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Totengrund

Totengrund

Titel: Totengrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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am Sonntagnachmittag. Ich dachte, ich hänge noch einen Tag dran und schaue mir ein bisschen die Gegend an. Jackson Hole ist ziemlich beeindruckend.«
    »Willst du allein auf Erkundungstour gehen?«
    »Ja, es sei denn, irgendein gut aussehender Mann taucht auf und bietet sich als Reiseführer an.«
    Er nahm einen Bissen Käsekuchen und kaute eine Weile nachdenklich. »Ich weiß zwar nicht, wo ich so schnell einen gut aussehenden Mann herholen soll«, sagte er, »aber ich könnte dir eine Alternative anbieten. Meine Tochter, Grace, ist auch hier. Heute Abend ist sie mit zwei Freunden von mir aus San Diego ins Kino gegangen. Am Samstag wollen wir zum Langlaufen fahren und auf einer Hütte übernachten. Wir wären am Sonntagmorgen zurück. In unserem Suburban ist noch Platz für dich. Und in der Hütte bestimmt auch – wenn du Lust hast, dich uns anzuschließen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich wäre nur das fünfte Rad am Wagen.«
    »Absolut nicht. Sie werden alle begeistert von dir sein. Und ich glaube, du wirst sie auch mögen. Arlo ist einer meiner besten Freunde. Am Tag ist er ein langweiliger Steuerberater. Aber abends …« Doug senkte die Stimme zu einem düsteren Raunen. »Da verwandelt er sich in eine Berühmtheit, die als der Geheimnisvolle Mr. Chops bekannt ist.«
    »Wer?«
    »Bloß einer der bekanntesten Blogger zum Thema Essen und Wein im Internet. Er hat in jedem Sternerestaurant in den USA gegessen, und er hat auch schon ganz Europa abgeklappert. Ich nenne ihn nur ›Nimmersatt‹.«
    Maura lachte. »Scheint ein interessanter Typ zu sein. Und wer ist noch dabei?«
    »Elaine. Das Mädel, mit dem er schon seit Jahren zusammen ist. Sie macht irgendwas mit Innenarchitektur, was genau, weiß ich nicht. Ich glaube, ihr zwei würdet euch gut verstehen. Und außerdem könntest du dann Grace kennenlernen.«
    Sie spießte noch ein Stück Käsekuchen auf und nahm sich Zeit zum Nachdenken.
    »Komm, es ist ja nicht so, als würde ich dir einen Heiratsantrag machen«, neckte er sie. »Es ist nur eine kleine Spritztour mit Übernachtung, mit meiner dreizehnjährigen Tochter als Anstandswauwau.« Er fixierte sie mit seinen blauen Augen. »Komm schon. Wenn ich eine meiner wilden, verrückten Ideen habe, wird es fast immer sehr lustig.«
    »Fast immer?«
    »Es gibt natürlich den Faktor des Unwägbaren, die Möglichkeit, dass irgendetwas vollkommen Unerwartetes, Verblüffendes passiert. Aber genau das macht das Leben zum Abenteuer. Manchmal muss man einfach ins kalte Wasser springen und dem Universum vertrauen.«
    In diesem Moment, als sie in seine Augen blickte, spürte sie, dass Doug Comley sie auf eine Weise erkannte, wie es nur wenige Menschen vermochten. Dass er ihren Schutzpanzer durchschaute und die Frau sah, die sich dahinter verbarg. Eine Frau, die sich immer davor gefürchtet hatte, wohin ihr Herz sie tragen könnte.
    Sie sah auf den Dessertteller hinunter. Der Käsekuchen war weg – sie erinnerte sich gar nicht, ihn aufgegessen zu haben. »Lass mich noch ein bisschen darüber nachdenken«, sagte sie.
    »Natürlich.« Er lachte. »Du wärst nicht Maura Isles, wenn du das nicht tätest.«
    An diesem Abend rief sie von ihrem Hotelzimmer aus Daniel an.
    Am Klang seiner Stimme erkannte sie, dass er nicht allein war. Er war höflich, aber unpersönlich, als ob er mit einem Gemeindemitglied redete. Im Hintergrund konnte sie Stimmen hören; es wurde über die Heizölpreise diskutiert, die Kosten der Dachreparatur, den Rückgang der Spenden: Es war eine Haushaltssitzung des Kirchenvorstands.
    »Wie ist es da draußen?«, fragte er. Freundlich und neutral.
    »Deutlich kälter als in Boston. Der Schnee bleibt schon liegen.«
    »Hier regnet es immer noch.«
    »Ich komme am Sonntagabend an. Kannst du mich immer noch vom Flughafen abholen?«
    »Ich werde dort sein.«
    »Und danach? Wir können noch bei mir zu Hause etwas essen, falls du über Nacht bleiben willst.«
    Eine Pause. »Ich weiß nicht, ob das geht. Lass mich drüber nachdenken.«
    Es war fast genau die gleiche Antwort, die sie vor einer Weile Doug gegeben hatte. Und sie erinnerte sich an seine Worte: Manchmal musst du einfach ins kalte Wasser springen und dem Universum vertrauen.
    »Kann ich dich am Samstag zurückrufen?«, fragte er. »Dann kenne ich meinen Dienstplan.«
    »Okay. Aber wenn du mich nicht erreichst, mach dir keine Sorgen. Es könnte sein, dass ich keinen Handyempfang habe.«
    »Also, bis dann.«
    Kein Ich liebe dich zum Abschied, nur ein

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