Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenhauch

Totenhauch

Titel: Totenhauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Stevens
Vom Netzwerk:
Geschäft.«
    »Reizende Vorstellung.« Devlin trat mit dem Fuß auf die unterste Treppenstufe. »Wie restaurieren Sie einen Ort, der in einem solchen Zustand ist?«
    »Ich schrubbe die Graffiti von den Wänden, karre den Müll weg, dichte die Gewölbe ab. Das ist harte Arbeit. Körperliche Arbeit, genau genommen.« Ich starrte auf die Schwielen an meinen Händen. »Und das Traurige ist, ohne die Gebeine der Verstorbenen ist die Sanierung nie wirklich vollständig.« Ich hob den Blick und sah Devlin wieder an, denn in mir keimte ein beunruhigender Verdacht. »Ist das hier der Ort, wo man Afton Delacourts Leiche gefunden hat?«
    »Ja.«
    »Warum haben Sie mir das nicht schon früher gesagt?«
    »Weil ich es da selbst noch nicht wusste. Da ich nicht an die Unterlagen herankomme, musste ich den Detective ausfindig machen, der damals die Ermittlungen geleitet hat.«
    »Ist der immer noch bei der Polizei?«
    »Wurde vor fünf Jahren pensioniert. Er hat ein Haus am Lake Marion in Calhoun County. Schließlich habe ich es geschafft, über seine Schwester, die immer noch bei der Stadt arbeitet, an seine Adresse zu kommen. Er wollte sich zuerst nicht mit mir treffen   … bis ich ihm von Hannah Fischer erzählt habe.«
    »Was hat er gesagt?«, fragte ich voller Angst. »Konnte er Ihnen irgendwie weiterhelfen?«
    Devlin wich meinen anfängerhaften Fragen ebenso geschickt aus wie meinem bohrenden Blick. »Wir bewegen uns hier auf dünnem Eis. Ich sollte Ihnen eigentlich überhaupt nichts über diesen Fall erzählen. Da tut sich momentan einiges   …« Geistesabwesend rieb er sich mit dem Daumen über das Kinn.
    »Was meinen Sie damit?«
    Er zuckte mit den Achseln, eine seltsam ausdrucksstarke Reaktion, die alles und nichts sagte. »Leute in hochrangigen Positionen fangen an, die Strippen zu ziehen.«
    »Eine Vertuschungsaktion?«
    »Sagen wir einfach, man interessiert sich in den allerhöchsten Kreisen dafür. Es ist nur so   … wir brauchen einen Durchbruchin diesem Fall, und zwar schnell, bevor die Ermittlungen nach oben wandern. Aus irgendeinem Grund wird dieser Friedhof benutzt, um die Leichen zu entsorgen. Auch wenn ich es noch so ungern zugebe, aber Gerrity könnte recht haben. Falls der Mörder in den Symbolen oder in den Inschriften auf den Grabsteinen Hinweise hinterlässt, könnten Sie der einzige Mensch sein, der sein Motiv enträtseln kann. Ich habe Sie schon in die Sache hineingezogen, und ich werde Sie nicht noch tiefer hineinziehen, wenn Sie nicht genau wissen, womit wir es hier zu tun haben.«
    Ganz plötzlich pumpte mein Herz Eiswasser in meine Adern. »Womit haben wir es denn hier zu tun? Was hat Ihnen dieser Detective über den Mord an Afton Delacourt erzählt?«
    »Zum einen hat er mir erklärt, wie sie gestorben ist. Bis ins kleinste Detail.« Seine Stimme klang ruhig, doch es schwang etwas mit, das ich nicht so recht deuten konnte.
    Ich atmete tief durch und sah ihm ins Gesicht. »Und wie ist sie gestorben?«
    »Exsanguination.«
    Etwas Trostloses und Kaltes breitete sich in mir aus. Grauen, Furcht und vielleicht ein Hauch von Erregung. »Genau wie Hannah Fischer.«
    »Ja. Ganz genau wie Hannah Fischer   …«
    Er vestummte, und ich konnte nicht umhin zu denken, dass da noch mehr war. Es juckte mich in den Fingern, ihn am Arm zu packen und ihn zu mir zu drehen, damit ich ihm in die Augen sehen, seinen Gesichtsausdruck studieren konnte.
    Aber ihn zu berühren war natürlich keine gute Idee.
    Obwohl ich es so sehr wollte.
    »Was hat er Ihnen sonst noch erzählt?«, fragte ich.
    »Es waren Fesselspuren an Afton Delacourts Körper. So wie er es beschrieben hat, hörte sich das ganz so an, als wären es ähnliche Fesselspuren gewesen, wie die, die wir an Hannah Fischers Leiche gefunden haben.«
    »Sie waren beide gefesselt?«
    Er zögerte. Was immer es war, er wollte es mir nicht erzählen.
    »Es ist schon in Ordnung. Ich will es wissen«, sagte ich zu ihm.
    Er hatte die Augen auf mich geheftet, bis ich anfing zu frösteln, als wehte ein eisiger Wind über meinen Körper. Dann sagte er: »Sie sind mit Fußeisen gefesselt und daran aufgehängt worden.«
    Ich brauchte einen Moment, um diese schonungslose Beschreibung zu verdauen. Dann starrte ich ihn voller Abscheu an. »Aufgehängt   … wie Schlachttiere ?«
    »Aufgehängt, bis sie ausgeblutet waren«, erwiderte er grimmig.
    Eine Woge von Übelkeit übermannte mich. Mir wurde am ganzen Körper heiß und kalt zugleich. Der Schweiß lief mir über den

Weitere Kostenlose Bücher