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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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Wand hinter ihr war jedoch gut einen halben Meter dick – eine Brandmauer -, und zwischen dieser Wand und einer weiteren Innenwand aus Beton befand sich ein Kontrollsystem wie am Flughafen.
    Er ging durch die Sicherheitskontrolle. Der Wachposten warf einen kritischen Blick auf seinen Stock, röntgte ihn, gab ihn zurück und ließ Jake durch eine Tür in der inneren Wand
in den eigentlichen Empfangsbereich. Hier saß eine weniger entbehrliche Empfangsdame. Sie wusste, wer er war, obwohl er sie noch nie gesehen hatte. Sie war eine dieser lächelnden und geschwätzigen Frauen, die immer an vorderster Front sa ßen. Natürlich hatte sie seinen Lebenslauf im Computer nachgelesen.
    »Mr. Winter. Schön, Sie zu sehen. Tom, Barb und Jay erwarten Sie.«
    Merkin, Barbara Packer und Jay Westinghouse saßen in einem Sitzungszimmer im hinteren Teil des Gebäudes. Jake klopfte und ging hinein. Ihren Gesichtern nach zu urteilen war er gerade in eine erhitzte Diskussion hineingeplatzt. Merkin hatte er bereits mehrfach getroffen. Dieser stellte ihm Packer und Westinghouse vor. »Jay ist unser Anwalt. Wir dachten, was soll’s, er kann genauso gut dabeisitzen.«
    Yeah, was soll’s. »Kein Problem«, sagte Jake.
    Merkin war schlank, aber schlaff, wie jemand, der wenig aß, aber keinerlei Sport trieb. Westinghouse war geschniegelt, aber ein bisschen zu schwer. Offenbar liebte er seine Martinis.
    Packer wirkte gestresst. Sie war Ende vierzig, ein eher dunkler Typ, und hatte eine praktische Kurzhaarfrisur. Sie trug einen nüchternen blauen Hosenanzug, fast wie ein Herrenanzug geschnitten, aber ohne dass es zu offenkundig gewesen wäre, und statt Krawatte ein Tuch in Kobaltblau und Gold um den Hals. Sie verteilten sich um den Konferenztisch aus Rosenholz, Jake verschränkte seine Finger ineinander, lächelte Packer an und fragte: »Haben Sie irgendeine Idee, weshalb Senator Bowe getötet worden sein könnte? Irgendein politischer oder persönlicher Konflikt, der in Gewalt ausgeartet ist?«
    Die beiden anderen Männer sahen sie an. »Nein, natürlich nicht«, sagte sie. Sie hatte verkniffene Lippen, die Mundwinkel waren an beiden Enden nach unten gezogen. Gleichzeitig wirkte sie aufrichtig erstaunt.

    Westinghouse mischte sich ein. »Ist das … Welchen Status hat das hier?«
    Jake zuckte mit den Schultern. »Ich frage Ms. Packer lediglich nach Senator Bowe. Wenn sie keine Ahnung hat, warum er ermordet worden sein könnte, ist das okay. Wenn sie etwas weiß, sollte sie es besser sagen oder damit rechnen, dass sie sich für die nächsten Jahre von ihren Kindern verabschieden kann.«
    »So etwas möchte ich nicht hören«, sagte Westinghouse.
    »Sie können es entweder inoffiziell von mir hören oder vom FBI, wenn dessen Leute sie zu Hause abholen«, sagte Jake halb an Packer, halb an Westinghouse gerichtet. »Man hat uns mit dieser Bowe-Geschichte im Regen stehen lassen, und das lassen wir uns nicht gefallen. Die Einzigen, die von dieser Sache profitieren, seid ihr. Die Presse wird Goodman und damit auch uns Geschichten von Richter Crater und schwarzen Hubschraubern und sonstige Verschwörungstheorien um die Ohren hauen. Wenn wir alles durchgeackert haben und klarer sehen, wird jemand dafür bezahlen. Wenn da irgendeine politische Sache im Gange ist …«
    »Jake, das ist dummes Gerede«, sagte Merkin und schob seinen Stuhl zurück. »Das musst du doch selber wissen.«
    »Nein, das weiß ich nicht«, entgegnete Jake. »Ich fürchte, dass jemand auf unterer Ebene, ein einfacher Mitarbeiter – Ms. Packer zum Beispiel – weiß, dass da irgendwas läuft, und sich für besonders clever hält. Ich glaube nicht, dass ihr selber etwas darüber wisst, denn ihr seid wirklich clever.« Er nickte Merkin zu, als er das sagte, immer schön schmeicheln. »Aber irgendjemand weiß etwas. Und wenn das jemand ist, der sich für clever hält … nun denn.« Er zuckte mit den Schultern.
    Merkin blickte zu Packer. »Und du weißt nichts?«
    »Nein.« Sie sah weder Merkin noch Jake an, und Jake spürte ein Kribbeln. Irgendetwas wusste sie.

    »Worüber haben Sie und Tony Patterson vor drei Wochen drüben im Watergate gesprochen?«, fragte Jake.
    Ihr Gesicht wurde kreidebleich. Sie betrachtete ihn einen Moment lang, als hätte er sich gerade in eine Viper verwandelt, dann schüttelte sie den Kopf und stieß ihren Stuhl nach hinten. »Oh nein.« Sie sah Westinghouse an. »Ich werde mit diesem Mann keine Sekunde länger reden.«
    »Was zum Teufel geht hier

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