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Totenheer (German Edition)

Totenheer (German Edition)

Titel: Totenheer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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stattdessen sahen sie in vorsichtigem Abstand aus ihren Fenstern. Zw i schen zwei Häusern bewegten sich ein paar zerlumpte Gesta l ten. 
    Wothar zuckte zusammen; er sah sich nervös um, wie ein Verbrecher, der die späte Strafe für seine längst vergangenen Taten befürchtet. Dann schallte es aus einem der Fenster: „Wir wollen hier keine Fremden, verschwindet von hier!“ Als La r kyen und Wothar weiter ritten, flogen von zwei Seiten mehrere faustgroße Steine. Einer traf Wothar an der Schulter, der andere sein Pferd. Das Tier stieß ein kl a gendes Wiehern aus. Larkyen hatte die herankommenden Steine frühzeitig gehört und ges e hen und war rechtzeitig ausgewichen. Die Angreifer zeigten sich nur noch kurz und verschwanden sofort wieder zwischen den Häusern. Plötzlich folgte ein weiterer Angriff mit einer a n gespitzten Heugabel, die sich um ein Haar in den Hals von Larkyens Pferd gebohrt hätte. Der Unsterbliche konnte die Heugabel im selben Moment abfangen, in dem der Angreifer sie vorstieß, und zerbrach den hölzernen Schaft. In derselben Bewegung neigte er sich vom Rücken des Pferdes herab und bekam den Angreifer an der Kleidung zu fassen. Dann hob er ihn hoch bis auf Augenhöhe. „Oh du sterblicher Wurm, wie kannst du es wagen!“ Larkyen sah in das vernarbte Gesicht e i nes greisen Mannes.
    „Eine Gottheit“, krächzte der Alte entsetzt. „Ich habe seit dem Krieg keinen Unsterblichen mehr gesehen.“
    „Und ich könnte auch der Letzte sein, den du je siehst. Vie l leicht nehme ich mir dein Leben, vielleicht werfe ich dich aber auch zu Boden, damit du unter den Hufen des Pferdes ze r malmt wirst, das du töten wolltest.“
    „Ich wusste nicht, dass du ein Unsterblicher bist. Wir dac h ten, ihr wärt gewöhnliche Fremde.“
    „Behandelt ihr alle Fremden so?“
    „Verzeiht, Herr, verzeiht vielmals, aber ihr beide hättet auch Räuber oder anderes zwielichtiges Gesindel sein können, mit euren Kapuzenmänteln, und so offen wie ihre eure Schwerter am Gürtel tragt. Wir sind bereits verarmt; die meisten, die hier leben, sind alt und krank, die jungen sind längst in die Stadt ausgezogen.“
    „Das war schon früher so“, sagte Wothar. „Niemand reitet freiwillig hierher oder verirrt sich in diese Gegend. Die Straße endet hier, d a nach beginnt die Wildnis.“
    Der Alte blickte kurz zu Wothar, und sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, als er rief: „Du aber bist kein Unster b licher, du siehst viel eher aus, als kämst du aus Kentar.“
    Wothar verzog keine Miene, aber Larkyen erahnte im Blick des Kentaren, dass dieser mit sich rang, ob er sein Schwert zi e hen und den Alten erschlagen sollte oder nicht.
    Der Alte fuhr indessen fort und sagte: „Einen Kentaren e r kenne ich sofort. Ich habe im Krieg gegen euer Volk gekämpft. Euch verdanke ich beinahe alle meine Narben. Und jene, die im H ü gelgrab ruhen, verdanken euch ihren Tod.“
    Zwischen den Häusern zeigten sich erneut einige Gestalten, die meisten von ihnen hatten die schmächtige Statur von Kn a ben oder Gre i sen.
    Wothars Finger legten sich auf den Griff seines Schwertes.
    „Nein“, zischte Larkyen seinem Gefährten zu. „Kein Kampf, wir ziehen weiter, sofort!“ Dann zog er den Alten nahe zu sich heran, sah ihm tief in die Augen und sagte: „Du und deine Leute, ihr vergesst, dass ihr uns gesehen habt, oder ich kehre z u rück zu euch und lege eure Siedlung in Schutt und Asche. Dann wird niemand überleben.“ Der Alte nickte stumm. Die Drohung eines Unsterblichen war zu gewichtig, zu unhei l voll, als dass ein Sterblicher sie je in Frage stellen würde. La r kyen ließ den Alten wieder zu Boden sinken und schickte ihm einen drohenden Blick, ehe sie weiter ritten.
    „Wir hätten diese Leute erschlagen sollen“, sagte Wothar. „Wenn sie jemandem von uns erzählen, werden wir schnell die Soldaten auf u n seren Fersen haben. Wie du weißt, ist ein Kopfgeld auf mich ausg e setzt.“
    „Mir scheint, du hättest diese Siedler gern noch aus einem anderen Grund erschlagen. Eine alte Fehde?“
    „Ja. Während des Krieges zog ich mit meinen Truppen durch diese Gegend, und die Bewohner dieser Siedlung gaben sich uns als harmlose Bauern aus, sie boten meinen Männern vergi f tetes Wasser an, an dem in kurzer Zeit mehr als hundert von ihnen starben. Dann folgte ein Hinterhalt der bolwarischen Soldaten, und es begann eine Schlacht, die viele Tote forderte.“
    „Der Krieg ist lange vorbei, die Siedler sind heute keine G e fahr

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