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Totengleich

Totengleich

Titel: Totengleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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Frau können wir zwar nicht definitiv ausschließen – wenn eine Frau als Verdächtige in Frage kommt, ignorier sie nicht –, aber statistisch gesehen, sind es meistens Männer, die mit dem Messer töten. Vorläufig gehen wir von einem Mann aus.«
    Sam nickte. »Hab ich mir auch schon gedacht. Irgendeine Idee, wie alt er sein könnte?«
    »Es ist kein Teenager, dazu ist er zu methodisch und zu beherrscht. Aber es handelt sich auch nicht um einen alten Mann. Er muss kein Sportler sein, aber auf jeden Fall einigermaßen fit – laufen auf den Feldwegen, über Mauern klettern, einen Körper schleppen. Ich würde auf fünfundzwanzig bis vierzig tippen, mehr oder weniger.«
    »Und ich glaube«, sagte Sam, während er eifrig schrieb, »er kennt sich in der Gegend aus.«
    »Oh ja«, sagte ich. »Entweder er stammt von dort, oder er hat viel Zeit in der Umgebung von Glenskehy verbracht, so oder so. Er ist mit der Gegend gut vertraut. Er hat sich nach der Tat noch elend lange dort aufgehalten. Täter, die sich nicht auskennen, werden meist nervös und hauen ab, so schnell sie können. Und wie die Karten zeigen, sind die Feldwege da der reinste Irrgarten, aber er hat sie gefunden – mitten in der Nacht, ohne Straßenlampen –, nachdem sie ihm entwischt war.«
    Aus irgendeinem Grund fand ich es diesmal schwieriger als sonst. Ich war alles, was wir hatten, bis zum Gehtnichtmehr durchgegangen, lehrbuchmäßig, aber es gelang mir einfach nicht, den Täter greifbar zu machen. Jedes Mal, wenn ich die Hand nach ihm ausstreckte, strömte er mir durch die Finger wie Rauch, um über den Horizont zu entgleiten, und die einzige Silhouette, auf die ich starrte, war die von Lexie. Ich versuchte, mich damit zu beruhigen, dass das Erstellen von Täterprofilen eine Fertigkeit ist wie jede andere auch, wie ein Rückwärtssalto, wie Fahrradfahren: Wenn du aus der Übung kommst, rostet dein Instinkt ein, aber das muss nicht heißen, dass er für immer verloren ist.
    Ich griff nach meinen Zigaretten – ich kann besser denken, wenn meine Hände beschäftigt sind. »Er kennt Glenskehy, darin sind wir uns einig, und sehr wahrscheinlich kannte er die Tote. Dafür spricht erstens einmal die Positionierung der Leiche: Ihr Gesicht war weggedreht, zur Wand. Jede Art von Konzentration auf das Gesicht des Opfers – es zudecken, es entstellen, es wegdrehen – ist normalerweise ein Hinweis auf eine persönliche Beziehung. Täter und Opfer kannten sich.«
    »Oder«, sagte Frank, schwang die Beine aufs Sofa und stellte sich seine Tasse auf den Bauch, »es ist purer Zufall, dass sie einfach so gelandet ist, als er sie hingelegt hat.«
    »Vielleicht«, sagte ich. »Aber wir wissen auch, dass er sie gefunden hat. Das Cottage ist ein gutes Stück vom Weg entfernt. Wer nicht weiß, dass es da steht, würde es im Dunkeln nicht mal sehen. Der zeitliche Abstand verrät, dass er ihr nicht unbedingt dicht auf den Fersen war, ich bezweifle daher, dass er sie hat reingehen sehen, und sobald sie auf der Erde saß, verdeckt durch die Mauer, war sie von der Straße aus erst recht nicht zu sehen. Es sei denn, sie hatte die Taschenlampe an, und der Täter hat das Licht bemerkt – und warum sollte jemand, der sich vor einem mörderischen Irren verstecken will, eine Taschenlampe anmachen? –, dann hätte er einen Grund gehabt, dort nachzusehen. Ich glaube, er wusste, dass sie das Cottage mochte.«
    »Nichts von dem besagt, dass sie ihn kannte«, sagte Frank. »Nur dass er sie kannte. Mal angenommen, er war ein Stalker, hatte sie schon eine ganze Weile belauert, eine persönliche Verbindung zu ihr gespürt, dann wusste er womöglich gut über ihre Gewohnheiten Bescheid.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich schließe einen Stalker nicht gänzlich aus, aber wenn es einer war, dann war er zumindest ein Bekannter von ihr. Vergiss nicht, sie wurde von vorne niedergestochen. Sie war nicht auf der Flucht vor ihm, und sie wurde nicht von hinten angegriffen. Sie standen einander vis à vis gegenüber, sie wusste, dass er da war, vielleicht haben sie sich sogar eine Weile unterhalten. Und sie hatte keinerlei Abwehrverletzungen. Für mich heißt das, sie war nicht auf der Hut. Der Täter war ganz nah, und sie hatte keine Angst vor ihm, bis zu dem Moment, wo er zustach. Ich wäre nicht so entspannt, wenn um diese Uhrzeit mitten in der Pampa ein Wildfremder auftauchen würde.«
    »Das alles wird uns wesentlich mehr nützen«, sagte Frank, »sobald wir ungefähr wissen, wen die Frau

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