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Totengleich

Totengleich

Titel: Totengleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tana French
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sich Lexies Mitbewohner auf ihre Ankunft vor.
    Nach dem Brunch zog ich die Sachen an. Ich ging dafür ins Bad. Sam war noch da, und ich wollte dabei ungestört sein. Ich hatte das Gefühl, als zöge ich mehr als nur Kleidungsstücke an: ein feines Kettenhemd, handgemacht für mich, oder Gewänder, die für eine zutiefst geheime Zeremonie bereitgelegt worden waren. Meine Handflächen begannen zu kribbeln, als ich die Sachen berührte.
    Schlichte weiße Baumwollunterwäsche mit den Etiketten noch dran; verwaschene Jeans, weichgetragen und mit ausgefransten Säumen; braune Socken, braune Stiefeletten; ein langärmeliges T-Shirt; eine hellblaue Wildlederjacke, abgetragen, aber sauber. Der Kragen der Jacke roch nach Maiglöckchen und noch etwas anderem, eine warme Note, fast zu schwach, um sie wahrzunehmen: Lexies Haut. In einer Tasche steckte eine Supermarktquittung von vor einigen Wochen, für Hähnchenfilets, Shampoo, Butter und eine Flasche Ginger Ale.
    Als ich fertig angezogen war, musterte ich mich im großen Spiegel an der Rückseite der Tür. Eine Sekunde lang wusste ich nicht, was ich da sah. Dann hätte ich am liebsten losgelacht. Weil es so absurd war: Monatelang hatte ich mich als Büro-Barbie verkleidet, und jetzt, wo ich in die Haut einer anderen schlüpfte, ging ich endlich wieder in einem Aufzug zur Arbeit, der mir wesentlich mehr entsprach. »Du siehst nett aus«, sagte Sam mit einem schwachen Lächeln, als ich herauskam. »Als würdest du dich drin wohlfühlen.«
    Meine Sachen waren gepackt und standen an der Tür bereit, als wollte ich verreisen. Ich hatte das Gefühl, ich sollte nachsehen, ob ich meinen Pass und meine Tickets eingesteckt hatte. Frank hatte mir einen neuen Reisekoffer besorgt, so ein Hartschalending, und er hatte eine unauffällige Verstärkung und ein wuchtiges Zahlenschloss, so dass man schon Safeknacker sein musste, um ihn aufzubekommen. Darin waren Lexies Sachen – Portemonnaie, Schlüssel, Handy, alles Kopien der echten Sachen; die Geschenke von den Mitbewohnern; eine Plastikdose Vitamin-C-Tabletten mit der Aufschrift AMOXICILLIN DREIMAL TÄGLICH EINE TABLETTE auf einem Apothekenetikett, die ich irgendwo gut sichtbar hinstellen sollte. Meine Ausrüstung war in einem separaten Fach: Latexhandschuhe, mein Handy, Ersatzbatterien für das Mikro, ein Vorrat an künstlerisch befleckten Verbänden, die jeden Morgen und Abend im Badezimmermülleimer landen sollten, mein Notizbuch, mein Ausweis und meine neue Pistole – Frank hatte mir einen kurzläufigen.38er Revolver besorgt, der gut in der Hand lag und erheblich einfacher zu verstecken war als meine reguläre Smith & Wesson. Außerdem hatte ich einen Hüfthalter dabei – kein Witz –, eins von diesen Dingern aus superfestem Material, die einem im kleinen Schwarzen zur schlanken Silhouette verhelfen sollen. Viele Undercovercops benutzen so was als Holster. Es ist nicht bequem – nach ein oder zwei Stunden hast du das Gefühl, eine pistolenförmige Delle in der Leber zu haben –, aber es kaschiert wunderbar die Umrisse. Allein für die Vorstellung, wie Frank in die Damenwäscheabteilung von Marks & Spencer spaziert und so ein Teil aussucht, hatte sich die ganze Sache schon gelohnt.
    »Du siehst aus wie ausgekotzt«, sagte er, als er vor meiner Wohnungstür stand und mich anerkennend inspizierte. Er trug mit beiden Armen einen ganzen Haufen James-Bondmäßiger schwarzer Geräte, Kabel und Lautsprecher und weiß Gott was noch: alles für meine Verdrahtung. »Deine Augenringe sind zum Verlieben.«
    »Sie hatte die letzten Nächte höchstens drei Stunden Schlaf«, sagte Sam schroff hinter mir. »Genau wie Sie und ich. Und wir sehen auch nicht gerade toll aus.«
    »He, ich will ihr doch gar nichts«, beruhigte Frank ihn, marschierte an uns vorbei und kippte seine Ladung auf den Couchtisch. »Ich bin ganz begeistert. Sie sieht genauso aus, als hätte sie zehn Tage Intensivstation hinter sich. Hi, Kleines.«
    Das Mikro war winzig, so groß wie ein Hemdsknopf. Es wurde zwischen meinen Brüsten am BH festgeklemmt: »Zum Glück ist unsere Lexie nicht tief ausgeschnitten rumgelaufen«, sagte Frank mit kurzem Blick auf die Uhr. »Beug dich mal vor dem Spiegel vor und guck nach, ob man was sieht.« Die Akkus kamen an die Stelle, wo die Stichwunde gewesen wäre, mit Pflaster seitlich am Körper unter einem dicken Verband befestigt, knapp unterhalb der Narbe, die Dealer-Boy bei Lexie Madison der Ersten hinterlassen hatte. Die Tonqualität war

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