches Koma gefallen. Die Folge war eine Verlangsamung des Herzschlags – so dass man sie leicht für tot hätte halten können, richtig? –, was übermäßigen Blutverlust und Organschädigung verhinderte. Cooper meint, das ist ›medizinisch haarsträubend, aber für jemanden ohne medizinische Kenntnisse möglicherweise glaubhaft‹, womit ich gut leben kann. Bisher hat anscheinend keiner ein Problem damit.«
Er zündete sich eine Zigarette an und blies Rauchkringel an die Decke. »Sie ist noch immer ohne Bewusstsein, und es steht auf Messers Schneide, aber sie hat eine Chance. Man kann nie wissen.«
Ich ging nicht darauf ein. »Sie werden sie sehen wollen«, sagte ich.
»Sie haben schon darum gebeten. Leider können wir aus Sicherheitsgründen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht verraten, in welchem Krankenhaus sie liegt.«
Die Sache machte ihm sichtlich Spaß. »Wie haben sie es aufgenommen?«, fragte ich.
Frank überlegte einen Moment, den Kopf gegen die Sofalehne gelegt, bedächtig rauchend. »Sie waren fix und fertig«, sagte er schließlich, »verständlicherweise. Allerdings bleibt offen, ob sie alle vier so fertig sind, weil sie niedergestochen wurde, oder ob einer von ihnen so fertig ist, weil sie durchkommen und uns erzählen könnte, was passiert ist. Sie sind äußerst kooperativ, beantworten alle unsere Fragen, kein Zögern, nichts dergleichen. Erst im Nachhinein merkst du dann, dass sie dir eigentlich gar nicht viel erzählt haben. Sie sind wirklich eine seltsame Truppe, Cass, schwer zu durchschauen. Ich würde zu gern wissen, was du von ihnen hältst.«
Ich schob die Fotos zusammen und gab sie Frank zurück. »Okay«, sagte ich. »Warum hast du es noch mal für nötig befunden, herzukommen und mir die Fotos zu zeigen?«
Er zuckte die Achseln, machte große unschuldige blaue Augen. »Um herauszufinden, ob du vielleicht einen von ihnen wiedererkennst. Das könnte einen ganz neuen Ermittlungsansatz –«
»Tu ich nicht. Spuck’s aus, Frankie. Was willst du?«
Frank seufzte. Er richtete den Stapel exakt bündig aus und schob ihn wieder in seine Jackentasche.
»Ich will wissen«, sagte er leise, »ob ich hier meine Zeit vergeude. Ich muss wissen, ob du hundertprozentig sicher bist, dass du am Montagmorgen wieder ins DHG gehen und das hier vergessen willst.«
Das Lachen und die Fassade waren komplett aus seiner Stimme verschwunden, und ich kannte Frank gut genug, um zu wissen, dass er dann am gefährlichsten war. »Ich bin nicht sicher, ob ich die Wahl habe, es zu vergessen«, sagte ich vorsichtig. »Die Sache hat mich aus der Bahn geworfen. Sie gefällt mir nicht, und ich will nicht da reingezogen werden.«
»Bist du sicher? Ich hab mir nämlich die letzten zwei Tage den Arsch aufgerissen, jeden, der mir über den Weg gelaufen ist, nach Lexie Madison ausgefragt –«
»Was ohnehin getan werden
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