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Totengrund

Totengrund

Titel: Totengrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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weg. Irgendetwas muss schiefgelaufen sein.« Sie hielt inne; es widerstrebte ihr, das Offensichtliche auszusprechen. »Ich glaube nicht, dass er es geschafft hat«, sagte sie leise. »Ich glaube, wir sind auf uns gestellt.«
    In Elaines Augen glitzerten plötzlich Tränen; sie wandte sich ab und starrte in den Schnee. »Und wenn du es machst? Wenn du ihm das Bein abnimmst, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass er dennoch stirbt?«
    »Ohne Antibiotika stehen seine Chancen sehr schlecht, fürchte ich. Ganz gleich, was wir tun.«
    »Wozu dann die Quälerei? Wenn er sowieso sterben muss, wieso müssen wir ihm dann noch diese Tortur antun?«
    »Weil ich mit meinem Latein am Ende bin, Elaine. Es bleibt uns nur noch eine Wahl: Entweder wir tun es, oder wir geben ihn auf.«
    »Doug könnte immer noch Hilfe schicken …«
    »Die müsste längst hier sein.«
    »Du musst ihm Zeit lassen.«
    »Wie lange müssen wir noch warten, bis du das Offenkundige akzeptierst? Es kommt keine Hilfe. «
    »Es ist mir egal, wie lange es dauert! Mein Gott, weißt du überhaupt, was du da redest? Verdammt, willst du ihm allen Ernstes das Bein absägen?« Elaine sackte plötzlich gegen den Verandaposten, als hätte sie nicht mehr die Kraft, sich auf den Beinen zu halten. »Ich werde dir nicht dabei helfen«, sagte sie leise. »Es tut mir leid.«
    Maura drehte sich um und blickte auf die Straße hinaus, die aus dem Tal führte. Es war wieder ein strahlend klarer Tag, und sie musste die Augen zusammenkneifen, als das gleißende Licht der Morgensonne vom Schnee reflektiert wurde. Wir haben noch eine letzte Chance, dachte sie. Wenn sie diese Chance nicht nutzten, würde Arlo sterben. Vielleicht nicht heute, vielleicht auch noch nicht morgen, aber in diesem Zimmer konnte sie förmlich riechen, was unweigerlich geschehen würde, wenn sie nicht handelte.
    »Du musst dafür sorgen, dass er ausreichend Flüssigkeit bekommt«, sagte sie. »Solange er so weit bei Bewusstsein ist, dass er trinken kann, gib ihm immer wieder kleine Schlucke Zuckerwasser. Und Essen, falls er dazu in der Lage ist. Gegen die Schmerzen haben wir nur noch Tylenol, aber davon jede Menge.«
    Elaine sah sie fragend an. »Wieso erzählst du mir das?«
    »Weil du jetzt verantwortlich bist. Sorge einfach dafür, dass er möglichst wenig leidet, das ist das Beste, was du tun kannst.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Meine Langlaufskier sind noch oben auf dem Suburban. Ich nehme einen Schlafsack und Proviant mit für den Fall, dass ich es bis zum Einbruch der Dunkelheit nicht schaffe.«
    »Du willst versuchen, auf Skiern ins Tal runterzufahren?«
    »Würdest du das lieber übernehmen?«
    »Wenn Doug es nicht geschafft hat …«
    »Vielleicht hatte er einen Unfall. Er liegt vielleicht irgendwo mit einem gebrochenen Bein. Wenn das der Fall ist, dann ist es sogar noch wichtiger, dass ich gleich aufbreche, solange ich noch den ganzen Tag vor mir habe.«
    »Und wenn du auch nicht mehr zurückkommst?«, fragte Elaine mit Verzweiflung in der Stimme.
    »Ihr habt reichlich Essen und Brennholz. Du und Grace, ihr könntet hier monatelang durchhalten.« Sie wandte sich ab.
    »Warte. Ich muss dir etwas sagen.«
    Maura blieb auf der Veranda stehen und drehte sich um. »Ja?«
    »Doug und ich, wir waren nie zusammen.«
    »Ich habe gehört, was du zu Arlo gesagt hast.«
    »Es ist die Wahrheit.«
    »Warum ist dir das so wichtig?«
    »Ich dachte, du würdest es wissen wollen.«
    »Ehrlich gesagt, Elaine, was zwischen dir und Doug gelaufen oder nicht gelaufen ist, macht für mich nicht den geringsten Unterschied.« Maura drehte sich zum Haus um. »Mich interessiert in diesem Moment nur eines: wie ich uns alle lebend hier herausbekomme.«
    Maura brachte eine Stunde damit zu, einen Rucksack zu packen. Sie stopfte ihn randvoll mit Proviant, Socken zum Wechseln, Handschuhen und einer Strickjacke. In der Garage fand sie eine Zeltplane und einen Schlafsack und steckte beides ein, obwohl sie hoffte, dass sie es nicht brauchen würde. Mit ein wenig Glück könnte sie bei Einbruch der Dämmerung unten im Tal sein. Der Akku ihres Handys war längst leer, also vertraute sie es zusammen mit ihrer Handtasche Elaine an und steckte nur Bargeld und ihren Führerschein ein. Auf einen Dreißig-Meilen-Marsch durfte man auch nicht ein Gramm unnötigen Ballast mitnehmen.
    Dennoch lastete der Rucksack schwer auf ihren Schultern, als sie sich auf den Weg machte. Jeder Schritt, den sie tat, erinnerte sie an ihre früheren Versuche,

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