Totenheer (German Edition)
zumeist ein Kampf bevor, dessen Au s gang das Schicksal der ganzen Welt bestimmen kann. Euer Schicksal lag nur zu oft in unserer Hand. Lasst mich durch eure Taten nicht bereuen, dass ich auch für euch Menschen kämp f te.“
„Welche Wahl hatten wir Kentaren denn als das zu tun, was wir taten?“, seufzte Wothar. „Damals, während unseres Kri e ges und in der Zeit davor bist du nicht dabei gewesen. Nicht a l le aus meinem Volk lebten immer in Kentar, manche von uns waren Siedler in anderen Teilen des Westens. So auch meine Familie. Meine Mutter und mein Vater besaßen ein Gehöft im Lande Wotar, am Rande der schier en d losen Wälder. Dort wurde ich geboren, mein Name zeugt davon. Wir waren arm, und ein beständiger Kampf gegen die Natur machte schon sehr früh einen Mann aus mir. Irgendwann erreichte mich die Ku n de von einem Göttersohn in Kentar, der alle Kentaren der Welt unter dem Wolfsbanner vereinen wollte. Ich folgte seinem Ruf und fand einen König vor, der mir sagte, unser Volk sei das edelste und stärkste der Welt, und dass die Zeit zum Kämpfen gekommen sei. Ich glaubte ihm wie so viele, wir alle folgten ihm und kämpften an seiner Seite. Wir waren ein edles Volk, ein aufrechtes Volk, und ohne Tarynaar hätten wir auch eine bessere Zukunft gehabt.“
„Woher kommt dieser Hass?“
„Weil es Tarynaar war, der Wulfgar mit einer Macht ve r traut machte, die für einen Sterblichen unangemessen ist. Wir Ke n taren waren seit jeher Handwerker und Krieger, wir führten unsere Kriege, siegten oder starben, doch wir waren niemals Magier. Durch Tarynaar g e langte die Magie in unser Land und brachte uns nichts als Unheil. Er schmiedete Wulfgar ein Schwert aus nachtschwarzem Stahl, von dem es heißt, dass es jede Rüstung und jeden Schild durchdringt. Und er brachte u n sere Soldaten um die Ehre des Kriegertodes und verfluchte sie mit seiner elenden Hexerei zu einem Dasein als G e spenster.“
„Du hättest versuchen können, Wulfgar zu töten, dann w ä ren eure Soldaten mit ihrem König gestorben.“
„Niemand tötet den König, das haben die Ausgänge hunde r ter Schlachten bestätigt. Es heißt, er sei der stärkste Mensch, der jemals geboren wurde. Wulfgar ist unbesiegbar, deshalb diene ich ihm. “
„Niemand ist unbesiegbar. In der Natur gibt es immer j e manden, der noch stärker ist. Es wird einen Weg geben, Wul f gar zu besiegen.“
„Und du hältst dich also für denjenigen, der das tun soll? Dereinst richtete der König sein schwarzes Schwert sogar g e gen Tarynaar, und in jenem Moment lernte selbst der Gott der Ke n taren das Gefühl der Furcht kennen.“
„Jenes Schwert macht den Abkömmling Tarynaars zu einem wahrlich mächtigen Gegner“, gab Larkyen zu. „Gegenüber e i ner solchen Klinge ist selbst ein Gott nicht länger unsterblich. Dennoch, ja, ich halte mich für denjenigen, der fähig ist, Wul f gar zu bezwingen.“
Larkyen griff unter seinen Mantel und zog demonstrativ das Schwert. Wie alle von Runenmagie erfüllten Waffen trug es e i nen eigenen Namen, der nur ihren Hütern bekannt war. Er füh r te die Klinge nahe an seine Lippen und flüsterte den Namen des Schwertes: „Kaerelys.“ Die Klinge reagierte darauf, als sei sie ein lebendiges Wesen und begann feuerrot zu glühen. Die archaische Kraft, die sich in der Kajüte entlud, hielt den Ster b lichen in der gleichen Mischung aus Faszinat i on und Ehrfurcht gefangen, wie er sie zuvor noch für seinen König empfunden hatte.
„Mein Schwert gibt den Tapferen und Gerechten Hoffnung und soll sie daran erinnern, dass es immer möglich ist, etwas zu verändern.“
„Nennt ein jeder von euch Unsterblichen eine solch prach t volle Waffe sein Eigen? Ist der schwarze Stahl der Stahl der Götter?“
„So ist es. Eine solche Waffe war niemals für Mensche n hand bestimmt, und ich kann es rückblickend nur Leichtsinn nennen, dass Tarynaar so etwas möglich machte. Doch es scheint, als wäre er von seinen Gefühlen geblendet gewesen – von der Li e be eines Vaters zu seinem Sohn.“
„Du besitzt ein ebenbürtiges Schwert wie der König, doch de n ke immer daran, dass auch sein Totenheer für ihn kämpft. Wenn Wulfgar es befiehlt, dann lässt dich die Berührung der Geister zu Staub zerfallen, und deine Gefährtin ebenso.“
Auf dem Deck der Wellenbrecher erklangen Schreie voller Angst und Schrecken. Larkyen und Wothar eilten nach dra u ßen.
Unter der Mannschaft war ein Tumult ausgebrochen. Jene Männer, die noch
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