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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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Demokraten hatten auf Initiative des Präsidenten siebzig Millionen Dollar in den Wahlkampf in Virginia gepumpt und Goodman die Drecksarbeit machen lassen.
    »Finden Sie also heraus, was mit Bowe passiert ist«, sagte Danzig. »So legal, wie Sie können. Ziehen Sie in technischen Fragen das FBI hinzu. Aber finden Sie ihn und halten Sie mich über Gina auf dem Laufenden.«
    »Was macht denn das FBI?«, fragte Jake. »Mir ist nicht ganz klar, wie ich da helfen kann.«
    Danzig klang ungehalten. »Das FBI – die machen ein bisschen Wind, weiter nichts. Die erkennen einen toten Skunk, wenn sie einen sehen. Die gucken sich zwar um, aber ich hab mit dem Direktor gesprochen, und ich weiß verdammt gut, dass die nicht mit dem Herzen dabei sind. Sie sagen, es gibt keine Beweise für eine Entführung, keine Beweise für Gewaltanwendung, keine Beweise für gar nichts. Die stehen einfach nur rum und quatschen.«
    »Und was soll ich tun?«
    »Ein paar Leuten in den Arsch treten. Die Nase in ein paar Dinge stecken und dem einen oder anderen drohen«, sagte Danzig. »Machen Sie das, was Sie immer tun. Wir müssen diese Sache vom Tisch haben. Wir können das nicht den ganzen Sommer über bis in die Wahl hinein am Bein haben, verdammt noch mal.«
    »Wie viel Zeit?«

    Danzig schüttelte den Kopf. »Schwer zu sagen. Es ist jetzt schon ein absoluter Schlamassel. Im Augenblick halten wir uns bedeckt, schleichen uns bei allen Medien durch die Hintertür hinein, erzählen, dass es ein Problem von Virginia ist, kein Problem des Weißen Hauses. Bisher haben die uns das abgekauft. Aber Sie wissen doch, wie das läuft. Es braucht sich nur eine Kleinigkeit zu ändern, und schon stürzen die sich auf einen wie eine Horde Ratten.«
    »Auf wen kann ich mich berufen?«, fragte Jake. Manchmal wollte Danzig nicht, dass irgendwer wusste, wessen Interessen er vertrat.
    »Auf mich«, sagte Danzig. »Sie können meinen Namen nennen. Gina wird Sie unterstützen.«
    »Okay.« Jake schlug sich auf die Oberschenkel. »Ich kümmer mich drum.«
    Als er aufstand, um zu gehen, fragte Danzig: »Den ein oder anderen Truthahn geschossen?«
    »Nein. Ein Anruf kam dazwischen.«
    »Das Leben in der großen Stadt, mein Junge«, murmelte Danzig, der bereits den vor ihm liegenden Bericht durchblätterte. »Vielleicht können Sie ja aus diesem Auftrag ein bisschen Blut herausquetschen.«
     
    Von Danzigs Büro wurde Jake zurück zur Mitarbeitertür begleitet und trat durch die Sicherheitsabsperrung in den Sonnenschein hinaus. Auf der Straße nahm er sich ein Taxi nach Hause. Die Magnolien standen in voller Blüte in Rosa und Weiß, und dazwischen hoben sich Beete mit Osterglocken wie gelbe Ausrufezeichen ab. Es war Anfang April. Die Kirschbäume unten im Tidal Basin würden diese Woche herrlich sein, falls man vor lauter Touristen überhaupt hinkam. Er nahm sich vor, mal einen Spaziergang dorthin zu machen, wenn er Zeit hätte.
    Mehrere Tage Regen hatten die Stadt sauber gewaschen. Das
Washington Monument ragte wie eine Nadel in den Himmel und erklärte der Welt ganz genau, wer das Sagen hatte. Auf den von Blumen gesäumten Straßen waren viele Regierungsbeamte unterwegs. Sie trugen Namensschilder an weißen Bändern um den Hals und hielten dicke braune Aktenkoffer in der Hand. Ein guter Tag in Washington, wenn selbst die Bürokraten glücklich aussahen.
    Jake wohnte in Burleith, nördlich von Georgetown, in einem Stadthaus aus Backstein, das aussah, als wäre es Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gebaut worden, in Wirklichkeit aber eine gelungene, nur fünfzehn Jahre alte Nachbildung war.
    Zurzeit wurde vor seinem Haus die Straße aufgerissen. Der Besitzer eines Stadthauses drei Häuser von ihm entfernt, ein Börsenmakler, hatte die übrigen Anwohner überredet, die alten Betongehsteige herausreißen und durch gepflasterte Wege ersetzen zu lassen. Gepflasterte Wege würden die Gegend aufwerten, meinte der Makler, und den Wiederverkaufswert der Häuser steigern, weil die Gegend dann eher so wie Georgetown wäre. Jake stand der Idee gleichgültig gegenüber, machte jedoch mit, weil alle anderen einverstanden waren. Außerdem hatte das unangenehme kleine Arschloch vermutlich recht.
    Wegen der Bauarbeiten ließ er sich von dem Taxifahrer am Eingang zur Gasse hinter dem Haus absetzen, öffnete mit seiner Magnetkarte das Tor im Zaun und stieg die Stufen zur Hintertür hinauf.
    Er führte einen Junggesellenhaushalt: funktionale Küche, kompaktes Esszimmer, ein Wohnzimmer mit

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