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Totenhaut

Titel: Totenhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Simms
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sie aus?«
    Joanne seufzte. »Ein dürres kleines Ding – sicheres Zeichen, dass sie was nimmt. Ungefähr so groß wie Sie, um die zwanzig. Haare so ein dunkles Braun. Bis hierher.«
    Sie hielt eine Hand ans Schlüsselbein. »Noch war sie hübsch, aber nicht mehr lang. Das blaue Auge hat sie jedenfalls nicht schöner gemacht.«
    »Blaues Auge? Jemand hat sie geschlagen?«, hakte Fiona bestürzt nach. Sie stellte sich das elende Leben vor, das dieses unglückliche Mädchen wahrscheinlich führte.
    Ein gleichgültiges Schulterzucken. »Da, wo die sich verkauft, bekommt man das automatisch.«
    Fiona war übel. Sie dachte daran, dass Emily grob gerechnet jetzt in Alexias Alter wäre. Als sie schließlich aufstand, hatte sie das Bild des Mädchens deutlich vor ihrem geistigen Auge. »Danke. Und verzeihen Sie, dass ich Sie so lange aufgehalten habe.«
    Joanne musterte sie von oben bis unten. »Hören Sie, wenn Ihr Gesicht wieder heil ist und Sie Ihre eigenen Kleider wiederhaben, rufen Sie mich an.«
    Fiona starrte sie an. Sie wusste nicht, was Joanne meinte. Dann dämmerte es ihr, und sie sah zu, dass sie aus dem Haus kam.
     
    Als sie wieder die Stadtgrenze erreichte, war es zehn. Was sie von Joanne erfahren hatte, ließ ihr keine Ruhe. Der Hurlington Health Club. Ein dürres Mädchen mit dunkelbraunem Haar, rund zwanzig Jahre alt.
    Der dringende Wunsch, sie zu finden, trieb Fiona Richtung Stadtzentrum. Schon fuhr sie auf der A57 Richtung Apollo. Ein paar Minuten später fielen ihr violette Neonbuchstaben ins Auge. Der Hurlington Health Club. Er befand sich in der Mitte einer Ladenzeile, eingekeilt zwischen einem Geschäft, das antike Kamine verkaufte, und einem, in dem es gebrauchte Möbel gab. Die Türen und Fenster beider Geschäfte waren hinter grauen Metallrollladen verborgen.
    Sie parkte auf dem Seitenstreifen auf der gegenüberliegenden Straßenseite und betrachtete das Gebäude. Die Fassade des Hurlington Health Clubs war so umgestaltet worden, dass sie wieder wie die eines Wohnhauses und nicht mehr wie ein Geschäftslokal aussah. Zu beiden Seiten der Eingangstür stand ein Terrakottatopf mit einer Miniaturkonifere, und im Vorgarten rieselte von einem Unterwasserscheinwerfer lila angeleuchtetes Wasser von einem winzigen Springbrunnen in einen kleinen quadratischen Teich.
    Sie sah sich die Fenster genauer an. Die Vorhänge, aus einem roten Material, das den schweren Eindruck von Samt erweckte, waren nicht zugezogen, trotzdem war es unmöglich hineinzusehen. Joanne hatte recht gehabt: Die innere Scheibe der Fenster war geschwärzt.
    Nervös sah sie in den Rückspiegel. Von hinten kam kein Wagen. Sie stieg aus und überquerte die Straße. Das Gartentor stand offen, Wasser plätscherte in den quadratischen Teich. Auf einem kleinen Schild an der Tür stand: Geöffnet von elf Uhr vormittags bis nachts. Wir akzeptieren alle gängigen Kreditkarten.
    Fiona holte tief Luft und ging rasch zur Tür. Diese öffnete sich, und ein Mann trat heraus. Er knöpfte sich seinen Mantel zu. Ihre Blicke trafen sich, und seiner glitt unverzüglich hinunter zu ihrer Brust. Unverhohlen starrte er darauf.
    Fiona wich zurück und stieß gegen den Torpfosten. Ihm wurde klar, dass sie nicht auf dem Weg zur Arbeit war. Der Blick, der jetzt in seine Augen trat, erinnerte Fiona an ihren Mann, bevor er zuschlug. Er machte einen Schritt auf sie zu, und sie drehte sich um und rannte über die Straße zurück zu ihrem Wagen.
    Als sie drinnen saß, versperrte sie die Tür. Er schlenderte auf den kleinen Parkplatz des Apollo zu. Ihr Blick wanderte zurück zur Eingangstür. Sie konnte da jetzt nicht hineingehen, nicht in der Nacht. Sie musste tagsüber wiederkommen, wenn es, so hoffte sie, hier ruhiger zuging.

12
    J
    on sah auf die Uhr. Viertel vor neun, nicht mehr zu früh, um anzurufen. »Morgen. Martin Appleforth, bitte. Hier spricht Detective Inspector Spicer.«
    Ein paar Takte von Händels Wassermusik, dann war Appleforth dran. »Morgen, DI Spicer. Ich habe gerade meine E-Mails durchgesehen. Der Vertrieb hat mir die gewünschte Kundenliste von Gordon geschickt. Gibt es etwas Neues von ihm?«
    »Leider nicht. Wir versuchen gerade, seinen Passat ausfindig zu machen, aber bislang ohne Glück. Und bis jetzt ist der Wagen in der landesweiten Datenbank auch nicht als verlassen oder ausgebrannt aufgetaucht. Vielen Dank jedenfalls, dass Sie die Informationen über Mr. Dean angefordert haben. Haben Sie nachgefragt, ob Ihre Firma einen Vertrag mit dem

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