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Totengrund

Totengrund

Titel: Totengrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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kommen Sie schon wieder mit dieser Geschichte.«
    »Ich warne euch seit Jahren vor der Zusammenkunft. Seit sie sich in diesem Bezirk niedergelassen und ihr perfektes kleines Musterdorf errichtet haben. Jetzt bekommt ihr die Rechnung präsentiert. So geht es, wenn man die Warnzeichen ignoriert. Wenn wir einfach wegschauen, während Pädophile direkt vor unserer Nase ihr Unwesen treiben.«
    »Sie haben überhaupt keine Beweise. Wir sind allen Vorwürfen nachgegangen. Bobby war drei Mal dort oben, und jedes Mal hat er lediglich hart arbeitende Familien angetroffen, die einfach nur in Ruhe gelassen werden wollten.«
    »Die in Ruhe ihre Kinder missbrauchen wollten.«
    »Können wir bitte zum Thema zurückkommen?«, rief ein Mann aus dem Publikum.
    »Genau, Sie stehlen uns nur unsere Zeit!«
    »Das ist das Thema«, beharrte Cathy und sah sich im Saal um. »Das ist der Junge, den ihr alle unbedingt zur Strecke bringen wollt. Ein Junge, dessen Hilferufe niemand gehört hat – oder hören wollte.«
    »Ms. Weiss«, sagte Detective Pasternak, »der Suchtrupp braucht alle Informationen, die er bekommen kann, ehe er morgen aufbricht. Sie sagen, Sie kennen Julian Perkins. Erzählen Sie uns, was wir von diesem Jungen zu erwarten haben. Er ist da draußen, in einer bitterkalten Nacht, zusammen mit einer Frau, die möglicherweise seine Geisel ist. Ist er überhaupt in der Lage, dort zu überleben?«
    »Zweifellos«, antwortete sie.
    »Da sind Sie sich so sicher?«
    »Ja. Weil er der Enkel von Absolem Perkins ist.«
    Der Name löste ein wissendes Raunen im Saal aus, und Detective Pasternak blickte sich fragend um. »Verzeihen Sie – ist das von Bedeutung?«
    »Wenn Sie in Sublette County aufgewachsen wären, würden Sie den Namen kennen«, sagte Montgomery Loftus. »Ein Hinterwäldler vom alten Schlag. Hat seine eigene Hütte gebaut und oben in den Bridger-Teton-Bergen gelebt. Ich hab ihn öfter beim Jagen auf meinem Land erwischt.«
    »Julian hat den größten Teil seiner Kindheit dort oben verbracht«, erklärte Cathy. »Bei einem Großvater, der ihm beibrachte, wie man sich sein Essen in der freien Natur sucht. Wie man in der Wildnis am Leben bleibt, nur mithilfe einer Axt und des eigenen Verstands. Also würde ich sagen: Ja, er kann dort überleben.«
    »Was tut er überhaupt dort oben in den Bergen?«, fragte Jane. »Wieso ist er nicht in der Schule?« Sie fand nicht, dass das eine dumme Frage war, dennoch hörte sie vereinzeltes Gelächter im Saal.
    »Der Perkins-Junge und in die Schule gehen?« Fahey schüttelte den Kopf. »Das wäre so, als wollte man einem Esel höhere Mathematik beibringen.«
    »Ich fürchte, das Leben hier in der Stadt war alles andere als einfach für Julian«, sagte Cathy. »In der Schule wurde er viel gehänselt. Hat sich oft mit Mitschülern geprügelt. Er ist immer wieder von seinen Pflegeeltern davongelaufen, acht Mal in dreizehn Monaten. Das letzte Mal ist er vor ein paar Wochen verschwunden, als das milde Wetter einsetzte. Vorher hat er noch die Speisekammer seiner Pflegemutter ausgeräumt, also hat er genug zu essen, um es da draußen eine Weile auszuhalten.«
    »Wir haben Kopien von seinem Foto«, sagte Fahey und drückte einem Zuhörer in der ersten Reihe einen Stoß Papier in die Hand. »Damit Sie alle sehen können, nach wem wir suchen.«
    Die Fotos wurden im Publikum weitergereicht, und zum ersten Mal sah Jane Julian Perkins’ Gesicht. Es schien ein Schulfoto zu sein, mit dem üblichen neutralen Hintergrund. Der Junge hatte sich offenbar Mühe gegeben, sich für den Anlass fein zu machen, aber es war nicht zu übersehen, wie unwohl er sich in dem langärmeligen weißen Hemd mit Krawatte fühlte. Seine schwarzen Haare waren sauber gescheitelt und gekämmt, nur ein paar widerspenstige Wirbel hatten sich einfach nicht glätten lassen. Seine dunklen Augen blickten direkt in die Kamera – Augen, die Jane an einen Hund denken ließen, der durch die Gitter seines Zwingers im Tierheim blickt. Wachsam und voller Misstrauen.
    »Dieses Foto stammt aus dem Jahrbuch vom letzten Schuljahr«, erläuterte Fahey. »Es ist das neueste, das wir von ihm auftreiben konnten. Seitdem ist er wahrscheinlich einige Zentimeter gewachsen und hat mehr Muskeln bekommen.«
    »Und er hat Bobbys Waffe«, fügte Loftus hinzu.
    Fahey blickte sich unter den Versammelten um. »Der Suchtrupp kommt zusammen, sobald es hell wird. Ich will, dass alle Freiwilligen mit Winterausrüstung und Schlafsäcken versehen sind. Das wird

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