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Totenhaut

Titel: Totenhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Simms
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absolviert, aber hier oben geht’s wirklich zur Sache, darum habe ich mich für die Überholspur bei der Greater Manchester Police beworben.«
    »Diplom?«
    »Ja, Universität Exeter. Geschichte und Jura. Und Sie?«
    Jon schüttelte den Kopf. »Bin vor zwölf Jahren als Streifenhörnchen dazugekommen.«
    »Dann waren Sie aber verdammt gut, wenn Sie jetzt schon DI sind.«
    »Danke. Und wie finden Sie diesen Direkteinstieg?«
    Rick behielt seine Hände auf dem Tisch, wie bei einer Vernehmung. »Ziemlich anspruchsvoll, um ehrlich zu sein. Immer diese Tests – die hören anscheinend nie auf.«
    Jon lehnte sich zurück und schaute auf das viele Papier, das Ricks Schreibtisch bedeckte. Aussagen von Freunden, Verwandten und Kollegen des zweiten Opfers des Schlächters.
    Rick bemerkte die Richtung, in die Jons Blick ging. »Ein bisschen Hausaufgaben. Bei den ganzen Tests habe ich mir das einfach angewöhnt.«
    Jon setzte sich auf. »Irgendwelche ersten Eindrücke?«, fragte er und schaltete seinen Computer ein.
    Rick legte den Kopf schief. »Eigentlich nicht. Ich wollte mich nur mit dem Fall vertraut machen. Aber das zweite Opfer, diese Carol Miller, die wurde anscheinend ganz schön oft am Abend und am Wochenende gerufen, um auf der Entbindungsstation einzuspringen.«
    Jon zuckte mit den Achseln. »So ist das eben, wenn man Vertretung macht. Bereitschaftsdienst, falls das Vollzeitpersonal ausfällt. Was normalerweise abends und an Wochenenden der Fall ist.«
    Rick stimmte ihm weder zu, noch widersprach er ihm. Er klopfte nur mit einem Kugelschreiber auf den Papierstapel. »Ihre letzten vierundzwanzig Stunden … Sie hat das Baby bei ihrer Mutter gelassen, da war’s kurz nach fünf, aber ihr Dienst in Stepping Hill begann erst um sieben. Man verlässt sein Baby doch nicht zwei Stunden früher als notwendig, oder? Aber Carol Millers Mutter glaubte, dass ihre Tochter direkt zur Arbeit gegangen sei. Was hatte sie also vor?«
    Widerwillig musste Jon sich eingestehen, dass er beeindruckt war. Natürlich war auch dem Ermittlungsteam diese Abweichung nicht entgangen. Viele hatten den Verdacht, dass Carol etwas verheimlichte. Man hatte die Aufmerksamkeit auf die Aufzeichnungen ihrer Telefonate gerichtet. »Das fragen sich hier auch einige. Vielleicht brauchte sie nur ein bisschen Abstand von dem Kleinen, wollte es aber nicht zugeben.« Er öffnete seinen Aktenkoffer und zog einen durchsichtigen Schnellhefter heraus, in dem die Karte vom Schwarzen Brett der Entbindungsstation steckte.
    Sein erster Gedanke war, seinem neuen Partner alle seine Informationen vorzuenthalten. Zumindest so lange, bis er sicher war, ob Saville McCloughlins Spitzel war oder nicht. Er sah ihn über den Tisch hinweg an. Ricks Augen wanderten rasch über eine Zeugenaussage. Diagonallesen – eine Technik, die Jon sich nie hatte aneignen können, so sehr er sich auch bemüht hatte. Als er dem jüngeren Kollegen zusah, der Informationen aufsaugte wie ein Schwamm, fühlte er sich plötzlich bedroht.
    Er sah wieder die Karte an, denn er wusste, dass Teamarbeit weitaus effizienter war.
    »Mir ist gestern ein Gedanke durch den Kopf gegangen, ausgelöst durch etwas, das meine bessere Hälfte gesagt hat. Carol Miller wollte immer abnehmen, war aber nicht sehr erfolgreich. Dann war sie plötzlich sehr erregt über etwas, das sie bei der Arbeit gesehen hat. Gestern Abend habe ich mir das Schwarze Brett im Aufenthaltsraum der Entbindungsstation im Krankenhaus Stepping Hill angesehen. Eine der Hebammen erwähnte, dass Carol davon gesprochen hat, sich ein Rudergerät anzuschaffen. Da habe ich das gefunden.« Er gab der Postkarte einen Schubs, damit sie über den Tisch rutschte.
    Rick stoppte sie mit einer Hand und hob sie hoch. »Ein Rudergerät. Haben Sie die Durchwahl probiert?«
    Jon schüttelte den Kopf. »Ich dachte, es ist vielleicht interessanter, ihm ins Gesicht zu sehen, wenn wir ihm Fragen stellen. Seine Schicht fängt am Vormittag an.«
    Mittlerweile hatte sich der Raum mit Angehörigen der Ermittlungskommission gefüllt. Direkt hinter ihren Schreibtischen, durch eine dünne Trennwand vom Rest der Mannschaft separiert, befand sich McCloughlins Büro. Sein Telefon begann zu läuten.
    »Wo ist der Chef?«, fragte Rick. Aus seinem Mund klang das Wort irgendwie seltsam.
    Jon zuckte mit den Achseln, als Rick aufstand, eilig um seinen Tisch herum in McCloughlins Büro ging und abhob. Viel zu eifrig, dachte Jon, der wusste, dass der andere jetzt eine Nachricht

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