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Totenhaut

Titel: Totenhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Simms
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Sie konnte ihn mit den Fingerspitzen gerade noch erreichen und schob ihn ans Licht.
    Eine Visitenkarte. Die geschweifte Schreibschrift darauf verlieh ihr einen Hauch von Exklusivität. Cheshire Consorts. Die Abendgefährtin für den anspruchsvollen Herrn.
    Fiona drehte die Karte um. Auf die Rückseite waren mit Kugelschreiber der Name Alexia und eine Mobiltelefonnummer gekritzelt.
    Sie trat ans Fenster, gierig danach, einen Blick auf das ganz normale Leben zu erhaschen, das außerhalb des grauenhaften Szenarios weiterging, das sich hier vor ihr ausbreitete. Das Tageslicht wurde intensiver, auf der A57 glitten mehr Wagen dem Stadtzentrum zu. Als sie wieder im Flur stand, sah sie, wie Dawn aus dem der Rezeption am nächsten gelegenen Zimmer kam und einen Stapel Betttücher auf einen Wäschewagen warf.
    »Ich wollte gerade bei dir klopfen. Der Tagmanager wird jeden Moment da sein. Du musst raus.«
    Fiona eilte ihr entgegen, bemüht die Gefühlsregung zu unterdrücken, die sich als Tränen Bahn zu brechen drohte. »Dawn, ich weiß, es hört sich verrückt an, aber ich glaube, ich habe gehört, wie heute Nacht jemand erwürgt wurde.«
    »Wo? Vor deinem Fenster?«
    »Nein. Im Zimmer nebenan.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich konnte alles durch die Wand hören.« Sie atmete tief und zwang sich, langsam zu sprechen. »Heute Morgen, kurz nach halb vier kam ein Paar in das Zimmer. Die Geräusche am Anfang kamen von, na, du weißt schon, Sex. Aber dann wurden Würgegeräusche daraus. Es war grauenhaft. Ich bin sicher, er hat sie umgebracht. Als der Kampf zu Ende war, habe ich kein Wort mehr gehört. Ich habe nur mitbekommen, wie er sich im Zimmer bewegte, dann gab es einen lauten Bums, und dann ist er an meinem Spion vorübergegangen. Er hat etwas über der Schulter getragen, das in eine Decke eingewickelt war.«
    »Ich hätte ihn an der Rezeption vorbeikommen sehen«, sagte Dawn mit ausdrucksloser Stimme.
    »Er ist in die andere Richtung gegangen, durch den Notausgang am anderen Ende des Flurs.«
    Dawns Blick huschte nervös zur Tür von Zimmer neun.
    »Nein, ich glaube nicht, dass heute Nacht jemand in diesem Zimmer war. Hör mal, Fiona, du musst gehen. Sonst könnte mich das meinen Job kosten.« Sie öffnete die Tür zur Rezeption und machte ihr Zeichen mitzukommen.
    »Mach schon.«
    Fiona zögerte, schaute zurück in den Flur und überlegte, ob die Geräusche auch aus einem anderen Zimmer hätten kommen können. In dem Versuch, den pulsierenden Schmerz in ihrem Schädel zu verdrängen, drückte sie die Finger an die Schläfen. »Aber Dawn, die Tür war nicht richtig geschlossen. Ich habe hineingeschaut, die Extradecke war weg.«
    Dawn Stimme klang aufgeregt. »Die Hälfte der Extradecken sind weg. Bitte, du musst gehen.« Sie fuchtelte noch aufgeregter mit der Hand.
    Widerstrebend ging Fiona durch die Doppeltür und den Empfangsbereich zum Ausgang.
    »Da. Dieses Haus wird von anständigen Leuten geführt. Ich hab gestern Abend da angerufen, als du schon im Bett warst. Sie erwarten deinen Anruf.«
    Fiona warf einen Blick auf die Nummer und wusste, dass sie nirgendwo sonst hingehen konnte. »Danke, Dawn. Du warst so lieb.« Als sie den Zettel in die Jackentasche schob, stieß sie auf die Visitenkarte, die da schon steckte. »Siehst du! Das war auch da. Unter dem Bett.«
    Doch Dawns Blick war auf die Straße gerichtet. »Da ist er.«
    Fiona folgte dem Blick und sah einen silbernen Volvo auf den Parkplatz biegen.
    »Pass auf dich auf, Fiona.« Die Außentür fiel zu.

3
    K
    omm, mein Junge.« Der Mann wartete, bis sein alter Labrador langsam die Vortreppe hinuntergestiegen war und ihn auf dem Gartenweg eingeholt hatte.
    Draußen auf dem Gehsteig sah er zur A57 und dem Park auf der anderen Seite hinüber. Seit die Leiche der Frau dort gefunden worden war, hatte er keine Lust mehr, seinen Hund zwischen dem ganzen Müll dort spazieren zu führen.
    Er schlug die entgegengesetzte Richtung ein und ging die Mount Road entlang, die Windhundbahn zu seiner Rechten. Nebel durchzog die Straßen. So früh am Morgen war die Gegend ungewöhnlich ruhig. Das einzige Geräusch war das Kratzen des Streichholzes, als er stehen blieb, um sich eine Zigarette anzuzünden, und das Tropfen des Wassers von dem glitzernden Baum neben ihm.
    Der Mann ging an einem Geschäft vorüber. Tipptopp Elektrogeräte. An- und Verkauf. Kühlschränke. Gefriertruhen. Waschmaschinen. Nach ein paar mit Brettern verschlagenen Gebäuden kam er zu dem Haus an der Ecke

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