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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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er ist. Ich möchte, dass Sie alle seine engen Freunde anrufen. Sagen Sie ihnen, sie sollen sich mit mir in Verbindung setzen, wenn sie irgendetwas über Lincoln Bowe wissen. Wir sind jetzt an dem Punkt, wo jemand verhaftet wird, ins Gefängnis wandert, wenn er in diese Sache verwickelt ist. Falls das Ganze als Scherz begonnen hat, ist es jetzt nicht mehr komisch.«
    Madison beugte sich vor und sah ihm eindringlich in die Augen. »Genau das will ich! Ich will, dass das jemand öffentlich sagt. Der Präsident. Der Generalstaatsanwalt. Dass den Schuldigen Gefängnis droht. Oder die Todesstrafe. Oder sonst was. Damit endlich Druck auf diejenigen ausgeübt wird, wer auch immer ihn hat. Bisher haben alle nur rumgeredet …«
    »Sie werden die Leute also anrufen?«
    »Ja, aber das wird nichts bringen«, entgegnete sie. »Er ist nicht aus freien Stücken verschwunden. Er ist bei keinem Freund. Das hätte man mir gesagt. Außerdem …« Sie zögerte.
    »Was?«, fragte Jake.
    »Er verbringt die meiste Zeit in unserer Wohnung in New York. Dort hat er zwei Katzen. Als er verschwand, also vermutlich an jenem Freitagnachmittag, hat niemand gemerkt, dass er fort war, bis er am Montag nicht zu seinen Terminen erschien. Als wir in der Wohnung anriefen, meldete sich die Hausangestellte. Sie sagte, er wäre nicht da, aber das war noch nicht alles. Das ganze Wochenende hatte niemand die Katzen gefüttert. Sie hatten kein Futter und kein Wasser und haben aus der Toilette getrunken. Das hätte Linc niemals getan, er hätte die Katzen niemals unversorgt gelassen. Selbst wenn er vorgehabt hätte zu verschwinden, hätte er unter irgendeinem Vorwand dafür gesorgt, dass sich jemand um die Katzen kümmert.«

    Jake blickte auf seinen Schoß, berührte seine Stirn mit dem Mittelfinger und fing unbewusst an zu reiben. Bei jeder Jagd, bei jedem Verhör gab es Schlüsselmomente, wo jemand etwas sagte, das zunächst seltsam und nebensächlich erscheinen mochte, in Wirklichkeit aber von entscheidender Bedeutung war.
    Madison missverstand seine Reaktion. »Was? Sie glauben mir nicht?«
    »Doch, doch«, sagte Jake und blickte wieder auf. »Das ist das erste Detail, das mich überzeugt, dass Sie vielleicht recht haben. Dass er nicht freiwillig verschwunden ist.«
    Da endlich lockerte sich ihre Haltung ein wenig. »Das hab ich allen zu erklären versucht. Er würde niemals die Katzen im Stich lassen.«
     
    Jake betrachtete sie mehrere Sekunden lang, dann sagte er: »Sie erwähnten, dass er den größten Teil seiner Zeit in New York verbrachte. Waren Sie in dieser Zeit mit ihm zusammen?«
    »Nein, ich …« Sie hielt inne, sah Black an und sagte dann: »Wir haben uns nicht wirklich getrennt, wir haben ein freundschaftliches Verhältnis zueinander. Aber wir leben nur noch selten zusammen. Er verbringt die meiste Zeit in New York, ich bin größtenteils auf unserer Farm. Meistens treffen wir uns hier in Washington … wenn wir uns treffen.«
    Jake verstand das als komplizierte Umschreibung dafür, dass sie nicht mehr miteinander schliefen.
    »Halten Sie es für möglich … wenn Sie nur ein freundschaftliches Verhältnis haben, dass er jemand anderen hat? Jemanden, mit dem er vielleicht eine Zeit lang weggefahren ist?«
    Sie reagierte gereizt. »Nein, das tue ich nicht. Ganz ehrlich, wenn er so etwas vorgehabt hätte, hätte er es mir gesagt. Und er hätte für die Katzen gesorgt.«
    Okay, genug davon.

    Jake sah Black an, dann Madison. »In der Bürokratie gibt es eine Leitmotiv genannte Grundregel . Haben Sie schon mal davon gehört?«
    Madison schüttelte den Kopf, doch Black nickte. »Aus Winter’s Guide . Man fragt, wer profitiert ?«
    »Genau«, sagte Jake, »obwohl ich zunächst gar nicht daran gedacht habe. Ist mir gerade in den Sinn gekommen.« Er sah Madison unverwandt an. »Bei jeder Analyse eines verworrenen politischen Problems muss man sich fragen: ›Wer profitiert? ‹ Damit findet man die Antwort auf jede politische oder die Bürokratie betreffende Frage. Senator Bowe verschwindet also unter zweifelhaften Umständen, und man fragt sich: ›Wer profitiert?‹«
    »Und?«, fragte sie.
    Jake schüttelte den Kopf. »Ganz bestimmt nicht diese Regierung. Die größten Nutznießer sind bisher die politischen Verbündeten Ihres Mannes gewesen. Und der größte Verlierer ist im Moment Arlo Goodman.«
    »Aber …«
    »Ich weiß, dass Sie von Governor Goodman nichts halten.«
    »Er ist ein Arschloch«, sagte sie.
    »Sie verstehen also mein

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