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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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vor?«, fragte Merkin.
    Jake hatte die Situation auf die Spitze getrieben, nun konnte er einlenken. Nun musste er einlenken, da er nichts in der Hand hatte außer diesem einen kryptischen Hinweis.
    »Die Wisconsin-Geschichte könnte euch um die Ohren fliegen. Und hier geht es jetzt um Mord«, sagte er. »Doch bisher braucht nichts davon nach draußen zu dringen. Es ist bloß ein bürokratisches Tänzchen. Doch ich würde dir raten, Tom, dass du und Jay euch mal mit Ms. Packer zusammensetzt und ein längeres Gespräch führt. Sie hat in eurem Namen gehandelt, und ihr habt bereits genug Probleme. Diese Bowe-Geschichte ist ein Albtraum. Es wird einen Riesenärger geben, und selbst wenn ihr nur am Rande betroffen seid, könnte euch das immer noch für lange Zeit in den Knast bringen.«
    »Ms. Packer hat nicht in unserem Namen gehandelt. Wenn sie irgendwas getan hat, dann in ihrem eigenen Namen. Das RNC hat nichts mit … hat mit gar nichts was zu tun.«
    Jake lächelte. »Ich wünschte, ich könnte das Bill Danzig auf Tonband mitnehmen. Er würde es ins Fernsehen bringen.«
    Merkin lächelte nicht zurück. »Wir müssen darüber reden. Ich melde mich bei dir. Schon bald.«
    »Tu das.«
     
    Auf dem Weg hinaus gab er Merkin seine private Telefonnummer.
    »Wenn du etwas hörst, ruf mich an. Jederzeit. Egal wie spät
es ist.« Er verabschiedete sich, nickte Packer ohne ein Lächeln zu. Sie gifteten sich bereits an, als die Tür hinter ihm zufiel. Er passierte erneut die Sicherheitskontrolle und stellte sich vor, dass sie, wenn er am Fuß der Treppe angelangt war, Packer bereits einen rot glühenden Eisenstab an die Fußsohlen hielten.
    Vielleicht würden sie damit ja etwas aus ihr herauskriegen; vielleicht auch nicht.
    Doch so wie sich Packer verhalten hatte, war er zuversichtlich, dass etwas dabei herauskommen würde.

8
    Jake hatte nicht erwartet, noch vor dem Mittagessen etwas von Howard Barber zu hören, doch Barber rief ihn zurück, als er gerade auf dem Heimweg war.
    »Können Sie mir sagen, worüber genau Sie mit mir reden wollen?«, fragte Barber.
    »Nicht übers Handy«, sagte Jake. »Nur ganz allgemein: Ich habe gestern Abend mit einer Bekannten von Ihnen gesprochen, und sie hat gesagt, ich solle mich mit Ihnen in Verbindung setzen. Es geht um ihren Mann.«
    »Ah.« Pause. »Ich bin in Arlington. Wo wohnen Sie?«
    »In Burleith, nördlich von Georgetown.«
    »Dann könnte ich doch eigentlich vorbeikommen. Um eins?«
    Jake hätte Barber lieber in seinem Büro getroffen, um einen Eindruck davon zu bekommen und sich ein Urteil zu bilden. Aber er konnte das Angebot schlecht ablehnen. »Geht in Ordnung.«

    Jake hatte nur noch ein Ei übrig. Davon machte er sich ein Sandwich mit Eiersalat und ging dann in seinen winzigen Garten hinter dem Haus, um den Golfschläger ein bisschen zu schwingen und sein Hüftgelenk zu trainieren. Um für den Sommer fit zu werden. Er machte fünfzig Abschläge, bemüht, beim Durchschwingen nicht mit seinem kaputten Bein einzuknicken, und schwitzte, als er damit fertig war. Er hatte das 6er-Eisen gerade weggelegt, als Barber kam.
     
    Howard Barber war ein großer schwarzer Mann. Er trug einen stahlgrauen Anzug, ein schwarzes Golfhemd und eine undurchsichtige Sonnenbrille mit blauem Glitzergestell. In einem Ohr hing ein Telefonhörstöpsel. Jake sah ihn über den Graben im Vorgarten klettern und ging zur Tür. Barber hatte kaum geklingelt, da riss Jake schon die Tür auf.
    »Mr. Barber? Kommen Sie rein. Ich hätte Ihnen sagen sollen, dass hier eine Baustelle ist. Dann hätten Sie hinten herum kommen können …«
    Jake führte ihn ins Arbeitszimmer und bat ihn, auf einem Lesesessel in der Ecke Platz zu nehmen. Barber setzte sich vorsichtig hin und sah sich im Raum um, dann schlug er die Beine übereinander und lehnte sich zurück. »Nett hier«, sagte er. »Dieser neue Gehweg wird vermutlich den Wert Ihres Hauses in die Höhe schießen lassen.«
    »Das behaupten meine Nachbarn auch«, erwiderte Jake.
    Sie plauderten eine Weile über Immobilienpreise, dann sagte Barber: »Ich hab heute Morgen mit Maddy gesprochen, nachdem ich Sie angerufen hatte. Sie hat mir erzählt, was Sie so machen. Ich verstehe nicht, wie ich Ihnen helfen soll.«
    »Sie hat gesagt, Sie wären der engste Freund von Lincoln Bowe gewesen. Bowe ist möglicherweise entführt und ermordet worden …«
    »Was soll das heißen, möglicherweise ?« Barber runzelte
die Stirn und beugte sich vor. »Der Junge ist tot. Enthauptet.

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