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Totengrund

Totengrund

Titel: Totengrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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echte Verzweiflung, wenn man sich schon auf Makkaroni freut!«
    »Es ist ein Abenteuer, Leute. Ihr müsst euch das so vorstellen wie bei einem Sprung aus einem Flugzeug, wo man einfach darauf vertraut, dass das Schicksal einen heil unten ankommen lässt.«
    »Ich bin nicht so wie du, Doug«, sagte Arlo. »Ich springe nicht aus Flugzeugen.«
    »Dann weißt du nicht, was dir entgangen ist.«
    »Doch, das Mittagessen.«
    Jeder Schritt war Schwerstarbeit. Trotz der sinkenden Temperaturen schwitzte Maura in ihrem Skianorak. Bei jedem Atemzug brannte die eisige Luft in ihrem Hals. Zu erschöpft, um sich selbst einen Weg durch den Neuschnee zu bahnen, reihte sie sich hinter Doug ein und ließ ihn die Pionierarbeit l eisten, um dann ihre Füße in die Krater zu setzen, die seine Stiefel hinterlassen hatten. Es ging jetzt nur noch darum, stoisch voranzumarschieren, links-rechts-links, ohne auf ihre schmerzenden Muskeln zu achten, das Brennen in ihrer Brust, ihre klatschnassen Hosensäume.
    Während sie sich eine leichte Anhöhe hinaufkämpften, hielt Maura den Blick auf die Schneise aus zertrampeltem Schnee gesenkt. Als Doug plötzlich stehen blieb, wäre sie fast in ihn hineingelaufen.
    »He, Leute«, rief Doug nach hinten. »Wir sind gerettet!«
    Maura trat neben ihn und starrte in ein Tal hinunter, auf die Dächer von einem Dutzend Häusern. Aus keinem der Schornsteine stieg Rauch; die Schneedecke auf der Straße, die hinunterführte, war unberührt.
    »Ich kann keine Anzeichen von Leben erkennen«, sagte sie.
    »Vielleicht müssen wir in eines der Häuser einbrechen. Aber immerhin werden wir heute Nacht ein Dach über dem Kopf haben. Ich schätze, dass es bis unten noch rund zwei Meilen sind. Das heißt, dass wir es vor Einbruch der Dunkelheit schaffen werden.«
    »He, seht mal«, sagte Arlo. »Da ist noch ein Schild.« Er schlurfte ein Stück weiter die Straße hinunter und wischte den Schnee von der Metallfläche.
    »Was steht da?«, fragte Elaine.
    Einen Moment lang starrte Arlo nur stumm das Schild an, als wäre es in einer Sprache geschrieben, die er nicht verstand. »Jetzt weiß ich, was der Alte von der Tankstelle gemeint hat«, sagte er schließlich.
    »Wovon redest du?«
    »Es ist der Name des Dorfs da unten.« Arlo trat zur Seite, und Maura sah, was auf dem Schild stand.
    Kingdom Come .

6
    »Ich kann nirgends Stromleitungen sehen«, sagte Arlo.
    »Heißt das, ich kann meinen iPod nicht aufladen?«, fragte Grace.
    »Die Leitungen könnten unterirdisch verlegt sein«, mutmaßte Doug. »Oder sie haben Generatoren. Wir leben schließlich im 21. Jahrhundert. Da wohnt niemand mehr ohne Strom.« Er rückte seinen Rucksack zurecht. »Kommt, wir haben noch ein ganzes Stück zu gehen. Wir wollen doch da sein, ehe es dunkel wird.«
    Sie begannen, den Hang hinunterzugehen. Der Wind brannte wie Nesseln aus Eis, und die Schneeverwehungen machten jeden Schritt zur Anstrengung. Doug ging voran und bahnte einen Pfad durch den tiefen, unberührten Schnee, während Grace, Elaine und Arlo ihm im Gänsemarsch folgten. Maura bildete die Nachhut. Obwohl es jetzt bergab ging, machte der immer tiefer werdende Schnee das Vorankommen zur Qual. Niemand sprach mehr; alle brauchten ihre ganze Kraft, um sich weiterzuschleppen.
    Nichts war an diesem Tag so gelaufen, wie Maura es erwartet hatte. Hätten wir nur das Navigationsgerät ignoriert und wären der Karte gefolgt, dachte sie. Dann wären wir jetzt in der Hütte und würden mit einem Glas Wein am Kamin sitzen. Und wenn ich Dougs Einladung von vornherein ausgeschlagen hätte, dann würde ich jetzt nicht mit diesen Leuten in der Wildnis herumirren. Ich wäre längst wieder in meinem Hotelzimmer und wüsste, dass ich die Nacht im Warmen und in Sicherheit verbringen kann. Sicherheit , das war für sie fast immer das entscheidende Kriterium gewesen. Sichere Geldanlagen, sichere Autos, sicheres Reisen. Das einzige Gebiet, auf dem sie je Risiken eingegangen war, waren Beziehungen, und das war jedes Mal schiefgegangen. Zuerst Daniel, und jetzt Douglas. Merke: In Zukunft einen Bogen um Männer machen, deren Vorname mit D anfängt. Abgesehen davon hätten die beiden nicht unterschiedlicher sein können. Das war es, was sie an Doug gereizt hatte: sein Charme, seine verwegene und ein wenig leichtsinnige Art. Er hatte in ihr den Wunsch geweckt, auch einmal alle Vorsicht über Bord zu werfen.
    Und das ist das Ergebnis, dachte sie, während sie den Berg hinunterstrauchelte. Ich hab mich von einem

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