Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totengrund

Totengrund

Titel: Totengrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
der Theorie. Als Jane sich den Schnee genauer ansah, entdeckte sie einen Stiefelabdruck, der die erste Spur der Schneeschuhe überlagerte. Das bedeutete, dass Maura hinter dem mutmaßlichen Entführer gegangen war; er hatte sie also nicht vor sich hergetrieben. Jane stand da und grübelte über dieses Rätsel nach, suchte nach einer sinnvollen Erklärung für das, was sie vor sich sah. Warum sollte Maura einem Polizistenmörder bereitwillig in den Wald folgen? Warum hatte sie überhaupt diesen Anruf abgesetzt? War sie gezwungen worden, den Deputy in eine Falle zu locken?
    »Sie haben überall Fingerabdrücke gefunden«, sagte Gabriel.
    Jane drehte sich zu ihrem Mann um, der soeben aus dem Haus gekommen war.
    »Wo?«
    »An dem eingeschlagenen Fenster, an den Küchenschränken. Und am Telefon.«
    »Von dem aus sie angerufen hat.«
    Gabriel nickte. »Die Schnur war aus der Wand gerissen. Offenbar wollte jemand den Anruf unterbinden.« Er deutete mit dem Kopf auf das Fahrzeug des erschossenen Deputys. »Von der Autotür haben sie auch Abdrücke genommen. Die Chancen stehen gut, dass wir bald wissen, mit wem wir es zu tun haben.«
    »Wie eine Geisel hat die sich jedenfalls nicht benommen«, sagte eine Stimme im Brustton der Überzeugung. »Ich sag ’ s Ihnen, die ist selbst auf den Waldrand zugelaufen. Die hat niemand weggezerrt.«
    Jane drehte sich um und sah den Detective vom Department of Criminal Investigations Wyoming im Gespräch mit Montgomery Loftus, der den Vorfall gemeldet hatte. In seiner Erregung war der alte Rancher laut geworden, und alle Augen waren jetzt auf ihn gerichtet.
    »Ich hab sie hier gesehen – wie zwei Geier haben sie sich über seine Leiche gebeugt. ’ n Mann und ’ ne Frau. Der Mann hebt die Waffe auf und dreht sich zu mir um. Ich denk, der ballert gleich auf meinen Truck, also hab ich ’ nen Schuss abgegeben.«
    »Mehr als einen Schuss, wie mir scheint«, erwiderte der Detective.
    »Ja, nun, können auch drei oder vier gewesen sein.« Loftus beäugte das zerschmetterte Fenster des Jeeps. »Ich fürchte, das da geht auf meine Kappe. Aber was hätt ich denn verdammt noch mal tun sollen? Darf ich mich etwa nicht wehren? Sobald ich die ersten paar Schüsse abgefeuert hatte, sind die zwei ab in den Wald.«
    »Unabhängig voneinander? Oder wurde die Frau gezwungen, mitzukommen?«
    »Gezwungen?« Loftus schnaubte verächtlich. »Sie ist ihm nachgerannt. Niemand hat sie dazu gezwungen.«
    Niemand außer einem wutschnaubenden alten Rancher, der auf sie geschossen hat . Es gefiel Jane nicht, wie Loftus das Geschehen darstellte, als wäre Maura eine Hälfte eines Bonnie-and-Clyde-Pärchens. Und doch konnte sie nicht leugnen, was die Spuren im Schnee ihr verrieten. Maura war nicht in den Wald geschleppt worden; sie war geflüchtet.
    »Wie kommt es eigentlich, dass Sie auf diesem Grundstück waren, Mr. Loftus?«, fragte Sansone. Alles drehte sich zu ihm um. Er hatte bis jetzt geschwiegen, eine unnahbare Gestalt, neugierig beäugt von den Kriminalbeamten, wenngleich niemand es gewagt hatte, seine Anwesenheit am Tatort infrage zu stellen.
    Obwohl Sansone die Frage in respektvollem Ton gestellt hatte, brauste Loftus auf: »Wollen Sie vielleicht irgendwas andeuten, Mister?«
    »Mir will scheinen, dass man sich an einen so abgelegenen Ort nicht einfach zufällig verirrt. Ich habe mich lediglich gefragt, was Sie hierhergeführt hat.«
    »Na, der Anruf von Bobby.«
    »Deputy Martineau?«
    »Er sagte, er wäre oben am Doyle Mountain, und es gäbe da vielleicht ein Problem. Ich wohne nur ein Stück östlich von hier, also hab ich mich bereit erklärt, vorbeizukommen, falls er Hilfe brauchte.«
    »Gehört das zum üblichen Vorgehen, dass ein Polizeibeamter einen Zivilisten herbeiruft, wenn er Unterstützung braucht?«
    »Ich weiß nicht, wie es in Boston ist, Mister. Aber hier draußen auf dem Land sind die Leute jederzeit bereit, einzuspringen und zu helfen, wenn jemand in Schwierigkeiten steckt, ganz besonders, wenn ’ s ein Gesetzeshüter ist.«
    Sheriff Fahey fügte hinzu: »Ich bin sicher, dass Mr. Loftus nur versucht hat, seiner Bürgerpflicht nachzukommen, Mr. Sansone. Dieser Bezirk ist groß, wir haben ein weitläufiges Gebiet abzudecken. Wenn die nächste Verstärkung zwanzig Meilen entfernt ist, sind wir froh, wenn es Leute wie ihn gibt, an die wir uns wenden können.«
    »Ich hatte nicht die Absicht, Mr. Loftus ’ Motive anzuzweifeln.«
    »Aber genau das haben Sie gemacht«, sagte Loftus. »Zum

Weitere Kostenlose Bücher